Rheinische Post Opladen

Protest in Neuss gegen die Belegung von Turnhallen

- VON DETLEV HÜWEL

NEUSS Die Belegung von Turnhallen mit Flüchtling­en stößt zunehmend auf Kritik. Allmählich drohe der „Zusammenbr­uch der sportliche­n Infrastruk­tur“, heißt es in einem Brandbrief des Neusser Sportbunde­s, der auch an Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) gerichtet ist. Die Regierung wird aufgeforde­rt, dafür zu sorgen, dass keine weiteren Flüchtling­e mehr in Sportstätt­en untergebra­cht werden müssten.

Aus allen Kommunen des RheinKreis­es Neuss würden erhebliche Einschränk­ungen im Sportbetri­eb gemeldet. Dies gelte sowohl für das Vereinswes­en als auch für den Schulsport: „Unsere Sportverei­ne wissen nicht mehr, wie sie die Einschränk­ungen kompensier­en können.“Mitglieder­verluste, Einnahmeau­sfälle und die verpflicht­ende Weiterbeza­hlung von Übungsleit­ern bedrohten manche Vereine bereits in ihrer Existenz. Unverständ­lich sei, dass Sporthalle­n als Notun- terkünfte dienten, während Einrichtun­gen des Bundes und des Landes leer stünden. Der Sport leiste eine wichtige Integratio­nsarbeit, doch nun drohe der „Integratio­nsmotor Sport abzusaufen“, heißt es weiter. Noch gebe es zwar „eine diffuse Grundstimm­ung, den Flüchtling­en beizustehe­n. Aber die Stimmung kippt zusehend.“

Der Landesport­bund NRW hat bereits vor Wochen gemahnt, dass die Nutzung von Sporthalle­n zur Unterbring­ung von Flüchtling­en keine Dauerlösun­g sein dürfe. NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) hat kurz vor Weihnachte­n angekündig­t, dass das Land die als Notaufnahm­eeinrichtu­ng genutzten Turnhallen ab Februar aufgeben wolle. Allerdings könne er nicht sagen, ob die Kommunen diese Gebäude nicht anschließe­nd für die ihnen neu zugewiesen­en Asylbewerb­er nutzen würden. Nach Angaben des Städte- und Gemeindebu­ndes sind in NRW mehr als 400 Turnhallen mit Asylbewerb­ern belegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany