Protest in Neuss gegen die Belegung von Turnhallen
NEUSS Die Belegung von Turnhallen mit Flüchtlingen stößt zunehmend auf Kritik. Allmählich drohe der „Zusammenbruch der sportlichen Infrastruktur“, heißt es in einem Brandbrief des Neusser Sportbundes, der auch an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gerichtet ist. Die Regierung wird aufgefordert, dafür zu sorgen, dass keine weiteren Flüchtlinge mehr in Sportstätten untergebracht werden müssten.
Aus allen Kommunen des RheinKreises Neuss würden erhebliche Einschränkungen im Sportbetrieb gemeldet. Dies gelte sowohl für das Vereinswesen als auch für den Schulsport: „Unsere Sportvereine wissen nicht mehr, wie sie die Einschränkungen kompensieren können.“Mitgliederverluste, Einnahmeausfälle und die verpflichtende Weiterbezahlung von Übungsleitern bedrohten manche Vereine bereits in ihrer Existenz. Unverständlich sei, dass Sporthallen als Notun- terkünfte dienten, während Einrichtungen des Bundes und des Landes leer stünden. Der Sport leiste eine wichtige Integrationsarbeit, doch nun drohe der „Integrationsmotor Sport abzusaufen“, heißt es weiter. Noch gebe es zwar „eine diffuse Grundstimmung, den Flüchtlingen beizustehen. Aber die Stimmung kippt zusehend.“
Der Landesportbund NRW hat bereits vor Wochen gemahnt, dass die Nutzung von Sporthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen keine Dauerlösung sein dürfe. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat kurz vor Weihnachten angekündigt, dass das Land die als Notaufnahmeeinrichtung genutzten Turnhallen ab Februar aufgeben wolle. Allerdings könne er nicht sagen, ob die Kommunen diese Gebäude nicht anschließend für die ihnen neu zugewiesenen Asylbewerber nutzen würden. Nach Angaben des Städte- und Gemeindebundes sind in NRW mehr als 400 Turnhallen mit Asylbewerbern belegt.