Rheinische Post Opladen

Fünf Jahre Haft für Überfälle mit einer Bombenattr­appe

- VON SEBASTIAN FUHRMANN

KÖLN/LEVERKUSEN Das Landgerich­t Köln hat einen 31-Jährigen wegen schwerer räuberisch­er Erpressung verurteilt. Der Mann hatte unter anderem eine Sparkasse in Leverkusen mit einer Bombenattr­appe überfallen. Dabei war er so stümperhaf­t vorgegange­n, dass der Überfall misslang.

Wäre alles gelaufen wie geplant, hätte die Angestellt­e der Leverkusen­er Sparkasse an der Straße „Münsters Gässchen“einfach das Geld in den Umschlag gesteckt, und Jonas H. (Name geändert) wäre mit praller Beute entkommen. Dummerweis­e kam alles ganz anders.

Im Mai 2016 betritt der gelernte Dachdecker die Sparkasse, schiebt der Angestellt­en einen Zettel mit der Nachricht „Steck die Scheine da rein, ansonsten geht hier in 30 Sekunden alles hoch“hin und zeigt ihr eine Bombenattr­appe, an der ein rotes Lichtlein blinkt. Statt aber das Geld herauszuge­ben, erkennt die Angestellt­e, dass es sich bei dem Gegenstand um keine echte Bombe handeln kann und spielt nicht mit. Die Angestellt­e zögert. Die Nerven des Räubers beginnen zu flattern. Er bricht den Überfall ab und rennt zunächst unerkannt davon. Später beim Prozess sagt die Angestellt­e sinngemäß: Warum sollte ein Mann, der Geld will, damit drohen, eine Bombe zu zünden und damit auch sich selbst in die Luft zu sprengen? Das mache keinen Sinn.

Am Mittwoch wurde Jonas H. für die Tat in Leverkusen und den gelungenen Überfall auf ein Kölner Lohnsteuer-Finanzieru­ngsbüro im April 2016 vom Kölner Landgerich­t zu fünf Jahren Haft verurteilt. Außerdem muss er 4705 Euro Wertersatz zahlen. So viel hatte er bei dem Überfall auf das Kölner Büro erbeutet, für den H. ebenfalls eine Bombenattr­appe genutzt hatte. H. ist ein Serientäte­r. 2015 hatte er bei einem Überfall auf eine Bank in Paffrath 20.000 Euro erbeutet.

Thema war vor Gericht erneut die stümperhaf­te Vorgehensw­eise des 31-Jährigen, der als Adoptivkin­d in einer Akademiker­familie aufwuchs. H. hatte sich bei den Taten in Köln und Leverkusen nicht die Mühe gemacht, sich zu maskieren, und überall DNA-Spuren hinterlass­en. Sein Verteidige­r hatte ihn deswegen am ersten Verhandlun­gstag als den „dümmsten Räuber“bezeichnet, der ihm je untergekom­men sei.

In seinem Plädoyer bemühte der Anwalt aus Bonn freundlich­ere Worte, um die Taten seines Mandanten zu erklären. Die Überfälle seien vermutlich ein Hilfeschre­i gewesen. H. war ständig pleite, wollte seiner Freundin, die später auch noch schwanger wurde, aber ein gutes Leben bieten – ein quasi aussichtsl­oses Unterfange­n. „Er war völlig aufgewühlt und nicht ruhig, als er die Entscheidu­ngen traf“, sagte der Anwalt.

H. selbst zeigte noch einmal Reue. Sein Schlusswor­t trug er eloquent, wenngleich sichtlich nervös vor. Er habe „unglaublic­he“Taten begangen, die er sehr bereue. Zum Schicksal der Angestellt­en des Kölner Lohnsteuer-Büros sagte der 31-Jährige nichts mehr. Die Frau, die er in dem Büro mit der Bombenattr­appe bedroht hatte, war nach der Tat mehrere Wochen arbeitsunf­ähig. Noch immer ist sie laut Staatsanwa­ltschaft schwer traumatisi­ert und macht eine Therapie.

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FOTO: CLAUDIA HAUSER Der Angeklagte mit seinem Verteidige­r vor Gericht.

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