Humboldt-Forum soll 2019 eröffnet werden
Der Wiederaufbau des Berliner Hohenzollernschlosses ist im Zeit- wie auch im Kostenrahmen.
BERLIN Zwei Sommer Baustelle noch, dann werden mitten in Berlin Barock und Moderne den Sozialismus endgültig besiegt haben. Beim Wiederaufbau des Hohenzollernschlosses in Form des HumboldtForums sind nach Auskunft von Bau-Vorstand Hans-Dieter Hegner Bau und Kosten weiter im Plan. Ende 2019 soll weiterhin eröffnet werden, nächstes Frühjahr werden die Fassaden geschlossen, kriecht Museumsatmosphäre in den derzeitigen Rohbau. Der Countdown läuft, und jetzt konnten bereits die ersten 30 Meter Barockfassade von Baugerüsten befreit werden. Ein kolossales Projekt beginnt die erwartete Faszination zu verbreiten.
Auch die Fama, die Ruhmesfigur, ist wieder an ihrem alten Platz und in 30 Metern Höhe Teil jenes römischen Triumphbogens, den Johann Friedrich Eosander von Göthe Anfang des 18. Jahrhunderts in das Stadtschloss eingebaut hatte. Die SED-Regierung ließ das Schloss 1950 sprengen, um Platz für sozialistische Aufmärsche und den Palast der Republik zu haben, und ein Fragment der Fama landete in einer Laubenkolonie in einem Berliner Vorort. Ihr komplett rekonstruiertes Pendant auf der rechten Seite des Haupteinganges wird noch die Posaune bekommen, das Original nicht. Denn die Arme fehlen, und das soll so bleiben, um das historische Zeugnis hervorzuheben.
Die Mischung aus preußischer Historie und moderner Funktionalität wird Stück für Stück sichtbar. Dreieinhalb Millionen Ziegel verschwinden hinter 22.000 Sandsteinwerkelementen. Die Stiftung hat den OriginalSteinbruch Eosanders gemieden und sich für härteres Gestein entschieden. Aber die historische Farbe in dreifachem Borstenauftrag sollte es schon sein: Originalzeugnisse wurden genau untersucht und dann so perfekt wie möglich imitiert. Vom Lustgarten aus ist nun schon zu sehen, wie es in einem spezifisch gelblichen Ockerton im nächsten und übernächsten Jahr überall sein wird.
Und immer mehr der 2828 figürlichen Fassadenbestandteile kommen hinzu. Das ist das Wagnis des Baues gewesen: Der Staat zahlt den Funktionsbau, der private Verein Johannes Wien sammelt für die Rekonstruktion des Barocks. Immerhin 750 laufende Meter. „Wir brauchen noch 35 Millionen“, berichtet Stiftungssprecher Johannes Wien – ohne den geringsten Anflug an Nervosität. Schließlich konnten bislang bereits 63 Millionen eingesammelt werden. Je mehr realisiert werde, desto mehr Spenden gingen ein. „Das Prinzip Sehen-Anfassen-Unterstützen geht auf“, erläuterte Wien.
Besonders freut die privaten Bauherren, wenn es für einzelne Projekte bestimmte Großspenden gibt, wie jene 140.000 Euro für den schönsten Jüngling der Antike: Antinous ist wie viele andere nach alten Fotografien und 3-D-Scans von erhaltenen Originalteilen wiedergeboren: drei Meter groß, zwei Tonnen schwer. Im historischen Schlüterhof wird die Kolossalfigur als Dritter von links eine Säule zieren.
Wo jetzt noch Bauteile vom Kran in die Höhe gehievt werden, sollen 2020 Restaurant und Bistro den Genuss der Fassaden schmackhaft machen. Dann wird die Baustellenatmosphäre abgelöst von Latte Macchiato mit Barock. Die NordSüd-Passage bleibt wie der Schlüterhof rund um die Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich. Das gehört zu Franco Stellas Konzept, der Stadt ihre Plätze zurückzugeben.
Hegner ist sich sicher, dass der Blick dann nicht nur auf die fertige Kuppel, sondern auch auf die wiederhergestellte Laterne samt goldenem Kreuz darauf fallen wird. Da beides noch fehlt, hatten KreuzGegner ihre Chance gewittert und eine weitere Debatte provoziert.
„Wir brauchen noch 35 Millionen“ Stiftungssprecher