Leverkusener Pflegekind ist tot – Staatsanwalt ermittelt
LEVERKUSEN/SOLINGEN Der Fall schockt Dezernent Marc Adomat und Jugendamtsleiterin Angela Hillen: Ein zweijähriges Mädchen aus Leverkusen, das seit gut einem Jahr in der Obhut einer Solinger Pflegefamilie war, ist vergangene Woche im Solinger Klinikum gestorben, nachdem es in der Pflegefamilie zuvor offenbar tödliche Verletzungen erlitten hatte. Angeblich ist das Kind vom Hochstuhl gefallen. Ob der Sturz die Todesursache ist, steht aber offenbar nicht fest. „Die Todesursache ist bisher noch nicht klar“, sagt Adomat. „Auch wir warten in dem Fall auf Rückmeldung von den ermittelnden Behörden. Das ist neben der Polizei in dem Fall auch die Staatsanwaltschaft Wuppertal. Angela Hillen ergänzt: „Dass die Kripo und die Staatsanwaltschaft bei unklarer Todesursache ermitteln, ist völlig normal.“Den aktuellen Fall, der erste in der 37-jährigen Karriere von Hillen, ordnet sie als „sehr tragisch“ein.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte gestern, die Ermittlungen in dem Fall dauerten weiter an. So sei nach wie vor ungeklärt, wie das Kind zu Tode gekommen sei. „In solchen Fällen wird immer nach der genauen Todesursache gesucht“, sagte der Sprecher, der überdies betonte, augenblicklich seien die zuständigen Beamten damit beschäftigt, eine ganze Reihe von Spuren zu untersuchen.
Im Frühjahr 2016 hatte das Jugendamt das kleine Mädchen aus seiner Familie nehmen müssen, „weil es im familiären Umfeld gefährdet war. Dann haben wir den Auftrag, das Kind in staatliche Obhut zu nehmen“, erläutert die Leverkusener Jugendamtsleitern. Der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) wurde zum Vormund bestimmt, über den Intensivpädagogischen Dienst Bergisches Land, der über Pflegefamilien verfügt, kam die Kleine zur Solinger Familie. „In Leverkusen stand zu dem Zeitpunkt keine Familie zur Verfügung“, sagt Angela Hillen. Und: „Die Pflegefamilien sind immer überprüft. Die Solinger Familie hat eine Pflegeerlaubnis des dortigen Jugendamtes.“Im Mai dieses Jahres hatte die Solinger Behörde der Leverkusener nochmals bestätigt, „dass die Familie in Ordnung ist. Zuvor hatte es formelle Irritationen gegeben.“Bei den Kontakten des Leverkusener Jugendamtes zu der Familie und auch von den gesetzlich vorgeschriebenen und durchweg eingehaltenen monatlichen persönlichen Kontakten des SKF zur Familie sei nichts Besonderes aufgefallen.
Die Stadt Solingen bestätigte gestern die Überprüfung der Pflegefamilie vor einigen Wochen. Zuvor habe es einen Hinweis auf Kindeswohlgefährdung gegeben, sagte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Bei der Überprüfung selbst habe sich dieser Verdacht dann aber nicht erhärtet, hieß es aus dem Solinger Rathaus.
Angela Hillen und Marc Adomat wollen abwarten, was die weiteren Ermittlungen zu dem Fall ergeben. Am Vorgehen in Fällen von Kindeswohlgefährdung hält die Stadt erstmal fest. Adomat betont: „Wenn wir eingreifen, dann liegt ein gravierender Grund vor. Wir müssen das auch vom Familiengericht absegnen lassen.“Leverkusen habe, beton Hillen, sehr hohe Standards, die über Computerprogramm verankert seien. „Wir sind bei solchen Vorgängen immer sehr genau. Und über ein Kind entscheidet kein Sachbearbeiter alleine.“