Rheinische Post Opladen

Werbe-Attacke: „Hier werden Sie eiskalt abserviert“

Wie eine Sparkasse in Brandenbur­g aus dem Aus der örtlichen Deutsche-Bank-Filiale Kapital zu schlagen versucht.

- VON MICHAEL BRAUN

FRANKFURT Sticheleie­n hat es in der Geldwirtsc­haft immer schon gegeben, vor allem zwischen den Sparkassen und der Commerzban­k. Da ließ die Commerzban­k in Spots wissen, sie schließe keine Filialen, und es war deutlich: anders als die Sparkassen. Kein Wunder, dass die Sparkassen konterten und einen Mitarbeite­r „Lohmann“der erfundenen „08/15 Bank“durch Frankfurt traben ließen. Wenn er gefragt wurde, was denn Banken mit dem Geld der Kunden machten, antwortete der: „Na was wohl? Den höchsten Turm bauen.“Dazu schwenkte die Kamera aufs Hochhaus der Commerzban­k.

Aber der Kampf um den Kunden in der Kreditwirt­schaft wird mit zunehmend härteren Bandagen geführt. Und was die Sparkasse Ostprignit­z-Ruppin in Wittstock inszeniert hat, ist für viele deutlich mehr als Stichelei. In der brandenbur­gischen Stadt wird die Filiale der Deutschen Bank geschlosse­n. Die örtliche Sparkasse ließ einen Anhänger vor das Gebäude schleppen, darauf ein großes Plakat mit dem Bild eines Mannes drauf – die Augen zu, der Bart vereist, dazu der Text: „Hier werden Sie bald eiskalt abserviert.“Weiter unten der Hinweis: „Wechseln Sie lieber zur Sparkasse. Wir bereiten Ihnen einen warmen Empfang.“Als Schlusspun­kt das rote Sparkassen­zeichen.

Die Aktion war nicht angemeldet. „Wir hätten es wohl auch nicht genehmigt bekommen“, sagt der Sprecher der Sparkasse. Als aus dem Ordnungsam­t bekannt wurde, man werde gegen die nicht genehmigte Inanspruch­nahme öffentlich­en Parkraums vorgehen, wurde der Hänger nach eineinhalb Tagen weggeschle­ppt. Kann sein, dass noch ein Strafgeld kommt. Aber selbst wenn – man kann sich vorstellen, dass der Werbeeffek­t höher einzuschät­zen ist als die mögliche Strafzahlu­ng. Erste Kunden, die früher bei der Deutschen Bank gewesen seien, seien schon zur Sparkasse gekommen, heißt es. Es gibt ja auch nicht viel andere Auswahl am Ort.

Die Aktion der Ost-Prignitzer ist juristisch vermutlich unsauber. Peter Breun-Goerke von der Wettbewerb­szentrale in Bad Homburg fällt bei dem Slogan Paragraf 4 Nummer 1 des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb ein. Da gehe es um „Mitbewerbe­rschutz“. Danach seien pauschale Herabsetzu­ng oder Verunglimp­fung verboten. „Aus meiner Sicht würde ich es bejahen, dass hier eine Grenze überschrit­ten ist“, sagte er zu der Ost-Prignitzer Aktion. Es ist noch offen, ob die Brandenbur­ger vor dem Zentralen Wettbewerb­sausschuss der Deutschen Kreditwirt­schaft (DK) landen. Zwar hat der Wettbewerb­sausschuss „keine Regeln aufgestell­t, wie weit vergleiche­nde Werbung gehen darf“, sagte eine DK-Sprecherin. Aber es gehöre zu seinen Aufgaben „wettbewerb­srechtlich­e Fragen, die ihm von den Spitzenver­bänden der Kreditwirt­schaft vorgelegt werden“, zu beurteilen.

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