Gefunden, abgegeben, aber nie abgeholt
Im Fundbüro der Stadt landen pro Woche dutzende Dinge. Wir haben nachgesehen, was in den Räumen schlummert.
LEVERKUSEN Sven Kommoß weiß, wie Leute aussehen, die verzweifelt sind. Viele derjenigen, die zu ihm kommen, sind es. Mal sind nur die Badelatschen abhanden gekommen, andere suchen dringend nach ihrer Geldbörse mit Bankkarten und teuren Papieren, die niemand in fremden Händen wissen will. „Ist nicht dabei“, sagt eine Dame, die am proppevollen Schlüsselbrett im Fundbüro nach ihrem Schlüsselbund sucht. „Kann man nichts machen“, sagt Kommoß.
Seit zwölf Jahren arbeitet er im Fundbüro der Stadt im Verwaltungsgebäude an der Miselohestraße in Opladen. Meistens landen dieselben Sachen auf seinem Schreibtisch: „Schlüssel, Handy, persönliche Dokumente bekommen wir am häufigsten“, sagt er. „Der Großteil davon wird nicht abgeholt.“
Ab und an sind Dinge dabei, die Kommoß zum Schmunzeln bringen. So wie damals, als sich am Telefon ein Mitarbeiter der Feuerwehr meldete. An der Dhünn sei ein Kanu gefunden worden, jemand werde vorbeikommen, die Stadt solle es aufbewahren. Kommoß erfasste das Kanu, etikettierte es und lagerte es ein. So wird es mit allen Gegenständen gemacht, auch mit einem Hörgerät, das jemand vor nicht allzu langer Zeit verlor. Größere Gegenstände stehen im Fahrradkeller in Küppersteg. „Auch Fahrräder gehö- ren hier zu den Klassikern“, sagt Kommoß.
Es macht den Anschein, als scherten sich die Leverkusener nicht um ihre verloren gegangenen Räder, oder sie kommen nicht auf die Idee, im Fundbüro danach zu suchen: Mehrmals im Jahr versteigert die Stadt normalerweise die nicht abgeholten Fahrräder. Momentan allerdings nicht. Statt dessen werden die Räder an Flüchtlinge abgegeben.
Sechs Monate muss die Stadt abgegebene Wertsachen aufbewahren. So steht es im Gesetz. Hat sie bis dahin niemand abgeholt, werden die Sachen entweder versteigert oder dem Finder übergeben, sofern er Anspruch angemeldet hat und der Besitzer nicht gefunden wurde. Persönliche Dokumenten ode Schlüssel werden vernichtet. Ist der Eigentümer der Fundsache bekannt, wird er schriftlich benachrichtigt. Verliert ein Langenfelder in Leverkusen seine Geldbörse, wird sie an das Langenfelder Fundbüro geschickt.
„Die meisten Menschen geben Fundsachen bei der Polizei ab, die die Sachen dann zu uns bringt. Viele Sachen bekommen wir auch aus Schwimmbädern oder von der Wupsi.“Lange still ist es im Fundbüro nie. Etwa 20 Leute kämen pro Tag, um nach Gegenständen zu suchen, in den Sommerferien seien es noch einmal mehr.
„Wer zum Beispiel sein Fahrrad wieder haben will, muss beweisen, dass es auch ihm gehört.“Das gehe zum Beispiel mit dem Kaufvertrag. Wer nicht gleich vorbeikommen will, um nach Verlorenem zu suchen, kann sich auch telefonisch erkundigen, Telefon: 0214 406 3037.