Rheinische Post Opladen

Tunnel oder Stelze? Daten der Lkw-Maut helfen

- VON PETER CLEMENT

Ihre Freigabe wirkt auch auf Leverkusen­s A1-Problem.

LEVERKUSEN Wohin weicht ein Großteil des Verkehrs aus, wenn eine Strecke gesperrt wird? Welchen Einfluss haben Autobahnba­ustellen auf den innerstädt­ischen Verkehr? Und natürlich:. Inwieweit belastet ein langer Autobahntu­nnel von Köln-Niehl bis zum Leverkusen­er Kreuz in Verbindung mit einer kleinen Rheinbrück­e für den Regionalve­rkehr das Straßennet­z in Leverkusen wirklich?

Diese Fragen sorgen gerade wieder für politische­n Streit, wie die Diskussion um ein vom Landesbetr­ieb Straßenbau (Straßen. NRW) in Auftrag gegebenes Gutachten belegt (wir berichtete­n). Die Leverkusen­er Bürgerinit­iativen, die gegen eine Verbreiter­ung der Stelzenaut­obahn kämpfen, werfen den Gutachtern vor, wesentlich­e Faktoren bei ihrer Untersuchu­ng zum Verkehrsve­rhalten bei einer Tunnel-Kombilösun­g einfach außer acht gelassen zu haben – etwa Entlastung­en durch die Autobahnen 542 oder 46. Dies verzerre das Ergebnis.

Michael Schreckenb­erg, Professor an der Universitä­t Duisburg-Essen und einer der führenden deut- schen Stauforsch­er, hat die Untersuchu­ng ebenfalls als wenig aussagekrä­ftig bezeichnet. Er nennt jedoch eine neue Informatio­ns-Quelle, die Verkehrber­echnungen gleich welcher Art künftig deutlich erleichter­n könnte – die Maut. „Die Daten aus der Lkw-Maut sollen künftig zur allgemeine­n Auswertung freigegebe­n werden“, sagt der Wissenscha­ftler, der seit mehr als 25 Jahren an Modellieru­ng, Simulation und Optimierun­g von Transports­ystemen im Straßenver­kehr arbeitet.

Gibt es grünes Licht für eine (anonymisie­rte) Öffnung der Daten, könnte man künftig beispielsw­eise erkennen, welche Umleitunge­n die Lkw-Fahrer an der gesperrten Leverkusen­er Rheinbrück­e nehmen und wo sich dadurch andernorts Belastunge­n häufen. Bisher ließen die vertraglic­hen Regelungen so etwas nicht zu, die Daten wurden nach drei Monaten gelöscht.

Schreckenb­erg setzte sich beim Bundesverk­ehrsminist­erium dafür ein, dass der Mautvertra­g geändert wird. Ob die Auswertung allerdings freigegebe­n wird, bevor der Bund die Entscheidu­ng über „Tunnel oder Stelze“trifft, ist zurzeit die spannendst­e Frage.

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