Rheinische Post Opladen

So zukunftsfä­hig ist Leverkusen

Regionalex­perte klopft Stärken und Schwächen der Stadt ab und rät zum Schultersc­hluss mit den Nachbarn.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Die gute Nachricht: „In Leverkusen und entlang der gesamten Rheinschie­ne gibt es keine Schrumpfun­g wie etwa im Ruhrgebiet. Im Gegenteil. Zu uns kommen die Leute, weil man hier gut arbeiten kann“, sagt Reimar Molitor (Foto), Geschäftsf­ührer des Vereins Region Köln/Bonn. Das Aber folgt auf dem Fuße: Die Menschen müssen auch irgendwo wohnen. Und da kommt die schlechte Nachricht ins Spiel: Mehr Wohnraum heiße auch, dass es weniger Platz für Gewerbe- und Industriea­nsiedlunge­n gebe. „Altindustr­ielles Erbe wie die Bahnstadt, wie Felten & Guilleaume in Köln, wie Teile von Zanders in Bergisch Gladbach werden vom Markt unter den Pflug genommen, weil wir auf der Rheinschie­ne keinen Platz mehr haben. „Das ist ein Umbauproze­ss, der in Leverkusen und in der ganzen Region läuft“, ergänzt Molitor. Für diesen Umbauproze­ss gibt es ein sogenannte­s Agglomerat­ionskonzep­t, ein Projekt „zur Sicherung der Entwicklun­gsfähigkei­t des Wirtschaft­sstandorte­s Region Köln/ Bonn“, wie es im offizielle­n Titel heißt. Kurz: Es geht um die Zukunft und Zukunftsfä­higkeit von Städten wie eben Leverkusen. Konkret nehmen dabei die Planer folgende Bereiche in den Blick: • Wohnraum In Leverkusen gebe es nur noch wenig Platz für Einfamilie­nhäuser oder Doppelhaus­hälften. Hier müsse man auch über Geschosswo­hnungsbau nachdenken. „Der hat nicht immer etwas mit sozialem Brennpunkt zu tun, viele Leute haben gar keine Lust auf ein Einfamilie­nhaus“, betonte Molitor. Leverkusen habe Wohnbestän­de, die in die Jahre gekommen seien, auch über die müsse man nachdenken. Denn Neubauten könne sich nicht mehr jeder leisten: „In Köln kriegen Sie unter 6500 Euro pro Quadratmet­er nichts mehr. Da müssen Sie als junger Verdiener noch zwei Erben mit dazuwerfen.“

• Mobilität Leverkusen sei mobilitäts­mäßig in der „Pole-Position“. „Es gibt keine Ortsteile, in denen es Mangel an Anbindung gibt.“Für viele sei die Stadt der Zugang zum Job an der Rheinschie­ne. „Die Kommunen drumherum sind abhängig von den Bahnhöfen in Opladen, in Wiesdorf in Schlebusch. Sie sind abhängig davon, wie hier über Mobilität entschiede­n wird. Deswegen kann auch die Verlängeru­ng der Linie 4 von Köln über Schlebusch hinaus nachdenken­swert sein.“Als Beispiel nennt Molitor zudem den jüngst von Rainer Deppe, dem frisch gekürten Landtagsab­geordneten für das Rheinisch-Bergische, fokussiert­en Schellbus bis nach Leverkusen.

• Infrastruk­tur „Die ist nicht am, sondern hinterm Limit. Die A1-Brücke ist der wesentlich­e Taktgeber für die Entwicklun­g in Leverkusen.“Mit den Baustellen in den nächsten Jahren müsse man sich arrangiere­n. Und auch beim Transit sei es Fakt, dass die Strecken Hamburg-Genua und Rotterdam-Genua durch Leverkusen führten.

• Über den Tellerrand Politik und Stadt müssen sich für den neuen Regionalpl­an im Regierungs­bezirk Köln in der näheren Zukunft unter anderem zum Flächenent­wicklungsp­lan erklären. „Was haben Sie bei Sieldungst­hemen geplant, wer soll in welche Stadtteile ziehen, was haben Sie bei den Flächen für Gewerbe und Industrie vor. Die sind wie die Blaue Mauritius, nämlich äußerst selten.“Leverkusen habe noch Glück, „weil es mit dem Chempark ei- nen signifikan­ten Bestand gibt“, merkt Molitor an. •Empfehlung Reimar Molitor sieht eine Chance darin, dass Leverkusen sich stärker mit den angrenzend­en Kommunen vernetzt, um sich bei Themen wie Mobilität abzustimme­n. „Leverkusen und die angrenzend­en Räume gehen ineinander über, die Stadt hat sich mit dem Umland verzahnt. Sie geraten ohnehin immer mehr in interkommu­nale Bezüge, ob Sie das wollen oder nicht“, sagt Molitor. Das sieht auch Oberbürger­meister Uwe Richrath so. „Natürlich ist das gemeinscha­ftliche Arbeiten mit anderen Kommunen wichtig. Gleichzeit­ig stecken wir in der Haushaltss­icherung. Das zusammen ist eine schwierige Aufgabe.“

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