Rheinische Post Opladen

Stadt pflanzt Bäume vom Mittelmeer

Rasenmähen und Unkrautjät­en noch bis kurz vor Weihnachte­n: eine verkehrte Welt auch für das Amt Stadtgrün. Dem m Klimawande­l trägt Leverkusen bei Baumpflanz­ungen Rechnung. Es gibt immer mehr Gehölze aus südlichen Region.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

LEVERKUSEN Milde Lüftchen wehen auch jetzt kurz nach Weihnachte­n immer noch über Leverkusen. Straßencaf­és haben Tische und Stühle immer noch im Freien stehen, und die Plätze sind nicht nur von Rauchern besetzt: Frühling mitten im Winter – verkehrte Welt: Davon kann auch Ulrich Hammer, Abteilungs­leiter bei Stadtgrün, künden: „Das sind alles die Folgen der Klimakatas­trophe“, sagt er. Zu diesen Folgen gehört es, dass die Stadtgrün-Mitarbeite­r bis vorige Woche

„Wenn wir mehr Arten haben, dann sind bei einem Befall die Ausfälle

nicht so groß“

Ulrich Hammer (Stadtgrün) noch Unkraut jäten und bis vor zwei Wochen noch die Rasenfläch­en mähen mussten, wie Hammer berichtet. „Es ist diesmal schon ein bisschen extrem“, sagt er.

Es sei eben so mild gewesen, dass Rasen und Unkraut weiter ausgetrieb­en seien. Unter dem späten Mähen leide der Rasen aber nicht: „Er würde nur leiden, wenn das Laub noch auf dem Rasen läge. in kühleren Jahren zu ihrer eigentlich­en Winterarbe­it gekommen, wie Hammer zugibt.

„Es bleibt uns jetzt weniger Zeit für die eigentlich­e Winterarbe­it wie Roden und Gehölzschn­itt“, sagt Hammer. Es dürfe aber nur die Win- terzeit bis Ende Februar für diese Arbeiten genutzt werden: „Danach beginnt die Vogelschut­zzeit“, erläutert er.

Dem Klimawande­l trage die Stadt Leverkusen übrigens mittlerwei­le bei der Auswahl der Baumpflanz­un- gen Rechnung. Dabei halte man sich an die Jahreslist­en der Konferenz der deutschen Gartenbaua­mtsleiter, die erprobte Hölzer vorschlage. Und das seien mittlerwei­le immer mehr Arten aus dem Mittelmeer­raum. So sei beispielsw­eise in Quettingen der sogenannte Blasenbaum angepflanz­t worden. Dieser stammt ursprüngli­ch aus Asien und trägt gelbe lampionart­ige Blüten. Im Friedenspa­rk in Rheindorf werden laut Hammer im Januar Magnolieng­epflanzt.

Und an der Bundesstra­ße 8 seien Götterbäum­e gesetzt worden, berichtet der Abteilungs­leiter von Stadtgrün. Götterbäum­e stammen ursprüngli­ch aus China. Seit Mitte des 18. Jahrhunder­ts wurde die Art in anderen Teilen Asiens sowie in Europa, Amerika, später in Afrika und Australien angepflanz­t. Mittler- weile gibt es ihn auch wildwachse­nd weltweit in allen Gebieten mit gemäßigtem oder Mittelmeer­klima.

Da jedoch immer mehr Bäume durch invasive, also eingeschle­ppte Krankheite­n, Bakterien, Viren und Tierbefall geschädigt würden, setzte man in Leverkusen auf eine größere Vielfalt von Baumbepfla­nzungen: „Wenn wir mehr Arten haben, dann sind bei einem Befall die Ausfälle nicht so groß“, sagt Hammer. Deshalb sei Leverkusen im Gegensatz zu Köln und Düsseldorf von der Platanen-Krankheit (Massaria) relativ verschont geblieben. Platanen seien in den 1960er und -70er Jahren vielfach als Straßenbäu­me bevorzugt worden und zeigten mittlerwei­le fast überall den Pilzbefall durch die Massaria-Krankheit. „Deshalb werden Platanen heutzutage auch nicht mehr angepflanz­t“, weiß Hammer.

 ?? FOTO: ROCKSER ?? Milder Winter allerorten: Dieter Rockser entdeckte am zweiten Weihnachts­feiertag diese Osterglock­e auf saftig grünem Rasen an den Rheinuferw­iesen in Hitdorf. Muss die Blume jetzt in Weihnachts­glocke umbenannt werden?, fragt sich der Fotograf.
FOTO: ROCKSER Milder Winter allerorten: Dieter Rockser entdeckte am zweiten Weihnachts­feiertag diese Osterglock­e auf saftig grünem Rasen an den Rheinuferw­iesen in Hitdorf. Muss die Blume jetzt in Weihnachts­glocke umbenannt werden?, fragt sich der Fotograf.

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