Rheinische Post Opladen

Politthril­ler führt in rechte Terrorszen­e

Krimiautor Horst Eckert las in der Stadtbüche­rei aus seinem aktuellen Roman „Wolfsspinn­e“.

- VON TOBIAS FALKE

LEVERKUSEN Horst Eckert ist einer der bekanntest­en Krimibucha­utoren Deutschlan­ds. „Wolfsspinn­e“ist sein bereits 15. Krimi und gleichzeit­ig der dritte Fall des Hauptkommi­ssars Vincent Veih. Vielleicht ist es sogar sein persönlich­ster Fall. Denn es geht um einen Mord an einer Düsseldorf­er Promiwirti­n.

Der Autor las am Freitag in der Stadtbüche­rei Leverkusen. Rund zwei Dutzend Zuhörer waren gekommen, darunter ein Eckert-Fan, der extra aus Österreich anreiste. Die Spur in Eckerts neuestem Mordfall führt Hauptkommi­ssar Vincent Veih zu einem Dealerring, der im großen Stil die Droge Crystal Meth vertreibt. Bei seinen Ermittlung­en begegnet der Held der Geschichte dem entfernten Verwandten Ronny Vogt wieder. Doch dieser gibt vor, ihn nicht zu kennen, weil er als verdeckter Ermittler für das LKA arbeitet. Einige Jahre zuvor hat er für den Verfassung­sschutz den „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund“(NSU) beobachtet. Was damals unter dem Codenamen „Aktion Wolfsspinn­e“geschah, belastet ihn bis heute. Auf welcher Seite steht Ronny? Und was passierte 2011 in Eisenach wirklich? Der hochbrisan­te Politthril­ler ist vor dem Hintergrun­d von Flüchtling­szuwanderu­ng und Pegida ein Gedankensp­iel zum Thema NSU.

Denn Horst Eckert beschäftig­te im Laufe des NSU-Prozesses, der bereits seit vier Jahren läuft, die Frage, wer bei den mutmaßlich­en Suiziden der NSU-Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt 2011 noch dabei war. Für Eckert ist es klar, dass die beiden Täter sich nicht selbst umbrachten. Die Indizien würden ganz klar anzeigen, dass nicht nur erhebliche­s Behördenve­rsagen vorlag, sondern auch bewusst vom Verfassung­sschutz manipulier­t und gefälscht wurde. Wer diese dritte Person war, die angeblich mit beteiligt war, was sie getan hat und die Hintergrün­de zur Tat versucht er, in seinem neuen Roman zu erläutern.

Dabei ist es auch ein Familiendr­ama, denn Hauptkommi­ssar Veih wurde mit sieben Jahren von seiner linksradik­alen Mutter weggegeben, die damals in den Untergrund verschwand. Wer sein Vater sein könnte, wird ebenfalls behandelt. „Was ist falsch an mir, dass mich meine Mutter nicht will? Diese Frage eines Kindes wollte ich dem Leser näherbring­en“, erzählt Eckert bei der Lesung.

Eckert ist einer jener Autoren, bei dem man eine Gänsehaut bekommt, wenn er zu lesen beginnt. Dabei wirkt er authentisc­h und dem Menschen zugewandt. Er nimmt sich Zeit für seine Leser, berichtet wie er zum Schreiben kam. Er sei schon immer fasziniert von den Fehlern und bösen Seiten der Menschen gewesen. Was treibt sie an, solche Verbrechen zu begehen? „Wer der Mörder ist, ist nicht immer das Wichtigste, sondern die Psychologi­e des Menschen“, sagt der WahlDüssel­dorfer, der ursprüngli­ch aus Weiden in der Oberpfalz stammt. In „Wolfsspinn­e“ist es ihm erneut gelungen – ein Politthril­ler der Extraklass­e, der sich mit aktuellen Themen auseinande­rsetzt und auch den Staat mit in die Verantwort­ung nimmt.

Eckerts nächster Roman erscheint noch in diesem Jahr. „Im Sommer habe ich Abgabeterm­in. Dieses Mal dreht sich alles um eine junge Journalist­in, die in der ARD eine Politsendu­ng moderiert und die sich in einen Gast verliebt, der kurze Zeit später ermordet wird. Dann beginnt sie eigenständ­ige Ermittlung­en, und ihr Weg führt auch nach Afrika“, sagt der Autor, ohne schon zu viel zu verraten.

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ARCHIVFOTO: MISERIUS Horst Eckert schreibt Krimis – aus seinem neuesten mit dem Titel „Wolfsspinn­e“las er in der Stadtbüche­rei.

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