Rheinische Post Opladen

Gefunden, abgegeben, aber nie abgeholt

Im Fundbüro der Stadt landen pro Woche dutzende Dinge. Wir haben nachgesehe­n, was in den Räumen schlummert.

- VON SEBASTIAN FUHRMANN

LEVERKUSEN Sven Kommoß weiß, wie Leute aussehen, die verzweifel­t sind. Viele derjenigen, die zu ihm kommen, sind es. Mal sind nur die Badelatsch­en abhanden gekommen, andere suchen dringend nach ihrer Geldbörse mit Bankkarten und teuren Papieren, die niemand in fremden Händen wissen will. „Ist nicht dabei“, sagt eine Dame, die am proppevoll­en Schlüsselb­rett im Fundbüro nach ihrem Schlüsselb­und sucht. „Kann man nichts machen“, sagt Kommoß.

Seit zwölf Jahren arbeitet er im Fundbüro der Stadt im Verwaltung­sgebäude an der Miselohest­raße in Opladen. Meistens landen dieselben Sachen auf seinem Schreibtis­ch: „Schlüssel, Handy, persönlich­e Dokumente bekommen wir am häufigsten“, sagt er. „Der Großteil davon wird nicht abgeholt.“

Ab und an sind Dinge dabei, die Kommoß zum Schmunzeln bringen. So wie damals, als sich am Telefon ein Mitarbeite­r der Feuerwehr meldete. An der Dhünn sei ein Kanu gefunden worden, jemand werde vorbeikomm­en, die Stadt solle es aufbewahre­n. Kommoß erfasste das Kanu, etikettier­te es und lagerte es ein. So wird es mit allen Gegenständ­en gemacht, auch mit einem Hörgerät, das jemand vor nicht allzu langer Zeit verlor. Größere Gegenständ­e stehen im Fahrradkel­ler in Küppersteg. „Auch Fahrräder gehö- ren hier zu den Klassikern“, sagt Kommoß.

Es macht den Anschein, als scherten sich die Leverkusen­er nicht um ihre verloren gegangenen Räder, oder sie kommen nicht auf die Idee, im Fundbüro danach zu suchen: Mehrmals im Jahr versteiger­t die Stadt normalerwe­ise die nicht abgeholten Fahrräder. Momentan allerdings nicht. Statt dessen werden die Räder an Flüchtling­e abgegeben.

Sechs Monate muss die Stadt abgegebene Wertsachen aufbewahre­n. So steht es im Gesetz. Hat sie bis dahin niemand abgeholt, werden die Sachen entweder versteiger­t oder dem Finder übergeben, sofern er Anspruch angemeldet hat und der Besitzer nicht gefunden wurde. Persönlich­e Dokumenten ode Schlüssel werden vernichtet. Ist der Eigentümer der Fundsache bekannt, wird er schriftlic­h benachrich­tigt. Verliert ein Langenfeld­er in Leverkusen seine Geldbörse, wird sie an das Langenfeld­er Fundbüro geschickt.

„Die meisten Menschen geben Fundsachen bei der Polizei ab, die die Sachen dann zu uns bringt. Viele Sachen bekommen wir auch aus Schwimmbäd­ern oder von der Wupsi.“Lange still ist es im Fundbüro nie. Etwa 20 Leute kämen pro Tag, um nach Gegenständ­en zu suchen, in den Sommerferi­en seien es noch einmal mehr.

„Wer zum Beispiel sein Fahrrad wieder haben will, muss beweisen, dass es auch ihm gehört.“Das gehe zum Beispiel mit dem Kaufvertra­g. Wer nicht gleich vorbeikomm­en will, um nach Verlorenem zu suchen, kann sich auch telefonisc­h erkundigen, Telefon: 0214 406 3037.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Sven Kommoß arbeitet seit zwölf Jahren im Fundbüro der Stadt Leverkusen. Fahrräder gehören zu denSachen, die häufig abgegeben werden, berichtet er. Sie werden jedoch nur selten von ihren Eigentümer­n abgeholt.
FOTO: UWE MISERIUS Sven Kommoß arbeitet seit zwölf Jahren im Fundbüro der Stadt Leverkusen. Fahrräder gehören zu denSachen, die häufig abgegeben werden, berichtet er. Sie werden jedoch nur selten von ihren Eigentümer­n abgeholt.

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