Rheinische Post Opladen

Chinesen vertrauen deutschen Waren

Für E-Commerce ist China der wichtigste Markt der Welt, davon profitiere­n deutsche Hersteller. Zugleich prescht China bei der Digitalisi­erung vor, etwa mit der App WeChat. Der Kongress „China trifft NRW“diskutiert über die Chancen.

- VON DANIEL FIENE UND REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF China ist noch vor den USA wichtigste­r Markt für E-Commerce weltweit. Digital bestellte Waren spielen eine immer größere Rolle im Handelsaus­tausch zwischen der Volksrepub­lik und Deutschlan­d. Und gerade NRW profitiert von Ideen aus dem Reich der Mitte. Dies sind Kernaussag­en von Diskussion­srunden gestern auf dem Kongress „China trifft NRW“, zu dem die Rheinische Post Unternehme­r und Politiker aus beiden Ländern eingeladen hatte.

Einer der wichtigste­n Digital-Investoren aus China ist der Konzern Huawei, der in Düsseldorf seine Deutschlan­d- und Europazent­rale hat. Vize-Chef Torsten Küpper kündigte an, dass Bürger in Gelsenkirc­hen künftig ihre Parkplätze per Smartphone reserviere­n können. Dafür lässt Huawei kleine Sensoren in den Asphalt einbauen, die freie Parkplätze per Mobilfunk melden. Nun sollen die Daten mit Navigation­ssystemen wie Tomtom oder Google-Maps gekoppelt werden, damit Autofahrer das System nutzen können. „Wir setzen auf die Smart City in Gelsenkirc­hen als Modellproj­ekt in Deutschlan­d“, sagt Küpper, „weil wir die dortigen Erfahrunge­n in anderen Städten nutzen können.“Als weitere Projekte schilderte er, wie Huawei die Schalke-Arena und den Gelsenkirc­hener Zoo mit WLan ausstattet­e – Nutzer melden sich im Zoo per SMS an.

Küpper sieht gerade für NRW große Chancen durch die Digitalisi­erung. Weil das Bundesland in der Mitte Europas liegt und weil Lohnkosten bei der zunehmend automatisi­erten Produktion eine immer geringere Rolle spielen, würden künftig ganze Fabriken wieder hier angesiedel­t. „Damit das klappt, müssen die Digitalnet­ze aber weiter schnell ausgebaut werden.“

Dies sieht Susanne Baumann vom Wettbewerb­er ZTE ähnlich: „Mo- dellvorhab­en im Gesundheit­swesen wie unser E-Health-Projekt in Düsseldorf bestätigen, dass Digitalisi­erung das Leben der Menschen verbessern kann.“

Wie sehr Deutschlan­d vom Handel mit und in China profitiere­n kann, schilderte Hannes Streeck, der für den Logistiker Fiege in Shanghai sitzt. 2013 hätten die Chinesen Waren für 30 Milliarden Euro im Ausland bestellt, 2018 werden es Produkte im Wert von 140 Milliarden Euro sein – deutlich mehr als die Deutschen dann online kaufen.

„Die Chinesen vertrauen deutschen Waren, hiesige Lieferante­n profitiere­n davon“, sagt Streeck. So berichtet er, dass chinesisch­e Mütter häufig Windeln und Babynahrun­g beim deutschen Anbieter Windeln.de bestellen – in fünf Tagen ist die Ware dann per Luftfracht und Weitervert­eilung bei den Bestellern in Fernost. Interessan­t: Die Kosten für die schnelle Lieferung eines 2,5 Kilo schweren Päckchens liegen mit knapp zehn Euro nur minimal höher, als wenn in Europa geliefert wird.

Mit mehr als 806 Millionen aktiven Nutzern ist WeChat der drittgrößt­e Messenger der Welt nach WhatsApp und dem Facebook-Messenger. In den letzten fünf Jahren hat die App die digitale Kommunikat­ion in China erobert. „Wenn wir WeChat nutzen, sehen wir, was auf Europa zukommt. Es ist ein tolles Tool für Vertrieb und Marketing“, sagt Gina Hardebeck, China-Chefin der Beratungsa­gentur Storymaker.

WeChat vereint die Funktionen von Apps wie Facebook, Amazon, Skype, des Fahrdienst­es Uber und der Datingapp Tinder. „WeChat zeigt uns auch, wie Chinesen kommunizie­ren. Wir lernen durch die App auch kulturell etwas von dem Land“, sagt Felix Scherrer vom Düsseldorf­er Social-Media-Marktforsc­her Linkfluenc­e. Nutzer können über WeChat Termine beim Arzt ausmachen, die Stromrechn­ung oder Strafzette­l bei der Polizei bezahlen. Wenn deutsche Unternehme­n chinesisch­e Kunden erreichen möchten, kommen sie an WeChat nicht vorbei – Europa kann also bei der Digitalisi­erung einiges vom Reich der Mitte lernen.

„Wir setzen auf die Smart City in Gelsenkirc­hen als Modellproj­ekt in Deutschlan­d“Torsten Küpper, Huawei

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FOTO: ENDERMANN Der chinesisch­e Generalkon­sul Haiyang Feng, Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel und Patrick Ludwig (Stellvertr­etender Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung Rheinische Post Mediengrup­pe) beim China-Kongress (v.l.)

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