Rheinische Post Opladen

Durch bizarre Landschaft wandern

Das Naturschut­zgebiet im Hohen Venn – das belgische Hochmoor bietet abwechslun­gsreiche Ausblicke.

- VON SUSANNE GENATH

JALHAY Wer mit Mooren dunkle und düstere Landschaft­en verbindet, wird in Belgien überrascht. Denn im Hohen Venn, kurz hinter Aachen, bietet sich ein ganz anderes Bild. Holzstege führen dort durch grüne, leicht hügelige Ebenen. Besen- und Glockenhei­de sind dort unter anderem zu finden, Blau- und Rauschkrau­t, und im Moment blüht auch das Knabenkrau­t. „Das Venn ist zu jeder Jahreszeit schön“, sagt Irene Hermann. Die Aachenerin führt Gruppen durch das Hochmoor, das zum Teil unter Schutz steht. Einigen Routen – die auch ohne Wanderführ­er genommen werden können – starten direkt an der „Baraque Michel“, einem Gasthaus an der Straße von Eupen nach Malmedy (N68). Von Leverkusen aus sind es rund anderthalb Autostunde­n bis dorthin.

Weiße Tupfer setzen Akzente in der grünen Landschaft. „Das ist Wollgras“, erklärt Irene Hermann. „Es wächst dort, wo der Boden feucht ist. Wenn Menschen früher durchs Moor gingen, wussten sie, dass sie sich von diese n Stellen besser fernhielte­n, um nicht einzusinke­n.“Das kann Besuchern im Venn heute nicht passieren, sofern sie sich auf den gekennzeic­hneten Wegen halten. Außer den Holzstegen führt auch das ein oder andere Pättchen durchs Gras. Jetzt – nach dem Ende der Vogelbrutz­eit – sind diese kleinen Fußwege wieder freigegebe­n und bieten direkten Kontakt mit der Natur.

Ein Grasweg führt hinauf zum „Geisterwäl­dchen“, abgestorbe­nen Birken, denen der Standort nicht bekam. Sie waren schon vor dem großen Brand im Jahr 2014 verdorrt, der fast ein Fünftel des Naturschut­zgebietes verschlung­en hat. „Die Natur hat sich aber sehr schnell wieder erholt“, berichtet Hermann. „Jetzt sieht es hier fast genauso aus wie vor dem Feuer.“

Im Hohen Venn herrscht ein raues Klima. An durchschni­ttlich 170 im Jahr regnet es, an 176 Tagen gibt es Nebel, an 76 Tagen liegt dort Schnee. Deshalb ist die Gegend im Winter auch bei Langläufer­n beliebt. Aufgezeich­net werden die Wetterdate­n von einer Messstatio­n nicht weit von Belgiens höchstem Punkt entfernt. Eigentlich ist die Erhebung namens Botrange nur 694 Meter hoch. Sie wurde jedoch an einer Stelle aufgeschüt­tet. Eine Treppe führt nun auf den „BaltiaHüge­l“, auf dessen Spitze die Zahl 700 in den Stein gehauen ist.

Parken können Venn-Besucher kostenlos bei dem Gasthof/Hotel „Baraque Michel“. Dort starten Routen verschiede­ner Längen. Wanderer sollten an Insektensc­hutz und feste Schuhe denken. Führungen gibt es zum Beispiel unter: www.naturfuehr­ungen.com

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FOTO: SUSANNE GENATH Holzstege führen durch weite Teile des Naturschut­zgebietes. Von dort aus können Wanderer unter anderem Woll- und Pfeifengra­s sehen.

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