Wie lange können Senioren Auto fahren?
Die Landesverkehrswacht diskutierte in Leverkusen, wie der Straßenverkehr sicherer werden könnte.
LEVERKUSEN Insgesamt 236 Verkehrstote auf den Landstraßen Nordrhein-Westfalens im Jahr 2016 sprechen eine deutliche Sprache. Zum Vergleich: 80 Menschen starben auf Bundesautobahnen, 208 Innerorts. Noch verheerender fiel die Verletztenbilanz aus. Ein Grund dafür: Der überwiegende Teil der Unfälle geschah auf Landstraßen. Das veranlasste Professor Jürgen Brauckmann, Präsident der Landesverkehrswacht NRW, bei der jüngsten Hauptversammlung in Leverku- Jürgen Brauckmann sen zu der Forderung, es müsse mehr zur Verbesserung der Verkehrssicherheit getan werden.
Wie das gelingen könne, darüber diskutierte man gemeinsam mit den verkehrspolitischen Sprechern aller im Landtag vertretenen Fraktionen. Ein großes Thema bei der Versammlung am Freitag im „Forum“in Wiesdorf drehte sich um Verkehrssicherheit von Senioren. Angesichts des demografischen Wandels gibt es immer mehr Ältere, die nicht einsehen wollen, dass sie mit zunehmend dichter werdendem Straßenverkehr schlichtweg überfordert sind.
„Von Autofahrern wird unglaublich gute Reaktionsfähigkeit ver- langt“, betonte Brauckmann und forderte so genannte freiwillige Rückmeldefahrten mit Begleitung durch Fahrlehrer. Nach einer sol- chen Übungsstunde werden Fahrverhalten und Wahrnehmung ebenso besprochen wie mögliche weitere Schritte. Burkhard Nipper, Direktor der Landesverkehrswacht: „Wir wollen Senioren nicht die Mobilität rauben, sondern sie ihnen möglichst lange erhalten.“
Für junge Leute, speziell für Männer, ist ein Videoclip bestimmt, der ab sofort in den sozialen Medien und bei YouTube veröffentlicht wird. „Anschnallen auf Rücksitzen wird nicht mehr ernst genommen“, bedauerte Brauckmann. „Dieser Film zeigt, dass es lebenswichtig sein kann.“Denn: 98 Prozent aller Pkw-Insassen sind angeschnallt, 25 Prozent aller Getöteten nicht.
Eine weitere Forderung der Organisation lautet: Das Tempolimit für Landstraßen soll neu geregelt werden. Künftig dürfe nicht – wie bislang – generell 100 Stundenkilome-
„Von Autofahrern wird unglaublich gute Reaktionsfähigkeit verlangt“ Präsident der Landesverkehrswacht NRW „Wir wollen Senioren nicht die Mobilität rauben, sondern sie möglichst lange erhalten“
Burkhard Nipper
Direktor der Landesverkehrswacht NRW
ter gelten, sondern die Höchstgeschwindigkeit müsse abhängig vom Ausbaustandard der jeweiligen Landstraße festgelegt werden. „An manchen Stellen kann man eher drüber nachdenken, ob vielleicht 110 Stundenkilometer besser wären. An anderen Stellen muss reduziert werden. Pauschal 100 passt jedenfalls nicht“, sagte Ingenieur Brauckmann.
Zuletzt wünschte sich die Landesverkehrswacht, dass dem Thema Alkohol und Fahrrad in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Forderung: Werden Radfahrer mit 1,1 Promille Blutalkoholgehalt erwischt, dann sollte das grundsätzlich als Ordnungswidrigkeit gelten.