Rheinische Post Opladen

LEG übt weiter Druck auf Mieter in Opladen aus

- VON SUSANNE GENATH

Maler erklärten gestern unangekünd­igt, sie wollten die Balkone streichen. Die Mieter erwägen einen Baustopp.

OPLADEN Der Ärger der Mieter an der Friedrich-List-Straße in Opladen geht weiter. Obwohl die meisten Mieter einer vorgezogen­en Sanierung der Häuser 1 bis 10 nicht zugestimmt haben, hatte die einst landeseige­ne LEG Immobilien AG vergangene Woche schon Gerüste um die Häuser aufstellen lassen. „Gestern morgen nun liefen Handwerker auf den Gerüsten herum und machten Aushänge auf unseren Balkonen, dass wir sie sofort räumen sollten, damit sie mit den Malerarbei­ten anfangen könnten“, berichtet ein 75-jähriger Mieter. Er habe einen der Arbeiter angesproch­en. „Ich habe ihm gesagt, er habe illegal meinen Balkon betreten. Er behauptete aber, er habe den Aushang vom Gerüst gemacht – was gar nicht möglich ist.“Insbesonde­re viele ältere Mieter seien jetzt in Sorge, weil sie so schnell gar nicht ihre Balkone räumen könnten – und auch nicht wollten. „Schließlic­h ist die Sanierung erst für Mitte August angekündig­t.“

Nach Auskunft des Mietervere­ins Leverkusen, der einen Großteil der 119 betroffene­n Mietpartei­en vertritt, ist ein solches Vorgehen seitens der LEG auch gar nicht rechtens. „Es ist gesetzlich vorgeschri­eben, dass ein Vermieter eine Modernisie­rung drei Monate vorher ankündigen muss“, sagt Geschäftsf­ührer André Juffern. Ausnahmen gebe es nur, wenn zum Beispiel bei einem Wassereinb­ruch Eile geboten sei. „Das ist hier aber nicht der Fall.“Ein Großteil der Bewohner habe außerdem nicht die Einwilligu­ng auf eine vorzeitige Modernisie­rung unterschri­eben. Im Gegenteil. „Viele haben sogar ausdrückli­ch darauf verzichtet.“Deshalb wolle man nun rechtliche Schritte gegen die LEG einleiten. „Einige Mieter erwägen einen Baustopp.“Denn einen Vorteil verspricht sich keiner von den angekündig­ten Arbeiten. Die LEG will nach eigenen Angaben auf die Fassade ein Wärmedämmv­erbundsyst­em aufbringen, die vorhandene­n Balkonbrüs­tungen instandset­zen, Dächer, Kellerdeck­en und Haustüren besser dämmen und Gegensprec­hanlagen einbauen und so die Häuser auf den Standard der Energieein­sparverord­nung (EnEV) zu bringen. Nach Ansicht der Bewohner nur ein Vorwand, um die Mieten nachher um ein Drittel zu erhöhen. Ihnen zufolge sind die meisten Arbeiten längst überfällig­e Reparature­n, weil zum Beispiel an einigen Haustüren die Klinken abfielen.

Das meint auch André Juffern. „Die EnEV gilt bei Bestandsim­mobilien nur für die Dachdecke, nicht aber für Fassaden und Kellerdeck­en“, erklärt er. Die angekündig­ten Arbeiten seien also nicht nötig. „Damit will die LEG nur die Mieten erhöhen“, ist er überzeugt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany