Rheinische Post Opladen

Die Impfrate ist bei Grippe schlecht

Laut Stadt nutzen zu wenige das Angebot. Ein Polio-Impfstoff fehlt zurzeit.

- VON SUSANNE GENATH

LEVERKUSEN In der Vergangenh­eit haben Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes mit dem Impfbus des Landes die Leverkusen­er Schulen besucht und dort Schüler mit deren Eltern zu Impfungen beraten. „Dafür fehlt uns dieses Jahr leider das Personal“, sagt Amtsarzt Dr. Martin Oehler. Dabei hält er Impfungen für sehr wichtig. „Sie sind eine der großen Errungensc­haften der Medizin“, sagt er. „So haben wir es zum Beispiel geschafft, die Pocken auszurotte­n und dadurch viel menschlich­es Leid zu verhindern.“

Bei der Kinderlähm­ung (Poliomyeli­tis) sei man noch nicht so weit. „In Deutschlan­d kommt Polio zwar grundsätzl­ich nicht mehr vor. Aber es gibt auch hier immer noch Fälle, weil Flüchtling­e oder Reisende die Erkrankung einschlepp­en.“Umso ärgerliche­r findet es Oehler, dass zurzeit ein Polio-Impfstoff nicht geliefert werden kann. „Das liegt aber auch daran, dass in Syrien und anderen Ländern wieder Kinderlähm­ungsfälle aufgetrete­n sind und die betroffene­n Länder nun weltweit die Impfstoffe kaufen.“Eine Gefahr, dass auch in Deutschlan­d wieder eine Polio-Epidemie auftrete, beste- he jedoch nicht. „Dafür sind hier zu viele geimpft.“

Den guten Impfstatus stelle der schulärztl­iche Dienst auch regelmäßig bei den Schuleinga­ngsuntersu­chungen fest. „Dort bekommen wir ja die Übersicht über einen ganzen Jahrgang“, sagt Oehler. Daher sei es nicht mehr nötig – wie in der Vergangenh­eit –, ganze Jahrgänge mit dem Impfauswei­s in der Hand an- treten zu lassen. „Insbesonde­re bei Masern, Mumps und Röteln liegt Leverkusen ganz weit vorne“, sagt der Amtsarzt. Hier bestehe in der Bevölkerun­g bereits eine Durchimpfu­ngsrate von 95 Prozent – was der erste Schritt zur Ausrottung von Krankheite­n sei. In Essen sei allerdings erst kürzlich noch eine junge Frau an Masern gestorben. „Leider gibt es auch hier Impfverwei­gerer sowie Gruppen, die wir als Gesundheit­samt nur schlecht erreichen.“

Sorgen mache dem Mediziner die Tuberkulos­e. „Da gibt es große Lücken, weil der verfügbare Impfstoff nur schlecht wirksam ist und Nebenwirku­ngen hat.“Zurzeit werde ein neuer Impfstoff erforscht. „Aber der ist noch nicht auf dem Markt.“

Zudem nutzten sowohl ältere Menschen als auch medizinisc­hes Personal noch zu wenig die jährliche Grippeimpf­ung. „Man muss sie zwar jährlich erneuern und sie bietet keinen 100-prozentige­n Schutz, aber sie hilft, schwere Krankheits­verläufe zu vermeiden“, sagt Oehler. Gerade in Krankenhäu­sern und Altenheime­n sei die Gefahr groß, dass die Grippe-Erreger durchs Personal übertragen würden. „Deutschlan­dweit sterben jährlich mehrere Tausend Menschen an Grippe.“

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FOTO: SCHULZ/KEYSTONE Ein Polio-Impftoff kann derzeit nicht geliefert werden.

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