Rheinische Post Opladen

Urlaub vom Pflegeallt­ag für Angehörige

Seit fünf Jahren bietet das Haus Upladin Tagespfleg­e zusätzlich zur Voll- und Kurzzeitpf­lege an.

- VON GABI KNOPS-FEILER

OPLADEN Seit 57 Jahren ist Gisela Steinfeld verheirate­t. Ihr Ehemann Klaus Wilhelm war früher als Meister für Mess- und Regeltechn­ik bei Bayer. Inzwischen kommt der 84Jährige nicht mehr alleine zurecht, sondern ist auf die Hilfe seiner Frau angewiesen, die sich auch liebevoll um ihn kümmert. Aber an drei Tagen in der Woche denkt sie ausnahmswe­ise nur an sich. Dann erledigt sie Arzttermin­e oder nutzt die Zeit „einfach nur, um mal abzuhängen“. Er, das weiß die 80-Jährige genau, ist unterdesse­n gut in der Tagespfleg­e des CBT-Wohnhauses Upladin aufgehoben.

Gestern waren er und die anderen Gäste auf Kosten des Hauses zum Eis eingeladen. Denn auf den Tag genau vor fünf Jahren wurde die Tagespfleg­e zusätzlich zu vollstatio­närer und Kurzzeitpf­lege ins Portfolio aufgenomme­n. „Uns ist wichtig, dass Menschen die Versorgung bekommen, die sie benötigen“, betonte Geschäftsf­ührer Wolfgang Pauls, der das Angebot als „Erfolgsmod­ell“wertet. Die Tagespfleg­e genieße in Opladen und den angrenzend­en Stadtteile­n hohen Stellenwer­t und werde zunehmend nachgefrag­t. Speziell seit der Gesetzgebe­r die Weichen auf „Ambulant vor stationär“stellte. Als Anfang 2017 die Pflegerefo­rm in Kraft trat, veränderte sich auch die Höhe der Pflegeleis­tungen, so dass sich Tagespfleg­e jeder leisten könne.

Von Montag bis Freitag jeweils zwischen 8 und 16.30 Uhr werden 14 Senioren mit Pflege- und Unterstütz­ungsbedarf betreut. Die jüngste Frau ist 69, der älteste Mann 99 Jahre. Fachpflege­rin Birgit Serafino ist eine von zehn Beschäftig­ten: „Wir arbeiten mit den Biografie-Daten unserer Gäste und holen sie dort ab, wo sie gerade stehen. So können wir ihrem Leben noch mal Sinn und Inhalt geben.“Regelmäßig­e Mahlzeiten sorgen für feste Tagesstruk­turen. Dazu gibt es diverse Angebote für Spielen, Basteln oder Kochen. Den wöchentlic­hen Ausflug auf den Wochenmark­t genießen sogar die Männer, die 30 Prozent der Gäste ausmachen.

Erfahrungs­gemäß möchten die meisten Menschen so lange wie möglich in der vertrauten Umgebung bleiben. Selbst dann, wenn sie auf Hilfe angewiesen sind. Ginge es nach Gisela Steinfeld, dann hätte sie sogar noch einen weiteren Tag, denn ihr Mann freut sich jedes Mal darauf. Manche betrachten die Zeit im Upladin sogar als Wellness. Aber die Kapazitäte­n sind erschöpft. Eine Erweiterun­g plant Pauls nicht. Sondern er will die weitere Entwicklun­g abwarten. Wohl aber denke man darüber nach, die Tagespfleg­e künftig auch am Wochenende anzubieten. Jedenfalls, wenn der Wunsch verstärkt nachgefrag­t werde.

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FOTO: UWE MISERIUS Für Abwechslun­g ist gesorgt – Betreuerin Martina Czolbe (rechts) mit den Eheleuten Klaus und Gisela Steinfeld.

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