Rheinische Post Opladen

Bei 12.000 Sportpins gab er das Zählen auf

Die Sammlung von Reiner Houska ist vielleicht einmalig. Mit 15 fing er an, Sportabzei­chen und Anstecker von deutschen und internatio­nale Fußballver­einen zu sammeln. Heute ist der Opladener 73 und weiß genau, was seiner Sammlung noch fehlt.

- VON GABI KNOPS-FEILER

OPLADEN Manche sind klein und leicht, andere groß und schwer oder einfarbig und bunt. „Es sind so viele, ich weiß nicht mehr, wohin damit“, sagt Sammler Reiner Houska. Die Rede ist von Anstecknad­eln und Pins von deutschen und internatio­nalen Fußballver­einen und -verbänden. Sämtliche Einzelstüc­ke sind sorgsam auf Samtkissen und in Ordner sortiert. Einmal hat Houska versucht, seine Schätze zu zählen. Bei 12.000 hat er aufgegeben.

„Es gab Zeiten, da musste ich die Nadeln unbedingt haben und hätte dafür alles in Bewegung gesetzt“, sagt der geborene Wuppertale­r, der von Berufs wegen 1976 mit der Familie nach Opladen zog. Vor seiner Pensionier­ung war Houska 35 Jahre als Aufsichtsb­eamter bei der Bundesbahn beschäftig­t.

Aufgewachs­en ist er mit Fußball. Bereits als Vierjährig­er, so weiß der 73-Jährige aus Erzählunge­n, hat er beim Vater auf dem Schoß gesessen, wenn der Bus zu Auswärtssp­ielen seiner geliebten Wuppertale­r unterwegs war. Mit 15 Jahren las er den Bericht über einen Sammler. Sofort ergriff auch ihn die Sammelleid­enschaft, die ihn bis heute nicht losgelasse­n hat.

„Ich weiß genau, was in meiner Sammlung fehlt“, sagt Houska. Deshalb war er richtig glücklich, als er auf einem Trödelmark­t in Opladen das bislang älteste Exemplar von Alemannia Vohwinkel aus dem Jahr 1890 entdeckte. Es ist mit Emaille verziert. Zu dieser Sorte zählen auch sämtliche Anstecker, die er – dank seines Vaters – vom Heimatvere­in erhalten hat. Hinzu kommen einige historisch­e Exemplare der Region. „Es gibt Sammler, die zahlen für einzelne Nadeln bis zu 2000 Euro“, schildert Houska. Dazu sei er aber nicht bereit.

Der erste Verein, der ihm auf Anfrage eine Nadel schickte, war München 1860. „Lokalrival­e Bayern München war damals noch nicht bekannt“, ertählt der Opladener schmunzeln­d. Nach und nach ar- beitete er sich durch die Liste, die er im „Kicker Almanach“fand. Alle Vereine der deutschen Oberligen samt Emblem waren dort aufgeliste­t. Später kamen die komplette erste und zweite Liga aus Deutschlan­d sowie zahlreiche ausländisc­he Vereine von A bis Z hinzu.

Ein Verein bedankte sich für das Anschreibe­n und antwortete: „Wir haben uns gefreut, dass Du an uns gedacht hast.“Einem Abzeichen aus Saudi-Arabien war sogar ein Trikot-Emblem beigefügt, das mit ech- ten Goldfäden gewirkt war. Anfangs erhielt Houska die Belege kostenlos. Inzwischen wird Geld dafür verlangt. Aus Sicherheit­sgründen legt er jetzt Schecks in die Briefe.

„Heute gibt es fast nur noch billige Teile aus Plastik oder Kunstharz“, bedauert der Sammler, die Nadel von Bayer 04 Leverkusen gehört dazu. In letzter Zeit hat seine Begeisteru­ng etwas nachgelass­en. Vor allem, weil er nicht weiß, was aus der Sammlung werden soll und ob sich die drei Söhne und Enkel über- haupt dafür interessie­ren. Doch noch immer verbringt der dreifache Großvater ganze Abende mit Recherchen in seinen Fußballbüc­hern. Und noch immer sagt er: „Ich lebe für mein Hobby.“

Einen Anstecker vom DJK Leverkusen hat er noch nicht gefunden, obwohl er schon lange sucht. Dafür ist er bei seiner Jagd gerade erst auf zwei neue Fußballver­eine am Ort gestoßen: Kickers Opladen und SC Leverkusen 2017, Nachfolger des VfL Leverkusen.

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FOTO: UWE MISERIUS Reiner Houska und seine fast unzähligen Pins. Mittlerwei­le lässt es der Opladener etwas langsamer angehen mit seiner Sammelleid­enschaft.

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