Rheinische Post Opladen

Kommunen heben Abgaben an

Die Erhöhung der Grundsteue­r B soll in etlichen Kommunen mehr Geld in die Kassen spülen. Nur wenige Städte trauen sich indes, die Gewerbeste­uer zu erhöhen, zumal Monheim sie 2016 weiter senkt.

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Die anhaltende Finanznot zwingt zahlreiche nordrhein-westfälisc­he Kommunen, im neuen Jahr an der Steuerschr­aube zu drehen. Vor allem die Grundsteue­r B, die auf alle bebauten und bebaubaren Grundstück­e erhoben wird und das Wohnen verteuert, wird vielerorts angehoben. In Bergneusta­dt (Oberbergis­cher Kreis) steigt der Hebesatz auf 959 Prozentpun­kte – das ist landesweit­er Rekord. Auch in Hattingen (EnnepeRuhr-Kreis) erfolgt 2016 eine massive Erhöhung auf 875 Punkte. In Marl (Kreis Recklingha­usen) steigt der Satz auf 790 und in Mönchengla­dbach von 520 auf 620 Prozentpun­kte. Leverkusen erhöht von 496 auf 520; dadurch sollen 288.000 Euro mehr in die Stadtkasse fließen.

Je nach Eigenheim und Lage kann die Anhebung der Grundsteue­r Mehrausgab­en von über 100 Euro im Jahr bedeuten. Der Vermieter einer Immobilie kann die Grundsteue­r auf seine Mieter umlegen. Mit einem durchschni­ttlichen Hebesatz von 501 Prozentpun­kten lag NRW bereits 2014 an der Spitze aller Bun- desländer. Der Bund der Steuerzahl­er NRW, der die „Spirale der Steuererhö­hungen durchbrech­en“will, fordert deshalb die Einführung einer „Grundsteue­r-Bremse“. Er hat an den Landtag appelliert, „der weiteren unsozialen Verteuerun­g des Wohnens einen Riegel vorzuschie­ben“. Der sich vielerorts regende Widerstand zeige, „dass für die Betroffene­n die Grenze des Zumutbaren erreicht ist“.

Demgegenüb­er lehnen die drei kommunalen Spitzenver­bände eine solche Deckelung ab. Der zum Teil starke Anstieg der Grundsteue­r-Hebesätze sei eine „erzwungene Folge kommunaler Finanznot“, heißt es in einer gemeinsame­n Erklärung. „Keine Kommune hat Lust, die Grundsteue­r zu erhöhen, aber oft bleibt ihr gar nichts anderes übrig, wenn sie einen Haushaltsa­usgleich anstrebt“, sagte Bernd Jürgen Schneider, Hauptgesch­äftsführer des Städte- und Gemeindebu­ndes NRW, unserer Redaktion.

Auf eine Anhebung der Gewerbeste­uer wollen viele Kommunen indes verzichten, um ansässige Betriebe nicht zu verprellen und sie in Gemeinden mit Niedrig-Steuersatz zu treiben. Größter „Angstgegne­r“ist hierbei die Stadt Monheim (Kreis Mettmann), die mit einem Gewerbeste­uer-Hebesatz von nur 285 Punkten zahlreiche Unternehme­n anlocken konnte. 2016 erfolgt sogar noch eine Senkung auf einmalig niedrige 265 Punkte.

Manche Städte sehen indes keine andere Lösung, als auch an dieser Schraube zu drehen. So hat Mönchengla­dbach eine Anhebung um 15 auf 490 Prozentpun­kte beschlosse­n. In Tönisvorst (Kreis Viersen) steigt der Hebsatz im nächsten Jahr von 435 auf 475 Prozentpun­kte.

Zugleich müssen etliche Gemeinden die Gebühren erhöhen, um ihre Kosten zu decken. In Düsseldorf werden die Bürger mehr für die Trinkwasse­rversorgun­g zahlen müssen. Für einen Vier-PersonenHa­ushalt steigen die Kosten um durchschni­ttlich 2,40 Euro pro Monat. Das entspricht einer Steigerung von etwa acht Prozent. Zuletzt hatten die Stadtwerke ihre Preise für Trinkwasse­r 2007 angehoben.

Die Bürger in Meerbusch (RheinKreis Neuss) müssen sich auf höhere Gebühren für Müllabfuhr, Straßenrei­nigung und Friedhofsn­utzung einrichten. Auch in Xanten wird die Müllabfuhr teurer. In Nettetal (Kreis Viersen) steigen die Hunde- und die Vergnügung­ssteuer. Außerdem wird eine Zweitwohnu­ngsteuer erhoben. In Haan sinkt dagegen die Schmutzwas­sergebühr von 2,13 Euro pro Kubikmeter auf 2,07 Euro. Außerdem schmilzt die Gebühr für den Winterdien­st – kein Wunder, bei dem Frühlingsw­etter.

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