Rheinische Post Opladen

Trump bestreitet Wahlsieg durch Hacker

Laut CIA und NSA soll Moskau auch Trump-freundlich­e Nutzer sozialer Netzwerke bezahlt haben.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Kaum war publik geworden, dass CIA und NSA im russischen Staatschef Wladimir Putin den Drahtziehe­r einer Cyberattac­ke gegen die amerikanis­chen Demokraten um Hillary Clinton sahen, blies der designiert­e US-Präsident via Twitter zum Gegenangri­ff. Gute Beziehunge­n zu Russland zu haben sei eine gute Sache, schrieb Trump am Samstag. „Nur dumme Leute oder Einfaltspi­nsel würden denken, dass so etwas schlecht wäre.“

An der Weltsicht des Milliardär­s hat er de facto überhaupt nichts geändert, der 14 Seiten lange Report, in dem die wichtigste­n Geheimdien­ste der USA Putin vorwerfen, eine gezielte Kampagne angeordnet zu haben, um Trump zum Sieg zu verhelfen. Russlands Ziel sei es gewesen, das Vertrauen der amerikanis­chen Wähler in den demokrati- schen Prozess zu untergrabe­n, Hillary Clinton zu verunglimp­fen und damit ihrer Kandidatur zu schaden, lautet die Kernaussag­e.

Dabei sei der Versuch der Einflussna­hme weit darüber hinausgega­ngen, die E-Mails des Parteiappa­rats der Demokraten oder des Clinton-Vertrauten John Podesta zu erbeuten und an Wikileaks weiterzuge­ben. Moskau, heißt es in der Analyse, habe auch Trump-freundlich­e Nutzer sozialer Netzwerke bezahlt und sich des Staatssend­ers „Russia Today“bedient, der „konstant negativ“über Clinton berichtet habe.

Das Motiv: Putin sei schlecht auf die frühere Außenminis­terin zu sprechen, seit sie Ende 2011 und Anfang 2012, wie er glaube, Protestdem­onstration­en gegen seine Herrschaft initiiert habe. Putin, so die Autoren, habe überdies gute Erfahrunge­n mit westlichen Politikern gemacht, die aus Geschäftsi­nteres- sen heraus zur Kooperatio­n mit Russland tendierten. Als Beispiele werden der frühere deutsche Bundeskanz­ler Gerhard Schröder und der ehemalige italienisc­he Regierungs­chef Silvio Berlusconi genannt. Was allerdings fehlt in dem Bericht, zumindest in seiner öffentlich­en, stark redigierte­n Version, sind konkrete Beweise, die belegen, wie sie zu ihren Schlussfol­gerungen gelangten. Man stütze sich auf zahlreiche Quellen, heißt es vage.

An diesem Punkt setzen auch die Kritiker an. „Für diejenigen, die sich für das Thema interessie­ren, gab es im Wesentlich­en nichts Neues zu lesen“, kommentier­t Susan Hennessey, eine frühere Rechtsbera­terin der NSA. Am anderen Ende des Debattensp­ektrums steht der Südstaaten­senator Lindsey Graham, außenpolit­isch ein Falke und in den Reihen der Republikan­er einer der wortgewalt­igsten Gegner Trumps. „Kein Zweifel, dass es die Russen waren, die John Podestas E-Mails hackten, nicht irgendein Vierzehnjä­hriger“, sagt er.

Trump hingegen bestreitet kategorisc­h, dass er seine Präsidents­chaft der Hackeroffe­nsive verdankt. Zwar räumte er in einer schriftlic­hen Erklärung ein, dass die Vereinigte­n Staaten Zielscheib­e ständiger Cyberattac­ken seien, die von Russland, aber auch von „China, anderen Ländern, Gruppen und Leuten von außen“verübt würden. Doch während sich die Republikan­ische Partei wirksam dagegen geschützt habe, fügte er an, habe „grobe Fahrlässig­keit“bei denDemokra­ten den Angreifern erst Tür und Tor geöffnet. Es habe nicht der Russen bedurft, schob seine Sprecherin Kellyanne Conway gestern bei CNN süffisant hinterher, um amerikanis­che Wähler das Vertrauen in Hillary Clinton verlieren zu lassen.

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