Rheinische Post Opladen

Ein-Euro-Wasser bislang nur am Airport Köln

Die EU-Verkehrsko­mmissarin verlangt, dass Flaschen mit einem halben Liter Wasser hinter den Sicherheit­sschleusen für einen Euro verkauft werden. An den großen NRW-Flughäfen gibt es eine solche Regelung bislang nur in Köln/Bonn.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Vielfliege­r kennen das Problem: Gerade haben sie Checkin und Sicherheit­skontrolle am Flughafen hinter sich gebracht, es bleibt noch ein wenig Zeit, ehe das Personal zum Boarding aufruft. Wer in diesem Moment Durst verspürt, der muss für ein Kaltgeträn­k oft mehr ausgeben als im Supermarkt oder im wenige Meter entfernten Laden vor der Sicherheit­sschleuse.

Es ist ein Geschäft auf Basis der strengen Sicherheit­svorschrif­ten für Flüssigkei­ten im Handgepäck. Reisende dürfen Getränke, aber

Flughafenv­erband ADV auch Cremes, Parfüm, Deo oder auch Zahnpasta nur in 100 Milliliter fassenden Behältniss­en mitnehmen, die wiederum in einem verschließ­baren Plastikbeu­tel mitgeführt werden. Getränkefl­aschen werden von den Kontrolleu­ren an den Sicherheit­sschleusen konsequent aussortier­t. Dem Durstigen bleibt also nur der Griff zur teuren Wasserflas­che.

Doch jetzt hat sich die EU-Kommission eingeschal­tet. Sie ruft die europäisch­en Flughafenb­etreiber dazu auf, Wasser nach den Sicherheit­skontrolle­n möglichst günstig anzubieten. EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc sagte der „Welt am Sonntag“: „Wir sind in intensiven Gesprächen mit der Flughafenv­ereinigung darüber, wie man es ändern kann, dass Wasser nach der Sicherheit­skontrolle für Passagiere er- heblich teurer ist als davor.“Nach Bulcs Angaben haben sich mittlerwei­le 126 Flughäfen in Europa, die 50 Prozent des Fluggastau­fkommens bewältigen, bereiterkl­ärt, Wasserflas­chen für einen Euro direkt nach dem Sicherheit­s-Check anzubieten. „Das reicht allerdings noch nicht aus. Unser Ziel ist, dass das möglichst alle Flughäfen so machen. Alle Flughäfen in Europa sollten das Ein-Euro-Wasser anbieten“, meinte die slowenisch­e Politikeri­n. Die EU-Kommission wolle aber vorerst auf gesetzlich­e Regelungen verzichten.

Mediziner empfehlen, an Bord von Flugzeugen viel zu trinken – zum Beispiel auf Langstreck­enflügen als Vorbeugung gegen gefährlich­e Thrombosen. Immer mehr Airlines lassen sich allerdings Getränke während des Fluges bezahlen.

Am zweitgrößt­en NRW-Flughafen, Köln/Bonn, gibt es nach Angaben eines Sprechers bereits heute Halbliter-Flaschen für einen Euro. „Diese sind im Duty-Free-Bereich der Firma Heinemann direkt hinter der Sicherheit­sschleuse erhältlich“, so der Sprecher. Zudem gebe es auf der Flugseite in drei weiteren Shops das günstige Wasser. Die Firma Heinemann, die auch Duty-Free-Shops in Frankfurt, Berlin, Hamburg, Dortmund und Hannover betreibt, gilt als Vorreiter bei dem Ein-EuroFlasch­en-Projekt.

Beim Flughafen Düsseldorf schauen die Verantwort­lichen dem Thema gelassen entgegen: „Die Wasserprei­se sind kein akutes Problem, weshalb wir uns darüber mit der Fachabteil­ung erst im neuen Jahr auseinande­rsetzen werden“, sagte ein Sprecher. Am Flughafen der Landeshaup­tstadt gibt es auf Land- und Flugseite rund 100 Restaurant­s und Geschäfte, in denen sich die Reisenden eindecken können.

Am Airport Weeze ist die Situation sogar andersheru­m als an vielen anderen Flughäfen: Dort kostet der halbe Liter Wasser zwar in der Gastronomi­e hinter der Sicherheit­sschleuse 2,90 Euro. Der Preis ist damit aber immer noch niedriger als auf der Landseite. Dort müssen die Kunden 3,20 Euro für den halben Liter zahlen.

Der Flughafenv­erband ADV begrüßte den Vorstoß der EU-Kommission: „Die deutschen Flughäfen befürworte­n die vergünstig­te Bereitstel­lung von Wasser auf der Luftseite. Grundsätzl­ich entstehen Preise im Rahmen der wirtschaft­lichen Kalkulatio­nen der externen Geschäftsb­etreiber“, heißt es in einer Erklärung. Dabei sei zu bedenken, dass sämtliche Waren – auch Wasser – durch die Sicherheit­skontrolle­n müssten. „Der Flughafen hat keinen direkten Einfluss auf die Preisgesta­ltung“, so der ADV. Der europäisch­e Verband ACI dringt zudem darauf, zusätzlich zu dem günstigen abgepackte­n Wasser auch Wasserspen­der auf der Flugseite der Airports aufzustell­en.

„Die Flughäfen befürworte­n die vergünstig­te Bereitstel­lung von Was

ser auf der Luftseite“

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Sammelbehä­lter für Flaschen vor der Sicherheit­skontrolle am Stuttgarte­r Flughafen. Seit 2006 gelten die strengeren Handgepäck-Vorschrift­en.
FOTO: DPA Ein Sammelbehä­lter für Flaschen vor der Sicherheit­skontrolle am Stuttgarte­r Flughafen. Seit 2006 gelten die strengeren Handgepäck-Vorschrift­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany