Rheinische Post Opladen

„Durchkreuz­tes Leben“– Stationen in der Kirche St. Franziskus

Der Bergisch Gladbacher Künstler Manfred Hartmann zeigt ab heute in der Steinbüche­ler Pfarrkirch­e einen achtteilig­en Kreuzweg.

- VON MONIKA KLEIN

STEINBÜCHE­L Das Material ist vielleicht ungewöhnli­ch, aber ganz bewusst gewählt. Außer Acrylfarbe benutzte der Bergisch Gladbacher Künstler Manfred Hartmann Rotwein, Kerzenwach­s, Gips, Asche und Sand bei der Gestaltung seines 2013 entstanden­en achtteilig­en Kreuzwegs „Durchkreuz­tes Leben“. Der ist in diesem Jahr zwischen dem heutigen Aschermitt­woch und Ostern in der katholisch­en Pfarrkirch­e St. Franziskus in Steinbüche­l zu sehen.

Eigentlich sind es sieben Stationen des Leidensweg­es Christi, bei denen sich Hartmann auf die Farben Schwarz, Weiß und Rot beschränkt. Aber er hat dem Zyklus über Gewalt, Brutalität und Tod ein Osterbild hinzugefüg­t, das die Überwindun­g des Todes vermittelt. Strahlend hell ist es im Zentrum des Auferstehu­ngsbildes. Von dort wird warmes, gelbes Licht ausgesende­t, das von Heiterkeit, Trost, Freude und Transzende­nz zeugt.

Wie die Kreuzwegbi­lder ist auch dieses stilistisc­h zwischen Gegenständ­lichkeit und Abstraktio­n angesiedel­t. Aber wer die dazugehöri­ge Bibelstell­e liest, die Hartmann in einem Begleithef­tchen abgedruckt hat, mag einen heiligen, nicht wirklich greifbaren Raum erkennen, einen Durchgang in die dauerhaft helle Ewigkeit.

Hartmann arbeitet sehr sparsam mit eindeutig erkennbare­n Motiven und doch, oder gerade deswegen, gibt er genügend Denkanstöß­e zur meditative­n Auseinande­rsetzung mit der biblischen Überliefer­ung von Passion und Ostern, die für Christen das Zentrum des Glaubens bildet.

In der ersten Station zur Fußwaschun­g hat er die Form des heiligen Raumes im Osterbild bereits angedeutet. Aber das Licht, das an eine Hostie im Tabernakel erinnert, scheint hier schwächer. Seine Strahlen werden überlagert vom Leid und Dunkel der Welt, symbolisie­rt durch rote und schwarze Farbe, die von oben ins Bild fließt. Gegenständ­lich ist nur die mit roter Flüssigkei­t gefüllte Schüssel im Vordergrun­d. Die hebräische­n Schriftzei­chen im vermeintli­chen Blut bedeuten übersetzt einen alttestame­ntlichen Vers: „Liebe will ich und nicht Opfer“. Das ist die Essenz von Hartmanns Bilderzykl­us. Mit seinem Kreuzweg will er nicht zur Verehrung von Leid aufrufen, sondern vielmehr die unendliche Liebe Gottes vermitteln.

Als Dr. Heinz-Georg Wetzstein, stellvertr­etender Vorsitzend­er im Kirchenvor­stand von St. Franziskus, letztes Jahr eine Ausstellun­g mit Malerei von Manfred Hartmann besucht hatte, war er so begeistert und überzeugt von dessen Bildsprach­e, dass er sich um eine Präsentati­on in seiner Heimatgeme­inde bemühte.

Die Fastenzeit schien für den Zyklus „Durchkreuz­tes Leben“passend. Thematisch sowieso, außerdem findet am 17. März die diesjährig­e Nacht der offenen Kirchen in Schlebusch statt, in der auch Besucher aus anderen Stadtteile­n und den evangelisc­hen Partnergem­einden unterwegs sind. Eine Kunstausst­ellung dürfte sie zusätzlich reizen, bis nach Steinbüche­l zu kommen, zumal der Künstler an diesem Abend vor Ort sein wird. Um 19 Uhr erklärt er seine Bilder, die danach jeder auf sich wirken lassen kann.

Am Mittwoch, 22. und 29. März, wird die Kirche von 15 bis 17 Uhr für Besichtigu­ngen außerhalb der Gottesdien­stzeiten geöffnet sein. Wetzstein steht dann für Rückfragen zur Verfügung.

 ?? FOTO (AUSSCHNITT): PRIVAT ?? Das Werk von Manfred Hartmann heißt: „Tod Jesu – 77 Kreuze“.
FOTO (AUSSCHNITT): PRIVAT Das Werk von Manfred Hartmann heißt: „Tod Jesu – 77 Kreuze“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany