Fasten räumt den Körper auf
Für Körper und Psyche gibt es kaum etwas Besseres, als kurzzeitig auf Nahrung zu verzichten.
DÜSSELDORF Sechs Tage Straßenkarneval und dann 40 Tage fasten. Eine scheinbar unfaire Rechnung, die jedoch zu den ältesten Traditionen der Menschheit zählt. Was viele dabei nicht bedenken: Fasten ist nicht nur eine Zeit des Verzichts, sondern meist auch Vorbote eines besonderen Ereignisses.
Doch was sich in den Überlieferungen der großen Weltreligionen schön liest, ist für den modernen Menschen meist nur schwer vorstellbar. Haben vor Sein – diese alte Formel gilt für Besitztümer inzwischen mindestens so sehr wie für Genussmittel.
Dabei zeigen immer mehr Studien, dass es kaum etwas Besseres für Körper und Psyche gibt als den bewussten Kalorienmangel. Schon nach 14 Stunden ohne Nahrung schaltet der Körper in einen inneren Reinigungsmodus um. Autophagie heißt dieser Prozess, bei dem die Körperzellen aus purem Energiemangel beginnen, sich selbst zu verdauen.
Was sich zunächst ziemlich ungesund anhört, ist laut dem Biophysiker Thomas Finkenstädt ein echter Jungbrunnen: „Damit die Zelle in Fastenzeiten Energie produzieren kann, nimmt sie alte oder defekte Bestandteile aus sich selbst und verbrennt sie. Das Resultat der Übung: Der Körper beginnt allmählich, sich selbst zu reinigen – und zwar rundum bis hin zu den Nervenzellen im Gehirn.“
Auch Bakterien und Viren werden bei diesem Hausputz bekämpft, so dass er Infektionen und Alterungsprozessen vorbeugt. „Studien an Mäusen legen nahe, dass die Autophagie auch gegen degenerative Prozesse wie Alzheimer, Rheuma oder Arthritis und Krebs wirksam ist“, sagt Finkenstädt. Kurzzeitfasten für Genussmenschen Wer nur schwer auf Geschmack und Genuss verzichten kann, sollte es deshalb mit dem sogenannten intermittierenden Fasten versuchen. Phasen, in denen gefastet werden soll, und Phasen, in denen gegessen werden darf, wechseln sich ständig ab. Je nach persönlicher Präferenz können etwa zwei Fastentage und fünf normale Tage eingelegt werden. Alternativ kann man auch das Abendessen weglassen und versuchen auf 16, 18 oder sogar 20 Stunden ohne Mahlzeit zu kommen.
Gerade für Einsteiger ist die Variante, täglich eine bestimmte Stundenzahl auf Essen zu verzichten, meist die einfachere. Die Nachtruhe wird in diese Zeit einbezogen und hilft so automatisch beim Verzicht. In den Stunden ohne Essen darf nur Wasser oder ungesüßter Tee getrunken werden. Umgedreht gelten für die vier, sechs oder acht verbleibenden Stunden, in denen man zulangen darf, keinerlei Regeln.
Gerade weil die 40-tägige Fastenzeit ab Aschermittwoch ein altes, religiöses Ritual ist, gibt es jedoch viele, die sich in dieser Zeit nach intensiver Klarheit sehnen. Für sie sind traditionelle Fastenmethoden weitaus besser geeignet. Zwar erfordern sie mehr Disziplin, am Ende steht aber auch ein ganz besonderer Effekt. „Denn Fasten steigert auch das seelische Wohlbefinden“, sagt Günther Gunzelmann vom deutschen Berufsverband Fasten und Ernährung.
Wer es schafft, drei Tage strengen Verzicht einzuhalten, wird mit einer Art Fasten-Rausch belohnt. Der wurde von der Natur so eingerichtet, um den Urmenschen davor zu bewahren, in seiner Höhle zu verhungern. Heutzutage erleben Fastende diese Zeit aber als Motivationsschub. Als Bestätigung ihrer ei-
Ketone Gehirn
Je nach Methode verlieren Fastende bis zu einem halben Kilo pro Tag