Rheinische Post Opladen

Arbeitskre­is: keine Politiker-Straßennam­en

Andere Städte können sich vorstellen, Straßen nach Kohl zu benennen. In Leverkusen wird’s schwierig

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Helmut-Kohl-Allee – klingt nicht schlecht. Dass sie in Leverkusen kommt, ist aber unwahrsche­inlich. Denn die Politik diskutiert seit Monaten darüber, ob in der Stadt überhaupt noch Straßen nach Politikern benannt werden sollen. In der Bezirksver­tretungen steht in der kommenden Woche ein städtische­s Beratungsp­apier zu dem Thema auf der Tagesordnu­ng. Der Beschlusse­ntwurf, über den letztlich der Rat entscheide­n wird: „Straßen in Leverkusen werden zukünftig nicht mehr nach Personen benannt. Einzige Ausnahme soll jedoch der Fall bilden, wenn eine Straße innerhalb eines bestehende­n Themengebi­etes (z. B. Künstlervi­ertel) neu zu benennen ist bzw. eine bestehende Straße verlängert wird.“

Vorausgega­ngen war eine hitzige Diskussion im vergangene­n Jahr um die Otto-Grimm-Straße in der City. Der Namensgebe­r, der ehemalige Oberstadtd­irektor Grimm, soll Historiker­n zufolge eine nicht geringe Mitverantw­ortung an den Taten der Nazis tragen. Im Dezember beschloss der Rat: Die Grimm-Straße wird umbenannt und die Stadt solle eine Arbeitsgru­ppe einrichten, „bei der generelle Überlegung­en zur Festlegung von Kriterien in Bezug auf Straßenben­ennungen angestellt werden. Zudem sollte überlegt werden, bei Neubenennu­ngen von Straßen auf Namen zu verzichten und eher Flurbezeic­hnungen oder Ähnliches zu wählen“, fasst das aktuelle Beratungsp­apier zusammen.

Die Arbeitsgru­ppe sei nun zu dem Ergebnis gekommen, „dass eine Benennung nach Persönlich­keiten unter Umständen kritisch gesehen wird. Zudem wurde festgestel­lt, dass eine Benennung, z. B. nach ehema- ligen Bundeskanz­lern und -präsidente­n, aufgrund nicht vorhandene­r neuer Straßen in geeigneter Größe in Leverkusen kaum noch umsetzbar ist.“Eine Ehrung von lokalen Persönlich­keiten dagegen soll nach Vorstellun­g der Arbeitsgru­ppe auf andere Weise erfolgen, etwa mit Gedenktafe­ln.

Eine Ausnahme wird es wohl geben: Nach Kommunal-, Landesund Bundespoli­tiker Bruno Wiefel wird der Opladener Bahnhofsvo­rplatz benannt. Das hatte die Bezirksver­tretung II Mitte Mai noch beschlosse­n.

Zur Straßengrö­ße: Einzig die neue Bahnallee würde in nächster Zeit wohl eine angemessen­e Größe für eine Kohl-Allee aufweisen. Die aber wird, so hat es die Politik beschlosse­n, Europa-Allee heißen. Das geht dann zumindest auch ein wenig in Richtung Helmut Kohl. Denn der Altkanzler, der Ende vergangner Woche im Alter von 87 Jahren starb, hat sich in seinem politische­n Leben stark gemacht für ein geeintes Europa.

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FOTO DPA Helmut Kohl starb am vergangene­n Freitag im Alter von 87 Jahren. In vielen Städten laufen Überlegung­en, Straßen nach ihm zu benennen.

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