Märchen aktuell – Rotkäppchen trüge heute eine Baseball-Kappe
LEICHLINGEN Der böse Wolf hat die Oma abgezogen, die zwei Stiefschwestern von Asipussy – älteren Lesern vielleicht noch als Aschenputtel vertraut – sind auf dem Weg zum Casting, und Hänsel und Gretel ziehen in Hannover um die Häuser. Mittendrin tauscht Hans im Glück einen Staubsauger erst gegen eine Sonnenbrille und dann gegen eine Packung Müsli. Verkehrte Welt im Gymnasium Leichlingen?
Mitnichten: Die Theater AG hatte gestern Abend Premiere mit ihrem Stück „Rotkäppchen & Co“, heute wird die Aufführung um 19 Uhr in der Aula Am Hammer wiederholt. Die 24 Schüler der Klassen fünf bis neun haben alles gegeben, um die vielen Märchen aus vergangenen Zeiten in die Gegenwart zu holen.
Denn die eigentliche Frage ist doch: Wenn sie tatsächlich alle märchenhaft noch lebten, wie würden Rotkäppchen, Hänsel, Gretel, Schneewittchen oder der böse Wolf heute aussehen, sich verhalten, kleiden? Eines kann man schon jetzt sagen: eindeutig nicht mehr so, wie sie in den Büchern der Gebrüder Grimm und ihrer zeitgenössischen Märchenschreiber verewigt sind und sich seit Generationen in Kinderköpfen eingeprägt haben. Rot- käppchens zierliche Kopfbedeckung ist einem Baseball-Cap gewichen, Gretel läuft in abgerissenen Nylon-Strümpfen durch Hannover, und dem bösen Wolf fehlen gar das berüchtigte großes Maul und die langen Zähne. Seit September 2016 haben die Kinder und Jugendlichen einmal in der Woche in der Theater AG mit ihrem Lehrer Klaus MeyerStoll geprobt, auf einem Probenwochenende alles verfeinert und auch den Tag der offenen Tür genutzt, damit Texte und Auftritte sitzen.
„Die Schüler haben alles selber gemacht“, erzählte Klaus MeyerStoll von der Entwicklung der Kostüme und der Bühnenausstattung. Nach dem Theaterstück haben sie im Internet recherchiert und sich nach einer Leseprobe für das mo- derne Märchen entschieden. Doch auch das ist nicht geblieben wie die Vorlage von Susanne Petrovic-Farah: „Das Schneewittchen haben wir dazu erfunden und den Hexentanz auch“, sagte der Lehrer. Diese Choreographie hätten die Darsteller unbedingt haben wollen, ganz wild und natürlich hexenmäßig gruselig. Seit Dienstag hat die Theater- mit der Technik-AG der Schule gemeinsam in der Aula geprobt und alles aufeinander abgestimmt. Bei der Generalprobe am Mittwoch „waren Gott sei Dank auch noch ein paar Fehler drin“, berichtete Meyer-Stoll, ein günstiges Vorzeichen, dass auch heute bei der zweiten Aufführung wieder alles gut wird. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird für den Förderverein der Schule gebeten.