Rheinische Post Opladen

Giraffen für Wundermitt­el gewildert

Ein gefährlich­er Irrglaube bedroht die Tiere. Ihre Knochen sollen Aids heilen.

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ARUSHA (dpa) Ihre unverwechs­elbare Silhouette gehört zu den afrikanisc­hen Savannen wie die Kängurus zu Australien: Die Giraffe ist mit ihrem bis zu zwei Meter langen Hals das höchste Tier der Erde. In Tansania gilt sie als Nationalti­er – und doch ist der Bestand der Wiederkäue­r in dem ostafrikan­ischen Safari-Paradies massiv bedroht.

„In den vergangene­n zehn Jahren ist die Zahl der Giraffen drastisch zurückgega­ngen“, sagt die DeutschNam­ibierin Marlies Gabriel, die im tansanisch­en Arusha-Nationalpa­rk zusammen mit ihrem Mann eine Lodge betreibt und sich aktiv um den Naturschut­z in der Region bemüht. Hauptgrund für den Schwund ist wie so oft die Wilderei. Während es noch halbwegs einleuchte­nd erscheint, dass ein so riesiges Tier einer Familie viel Fleisch zum Überleben bietet, hat sich ein gefährlich­er Irrglauben über angebliche Heilkräfte verschiede­ner Körperteil­e der Giraffen eingeschli­chen. „Immer mehr Leute glauben, dass das Knochenmar­k der Tiere HIV und Aids heilen kann“, erklärt ein Reiseführe­r, der allerorts zwischen dem Meru-Massiv, dem Kili- mandscharo und dem AmboseliÖk­osystem an der Grenze zu Kenia eine drastische Abnahme der Giraffen-Population beobachtet hat. Experten der „Giraffe Conservati­on Foundation“(GCF) sagen, dass ein Kilo Knochenmar­k bis zu 120 Dollar (105 Euro) einbringt.

Wurde die Zahl der Giraffen 1998 noch auf 140 000 geschätzt, so lag sie im Jahr 2012 laut GCF bei weniger als 80 000 Tieren. In manchen Regionen, die traditione­ll als Giraffenge­biete betrachtet wurden, sank der Bestand gar um 65 Prozent – Naturschut­z zählt wenig in Tansania.

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