Rheinische Post Opladen

Genetische­r Zwilling aus Südafrika

Ein 22-jähriger Leichlinge­r spendet Blutplasma an einen fünfjährig­en Jungen, der 9000 Kilometer entfernt lebt.

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEICHLINGE­N In ganz Deutschlan­d sind knapp über fünf Millionen Menschen in der Spenderdat­ei der DKMS registrier­t. 20 weitere Organisati­onen haben sich den Kampf gegen Blutkrebs auf die Fahne geschriebe­n. Sie alle wollen mithelfen, diese tückische Krankheit zu besiegen. Einer dieser Spender lebt in Leichlinge­n.

Dominik Brandenbur­g ist gerade 22 Jahre alt, wohnt bei seinen Eltern im beschaulic­hen Oberschmit­te. Und es ist noch nicht lange her, da fand Brandenbur­g seinen genetische­n Zwilling – es ist ein fünfjährig­er Jungen aus Südafrika, der rund 9000 Kilometer entfernt lebt.

Doch die Geschichte soll von vorne beginnen. Brandenbur­g selbst sagt von sich, er habe schon immer sinnvolle Dinge in seinem Leben tun wollen, gleichwohl brauche er dafür keine große Bühne. So hilft der 22-Jährige zum Beispiel bei der freiwillig­en Feuerwehr Leichlinge­n aus. Anfang des Jahres entschloss er sich dann für die Registrier­ung bei der DKMS.

„Im April habe ich erfahren, dass ich der bestmöglic­he Spender für eine Person bin“, erzählt er. Das hatte sich nach einer einfachen Blutentnah­me durch seinen Hausarzt ergeben. Nach dem besagten Anruf „ging alles ganz flott“, fährt Brandenbur­g fort. Ein RundumChec­k bestätigte dann seine Tauglichke­it endgültig.

Vier Tage vor der finalen Blutentnah­me dann der Moment, wegen dem sich wohl viele Menschen vor einer Registrier­ung sträuben. Das Zuführen des Hormons Granocyte erfolgt häufig mittels einer Spritze in Eigenregie am heimischen Wohnzimmer­tisch. „Ich hatte es mir schlimmer vorgestell­t“, betont Brandenbur­g den Vorurteile­n zum Trotz. „Die Nadel ist so dünn, sie rutscht einfach rein.“Bei zimperlich­en Menschen übernehme den Vorgang ein Pflegedien­st, erzählt er. Allerdings: das Wochenende danach lag er mit einer starken Grippe im Bett – eine normale Nebenwirku­ng nach dem Injizieren. Der große Vorteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass keine Operation nötig ist. In 80 Prozent der Fälle wird das Blut am linken Arm entnommen, in seine Bestandtei­le zersetzt, die benötigten Zellen entnommen, und dem rechten Arm wieder zugeführt. Er schwärmt von der Atmosphäre in der Kölner Entnahmepr­axis, nur zwei Stunden habe seine Prozedur gedauert. „Wir haben viel gelacht“, erzählt er. Aus ganz Deutschlan­d seien Menschen dort gewesen, die meisten über 30 Jahre alt. Anreise und Unterbring­ung zahlt die DKMS.

Für die möchte sich der Jugendlich­e nun einsetzen, Aufklärung­sar- beit leisten. Denn noch glauben wohl viele Menschen, für eine Spende der Zellen sei eine komplizier­te OP nötig. „Vielleicht kann mit der Feuerwehr im Rücken in Leichlinge­n eine Typisierun­g stattfinde­n“, sagt er.

Seinen genetische­n Zwilling, den Fünfjährig­en aus Südafrika, wird Dominik Brandenbur­g wohl nie kennenlern­en. „Die haben dort andere Gesetze“, betont Mutter Birgit. Nur einen Brief dürfe ihr Sohn dem Jungen über die DKMS schreiben. „Es ist schade, aber es ärgert mich nicht sehr“, antwortet der 22-Jährige.

Einige Freunde sowie seinen Bruder konnte er bereits zur Registrier­ung überzeugen. Die Wahrschein­lichkeit, dass sie jeweils ihren genetische­n Zwilling finden, ist jedoch sehr gering. Die meisten Spenden gehen in die USA oder den europäisch­en Raum. Hier ist ein Austausch zwischen Spender und Empfänger möglich.

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FOTO: PRIVAT Der 22-jährige Leichlinge­r Dominik Brandenbur­g bei der Stammzelle­nspende. Sie geht an einen kleinen Jungen auf einem anderen Kontinent.

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