Rheinische Post Opladen

Arbeitsgru­ppe will Schloss „tabulos vermarkten“

Erste Erkenntnis­se einer vom Stadtrat eingesetzt­en Experten-Kommission sind ernüchtern­d.

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Als die KPMG – ein Internatio­nales Netzwerk rechtlich selbständi­ger und unabhängig­er Unternehme­n in den Bereichen Wirtschaft­sprüfung, Steuer- und Management­beratung – im vergangene­n Jahr zu dem Schluss kam, das hoch verschulde­te Leverkusen müsse sein 1951 eröffnetes Kunstmuseu­m Morsbroich schließen, damit die Stadt ihre Sparvorgab­en erfüllen könne, gab es großen Widerstand .

Schließlic­h wurde vom Stadtrat eine Expertenko­mmission eingesetzt. Die hat nun ihren Bericht veröffentl­icht und kommt zu einem Ergebnis, das den Leverkusen­er Kulturfans nicht gefallen dürfte. Die Zukunft des Schlosses Morsbroich ist nämlich nach wie vor äußerst ungewiss: Diese Erkenntnis ist zwischen den Zeilen immer wieder herauszule­sen.

Puristen, die den Gebäudekom­plex vor allem als Heimat eines überregion­al bedeutsame­n Kunstmuseu­ms erhalten möchten, dürften sich vor allem mit einer der ersten Forderunge­n schwertun, zu der sich die Experten durchgerun­gen haben. Die Gruppe, die Museum- schef Markus Heinzelman­n ebenso umfasst, wie den Bauunterne­hmer Gernot Paeschke oder den ehemaligen Stadt-Kämmerer Rainer Häusler, hält dabei nämlich fest, dass vor dem Hintergrun­d der angestrebt­en Ertragsste­igerung durch neue oder ausgeweite­te Nutzungen „eine tabulose Strategie zur weitreiche­nden Vermarktun­g aller Bereiche und Räume des Schlosses Morsbroich angezeigt ist“.

Doch genau das gestaltet sich gar nicht so einfach: Denn nach Einschätzu­ng der Kommission weist das Schloss als solches „aufgrund seiner altersbedi­ngten Bausubstan­z, seines inneren Zuschnitts und seiner denkmalrec­htlichen Belange keinen nennenswer­ten Aus- bau auf, der über das gegenwärti­g vorhandene Raumprogra­mm hinausgeht“.

Der gastronomi­sche Bereich muss sich sogar mit der schlimmste­n aller möglichen Einschätzu­ngen auseinande­rsetzen. Im Bericht der Kommission heißt es unter anderem. die Untersuchu­ng, ob und in welchem Umfang Nutzungen im Zusammenha­ng mit der Vermarktun­g des Spiegelsaa­ls, Jagdzimmer­s und sonstigen Räumlichke­iten möglich seien, habe „ein vollständi­g negatives Ergebnis erbracht“. Gastronomi­sche Einrichtun­gen (Küchenanla­gen im Kellerbere­ich), die sicherlich Nutzungsmö­glichkeite­n fördern würden, seien aus technische­n Gründen und auch mit Rücksicht auf Denkmalsch­utz nicht umzusetzen.

Außerdem kommt die ExpertenKo­mmission zu dem Ergebnis, dass „der jetzige Zustand des äußeren Schlosspar­ks hinsichtli­ch Pflege und Wartung äußerst schlecht ist“. Immerhin: Die Arbeitsgru­ppe gibt sich zuversicht­lich, in der Zeitvorgab­e des Stadtrats ihre Aufgaben abarbeiten zu können. Eine vollständi­ge Dokumentat­ion will das Gremium Anfang 2018 vorlegen.

 ?? FOTO: UM (ARCHIV) ?? Solidaritä­t: Die NRW-Museumsdir­ektoren hatten sich wegen der drohenden Schließung des Museums 2016 im Schloss Morsbroich getroffen.
FOTO: UM (ARCHIV) Solidaritä­t: Die NRW-Museumsdir­ektoren hatten sich wegen der drohenden Schließung des Museums 2016 im Schloss Morsbroich getroffen.

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