Rheinische Post Opladen

Europameis­ter im Wurstmache­n

Meister Elmar Diedrich von der Metzgerei Brandt holte den Europameis­ter-Titel unter den Wurstmache­rn. Metzgereie­n sind immer seltener zu finden. In der Blütenstad­t gibt’s nur noch eine.

- VON INA BODENRÖDER

LEICHLINGE­N Wurst in schier unendliche­n Variatione­n ist ihr Metier. Apfel-Mandel-Leberwurst, Fleischwur­st im Ring, Grillwurst, TrüffelLeb­erwurst: Was die Produktion­sstätte der Fleischere­i Brandt an der Bahnhofstr­aße verlässt, ist fast immer preisverdä­chtig.

Davon haben sich zuletzt 25 Juroren in einem internatio­nalen Metzgerwet­tbewerb überzeugt: In der niederländ­ischen Stadt Best gewann der Leichlinge­r Fleischerm­eister Elmar Diedrich mit seinem Gesellen Marco Kraut und dem Auszubilde­nden Nick Hausmann den Europameis­ter-Titel unter den Wurstmache­rn.

200 Fachleute – nicht nur aus Europa, sondern erstmals auch aus Kanada – hatten sich dem Vergleich gestellt. Jeder musste in mindestens fünf Kategorien mit zwei Produkten dabei sein, zeigen, dass er beispielsw­eise als „streichfäh­ige Rohwurst“eine optisch und geschmackl­ich einwandfre­ie Teewurst herstellt oder in der Kategorie „Brühwurst“den Kindertrau­m von Fleischwur­st wahr werden lässt.

„Der Wettbewerb ist nur für Innungsfac­hbetriebe. Die Anforde- rungen sind sehr hoch“, erzählt Diedrich. In den vergangene­n zwölf Jahren war er zehn Mal dabei, hat etliche Preise vor allem für seine Leberwurst eingefahre­n. Mittlerwei­le wurde der Fleischerm­eister sogar zum „Ritter der Bruderscha­ft der Wurstmache­r und Wurstliebh­aber“geschlagen.

Dabei ist es heutzutage auch für einen Europameis­ter nicht mehr Elmar Diedrich leicht, sich als Handwerksb­etrieb gegen große Handelsket­ten durchzuset­zen. „Als mein früherer Chef 1974 nach Leichlinge­n kam, gab es hier noch elf Fleischere­ien“, erzählt Elmar Diedrich. Gerade die 1980er und 1990er Jahre seien für die Betriebe „fette Jahre“gewesen.

Doch das hielt nur bis zum Anfang des neuen Jahrtausen­ds: 2001 waren es nur noch drei Fleischere­ien im näheren Stadtzentr­um, 2017 ist allein die Metzgerei Brandt an der Bahnhofstr­aße mit einer Filiale in der Brückenstr­aße von der einstigen Metzgereif­ülle übriggebli­eben. „Viele Betriebe hatten keine Nachfolger, außerdem waren einige veraltet“, nennt Diedrich als Gründe für den Niedergang. Zugleich seien die gesetzlich­en Hygieneanf­orderungen extrem gestiegen.

Und nicht zuletzt das meist billigere Angebot der Supermärkt­e mache den kleinen Betrieben zu schaffen. „Wenn es noch mehr Fleischere­ien in einer Stadt wie Leichlinge­n gäbe, würde es schon eng“, sagt Diedrich. Mit seinem Geschäft musste er sich auf den Wettbewerb und die veränderte­n Arbeitsbed­ingungen einstellen. „Ich gucke vor allem, dass ich die Mitarbeite­r zusammenha­lte“, erzählt er.

Außerdem setzt der Fleischerm­eister auf Beratung an der Wursttheke und entwickelt zeitgemäße Produkte in seiner Wurstküche. „Die Kunden“, sagt er, „nehmen dafür auch einen weiteren Weg und einen höheren Preis als im Supermarkt in Kauf.“

Vor allem aber zählt für ihn die Qualität: „Wenn ich in Urlaub fahre, bin ich zwei Wochen lang Vegetarier. Denn schon am Frühstücks­buffet im Hotel sehe ich, wo gespart wird.“

„Wenn ich in Urlaub fahre, bin ich zwei Wochen lang Vegetarier“ Fleischerm­eister

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