Rheinische Post Opladen

US-Maler Ellsworth Kelly mit 92 Jahren gestorben

- VON CHRIS MELZER

NEW YORK (dpa) Wenn Ellsworth Kelly zuletzt auftrat, zog er ein Wägelchen hinter sich her. Darauf lag eine Sauerstoff­flasche, ein Schlauch führte zur Nase des alten Mannes. Aber er wollte noch auftreten, sich noch zu Wort melden. Ellsworth Kelly gehörte zu den einflussre­ichsten Künstlern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts. Jetzt ist der US-Maler und Bildhauer mit 92 Jahren in seinem Haus in Spencerton nahe New York gestorben.

Kelly galt als einer der wichtigste­n Vertreter des „Hard Edge“. Das wird nicht umsonst mit harte Kante übersetzt: Abstrakte Darstellun­gen mit klaren Linien und wenigen, unvermisch­ten, stark akzentuier­ten Farben. Am besten auf weißem, zumindest einfarbige­m Untergrund. Kellys Farben sind wie aus dem LegoKasten: Leuchtend rot, strahlend gelb, tiefblau, aber schön getrennt. Das mochte unkreativ wirken, aber die Kreativitä­t besteht darin, etwas daraus zu machen. Mehrmals nahm Kelly an der Documenta in Kassel teil. 1973 widmete ihm das Museum of Modern Art in New York die erste Retrospekt­ive. Eine weitere Retrospekt­ive des New Yorker Guggenheim-Museums im Jahr 1996 wurde später im Haus der Kunst in München gezeigt. Im Jahr 2000 erhielt Ellsworth Kelly den Praemium Imperiale, eine der wichtigste­n Auszeichnu­ngen in der Kunst. 2013 überreicht­e ihm USPräsiden­t Barack Obama die National Medal of Arts, die höchste Auszeichnu­ng der USA für Künstler. 1958 schuf Kelly seine erste Skulptur. Was er da aus Holz schnitt, glich dem Totempfahl der Indianer. Später verwendete er mehr Metall, und diese Kunst sicherte ihm einen Platz im Herzen Deutschlan­ds: Auf dem Innenhof der US-Botschaft in Berlin wurde 2008 ein Totem von ihm aufgestell­t, zwölf Meter hoch, 15 Tonnen schwer.

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