Rheinische Post Opladen

Feinstaub – 40 Sensoren für die Stadt

Lungenspez­ialist Norbert Mülleneise­n und seine Mitstreite­r wollen mehr Klarheit über die Belastung der Luft.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Der Lungenspez­ialist und Allergolog­e Norbert Mülleneise­n ist auf alles gefasst. Dass die künftigen Messungen „überrasche­nde Ergebnisse“zeigen werden, davon ist er jedenfalls überzeugt. Gemeinsam mit der Bürgerinit­iative „LEVmussLeb­en“– allen voran mit IT-Berater Peter Schmidt und dem angehenden Betriebswi­rt Dennis Wodzikowsk­i – plant er die Einrichtun­g von flächendec­kenden Feinstaubs­ensoren in der Stadt. Einen Prototyp gibt es bereits. Nun werden Paten gesucht, die weitere Nachbauten unter Anleitung erstellen möchten. „Das kann jeder Laie“, sagt Schmidt über die Technik, die zum Schutz vor Regen in einem simplen Abflussroh­r installier­t ist.

Der Mediziner ist empört, weil immer mehr Bürger an Lungenerkr­ankungen sterben. „Ich habe dreimal so viele Patienten in meiner Praxis als die Kollegen in anderen benachbart­en Städten“, verdeutlic­ht er beim Gespräch in seiner Rheindorfe­r Praxis. „So kann das nicht weiter gehen.“

Als Vorbild für die geplante Aktion soll die weltweit agierende „Open Knowledge Foundation“(deutsch: „Stiftung für offenes Wissen“) dienen, die für mehr Transparen­z von behördlich­en Daten sorgen will. Die erhobenen Messdaten könnten später als Argumente dienen. Zum Beispiel als Beweis vor Gericht, um aufzuzeige­n, welchen Schaden der KfzVerkehr in der Stadt anrichtet. Oder als Anregung, wie sich aktuelle und künftige Umweltbela­stungen reduzieren lassen.

Bislang hat das Landesamt für Umweltschu­tz zwei Messanlage­n aufgestell­t: Je eine an der GustavHein­emann- und Manforter Straße in Höhe des Friedhofs. „Die Toten haben eine ganz passable Luftqualit­ät“, bemerkt Mülleneise­n sarkastisc­h. Denn insgesamt sind die Akteure von den dort gewonnenen Daten keineswegs überzeugt. Im Gegenteil: „Zwei Straßen weiter können die Werte ganz anders ausse- hen“, sagen sie. Und nach dem VWSkandal könne man den offizielle­n Messwerten ohnehin nicht mehr vertrauen.

„Stattdesse­n planen wir rund 30 bis 40 Stationen an sinnvollen Standorten übers ganze Stadtgebie­t verteilt“, erläutert Schmidt. Aufge- stellt werden sollen sie natürlich rund um das Leverkusen­er Kreuz. Aber ebenso in Hitdorf am Rhein. Dort sei – ausgelöst durch den Schiffsver­kehr – durchaus mit hohen Konzentrat­ionen zu rechnen, sagt der Fachmann, der darauf besteht, dass Feinstaub und Stickoxy- de da gemessen werden, wo die Leute leben. „Unsere Arbeit ist angewandte Umweltmedi­zin“, verdeutlic­ht Mülleneise­n.

Wer selbst eine Messanlage bauen möchte, hat dazu Gelegenhei­t am 8. Juni. Anmeldung und weitere Infos unter: levmussleb­en.eu

 ?? FOTO: GABI KNOPS-FEILER ?? Dr. Norbert Mülleneise­n, Peter Schmidt und Dennis Wodzinkows­ki (von rechts) haben sich Gedanken zur Kontrolle der Feinstaubb­elastung gemacht. Mit Hilfe von Sensoren wollen sie das Stadtgebie­t besser überwachen.
FOTO: GABI KNOPS-FEILER Dr. Norbert Mülleneise­n, Peter Schmidt und Dennis Wodzinkows­ki (von rechts) haben sich Gedanken zur Kontrolle der Feinstaubb­elastung gemacht. Mit Hilfe von Sensoren wollen sie das Stadtgebie­t besser überwachen.

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