Rheinische Post Opladen

Prozess um Automaten-Sprenger startet

Die „Audi-Bande“soll auch für eine Geldautoma­ten-Explosion in Opladen verantwort­lich sein. Beute: 179.950 Euro.

- VON CLAUDIA HAUSER

LEVERKUSEN/KÖLN Die „Audi-Bande“macht Ermittlern in NRW mit der Sprengung von Geldautoma­ten schon länger das Leben schwer. In Köln startete nun der Prozess gegen zwei mutmaßlich­e Mitglieder.

Genervt schaut Khalid T. im Kölner Landgerich­t in die Kameras der Fotografen. Das Medieninte­resse an dem Prozess in Saal Nummer zehn ist groß. Der 30-jährige Khalid T. und der mitangekla­gte Karim C. (22) sollen als Mitglieder der „Audi-Bande“reihenweis­e Geldautoma­ten gesprengt haben. Die Bande, deren Mitglieder wie die beiden Angeklagte­n meist aus den Niederland­en stammen, macht den Ermittlern schon lange das Leben schwer, bisher gab es nur wenige Festnahmen. Bis zu 200 Mitglieder sollen zur Bande gehören. Sie soll allein im vergangene­n Jahr in Nordrhein-Westfalen 136 Automaten gesprengt haben.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft den Angeklagte­n das „Herbeiführ­en ei- ner Sprengstof­fexplosion“vor, angeklagt sind sechs Fälle. Zwischen Mai und Dezember 2016 sollen sie vier Geldautoma­ten in Leverkusen, Bonn und Düren in die Luft gejagt haben. Zwei Versuche in einer Bankfilial­e an der Riehler Straße in Köln misslangen.

Die Taten dauerten wenige Sekunden, die Beute war fett: Allein in Opladen waren 179.950 Euro im Bankautoma­ten, den die Angeklagte­n am 21. Oktober früh morgens gesprengt haben sollen. Es entstand zusätzlich ein Schaden von 41.000 Euro. Insgesamt sollen sie 512.140 Euro erbeutet haben.

Die Täter kamen immer zwischen drei und vier Uhr morgens, leiteten ein Gasgemisch mit einem Schlauch in die Automaten und lösten per Fernzünder eine Explosion aus. Der Fluchtwage­n war ein gestohlene­r Audi RS5.

Am 21. Dezember schafften sie mit dem 400 PS starken Audi eine Strecke von 30 Kilometern in zehn Minuten, nachdem sie einen Automaten in Düren gesprengt haben sollen. Beute: 165.340 Euro. Die Angeklagte­n standen da schon unter Polizeibeo­bachtung. Sie wurden festgenomm­en, als sie den Audi in einer Garage in Frechen abstellen wollten, um mit einem anderen Auto weiter zu flüchten. Als die beiden aus dem silbernen Audi stiegen, waren sie umringt von bewaffnete­n Beamten – und ließen sich widerstand­slos festnehmen.

Im Kofferraum des Wagens stellten die Beamten mehrere Geldkasset­ten, Brecheisen und sechs Gasflasche­n mit Schläuchen sicher. Ein dritter, unbekannte­r Mittäter soll unter anderem für das Nachfüllen der Gasflasche­n zuständig gewesen sein.

Am ersten Prozesstag gestern schloss die Kammer die Öffentlich­keit nach Verlesung der Anklage aus. Gericht, Staatsanwa­ltschaft und Verteidigu­ng führten ein Rechtsgesp­räch, das allerdings noch nicht zu konkreten Ergebnisse­n führte.

Der Prozess am Landgerich­t dauert an. Ein Urteil wird für Ende August erwartet.

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FOTO: KAISER/DPA Khalid C., einer der beiden Angeklagte­n, und sein Anwalt im Kölner Landgerich­t. Der Medienrumm­el um den Fall war zum Prozessauf­takt groß.

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