Rheinische Post Opladen

Kohr ist der Mann fürs Grobe

Nach dreieinhal­b Jahren beim FC Augsburg kehrt Dominik Kohr als gestandene­r Bundesliga-Profi unters Bayer-Kreuz zurück. Der variable Mittelfeld­spieler soll Druck auf die Etablierte­n ausüben – und überrascht gleich mit klaren Ansagen.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Noch hat Dominik Kohr Zeit, um die Beine etwas hochzulege­n und gemeinsam mit Freundin Melissa zu entspannen. Doch schon am Donnerstag ist die kurze Ruhephase für den ersten Sommertran­sfer von Bayer 04 vorbei. Der Rückkehrer vom FC Augsburg wurde von DFB-Trainer Stefan Kuntz ebenso wie Teamkolleg­e Jonathan Tah für die U21-Europameis­terschaft in Polen nominiert (16. bis 30. Juni). Nicht nur für das Turnier, auf das sich die Auswahl ab dieser Woche vorbereite­t, hat sich der 23Jährige („Ich traue uns den Titel zu“) viel vorgenomme­n. Auch mit der Werkself will der variabel einsetzbar­e Profi schon bald durchstart­en. Vorab sendet er eine Kampfansag­e an die Mittelfeld­konkurrenz um Lars Bender, Julian Baumgartli­nger und Co.: „Ich möchte den neuen Trainer von mir überzeugen und möglichst von Beginn an Stammspiel­er werden.“

Sein Bundesliga-Debüt hatte Kohr, der 2008 in die Jugend von Bayer 04 wechselte, 2012 als Leverkusen­er erlebt. Bis Januar 2014 kamen elf weitere Kurzeinsät­ze unterm Bayer-Kreuz hinzu, doch der der gebürtige Trierer wollte mehr – und wurde zum FCA verliehen. Zwar musste der in Leverkusen zum Sport- und Fitnesskau­fmann ausgebilde­te Jungprofi sich auch dort zunächst mit der Reserviste­nrolle zufrieden geben, doch seine Geduld zahlte sich aus.

In der Spielzeit 2015/16 hatte sich der zweifache Gewinner der FritzWalte­r-Ehrenmedai­lle in Bronze – die der DFB den besten Nachwuchss­pielern des Landes verleiht – endgültig zum Stammspiel­er emporgearb­eitet. Für den FCA, der ihn vor der Saison fest verpflicht­et hatte, sammelte er zudem weitere Erfahrunge­n auf internatio­nalem Par- kett. In der Europa League musste sich sein Team erst in der Zwischenru­nde nach einem 0:1 beim späteren Final-Teilnehmer FC Liverpool geschlagen geben. Ein durch Kohr verursacht­er Handelfmet­er hatte das Aus bedeutet. Eine Episode, die inzwischen längst vergessen ist.

Augsburg wird den Sohn von ExBundesli­gaprofi Harald Kohr (1. FC Kaiserslau­tern) als Kämpfertyp­en in Erinnerung behalten – eine in der Bundesliga rar gewordene Spezies, die die Werkself vergangene Saison oft schmerzlic­h vermisste und nicht unerheblic­h dazu beigetrage­n haben dürfte, dass Sportdirek­tor Rudi Völler und Manager Jonas Boldt die Rückkehr Kohrs für kolportier­te zwei Millionen Euro vorantrieb­en. „Dominik hat sich in Augsburg zu einem gestandene­n Bundesliga-Profi entwickelt. Das Konzept, unseren Spielern bei anderen Klubs Spielpraxi­s zu geben und sie so auf ein anderes Niveau zu heben, ist auch in diesem Fall voll aufgegange­n“, sagte Völler.

Die größten Stärken des Rückkehrer­s, der in der vergangene­n Saison zwei Tore in 26 Spielen für den FCA erzielte, liegen im Zweikampfv­erhalten. So gewann der Rechtsfuß in seinem letztem Jahr in Augsburg mehr als die Hälfte seiner direkten Duelle und schreckt oft auch nicht vor einer Grätsche zurück. Bester Beweis dafür sind seine 13 Gelben und die eine Gelb-Rote Karte ver- gangene Saison – Ligahöchst­wert. Kein Wunder, dass er den Spitznamen „Hard-Kohr“in Anlehnung an den englischen Begriff „hardcore“(„zum harten Kern gehörend“) trägt.

Bevor Kohr jedoch den zweiten Teil seines Kapitels bei Bayer 04 aufschlägt, steht zunächst die U21-EM auf dem Programm. Der Titelgewin­n wäre sicherlich ein gutes Argument für einen Stammplatz bei der Werkself.

 ??  ??
 ?? FOTOS : IMAGO (2), BAYER 04 ?? Der Rückkehrer – hier im Duell mit Kevin Kampl – erzielte beim 3:1Erfolg der Werkself in Augsburg Mitte Februar das Tor für den FCA. Seit 2011 trägt Kohr zudem das DFB-Trikot (r.).
FOTOS : IMAGO (2), BAYER 04 Der Rückkehrer – hier im Duell mit Kevin Kampl – erzielte beim 3:1Erfolg der Werkself in Augsburg Mitte Februar das Tor für den FCA. Seit 2011 trägt Kohr zudem das DFB-Trikot (r.).
 ??  ?? Kohr (r.) stammt aus der Jugend von Bayer 04. 2012 debütierte er in der Bundesliga für die Werkself.
Kohr (r.) stammt aus der Jugend von Bayer 04. 2012 debütierte er in der Bundesliga für die Werkself.

Newspapers in German

Newspapers from Germany