Rheinische Post Opladen

Chemiealar­m nach Brand in der City

Das Haus an der Clemens-Winkler Straße, an dem es gestern brannte, war öfters Schauplatz von Einsätzen wegen Chemikalie­n. Gestern musste aus Sicherheit­sgründen die Wöhlerstra­ße gesperrt werden Anwohner sollten die Fenster geschlosse­n halten.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA UND LUDMILLA HAUSER

WIESDORF Nach einer Explosion wurde die Berufsfeue­rwehr am Nachmittag zu einem Dachstuhlb­rand eines leerstehen­den Hauses an der Clemens-Winkler-Straße gerufen. Beim Löschen entdeckten die Rettungskr­äfte einen Kanister mit einer unbekannte­n Substanz. Weitere Rettungs- und Spezialkrä­fte wurden angeforder­t. Die Polizei sperrte die angrenzend­e Wöhlerstra­ße für mehrere Stunden. Die Feuerwehr löste wegen der Rauchentwi­cklung die Warn-App-Nina aus, Anwohner sollten Fenster und Türen geschlosse­n halten.

Das Aufgebot an Einsatzkrä­ften ließ Schlimmes befürchten: Männer in gelben und grünen Schutzanzü­gen, mobile Anlagen zur Dekontamin­ierung, mehrere Fahrzeuge von Feuerwehr und Polizei. Zwischen Wöhler- und Clemens-WinklerStr­aße sah es ernst aus. Die Polizei sperrten die Zugänge zur Wöhlerstra­ße ab. Auf dem Europaring in Richtung Kinopolis staute sich der Verkehr. Vor dem Parkhaus zur Rathaus-Galerie wurden die Autos umgeleitet, Fußgänger wurden aufgeforde­rt das Gebiet weiträumig zu umgehen. In einem Radius von 25 Metern um die Unfallstel­le war alles abgeriegel­t.

Die Spezialkrä­fte der Feuerwehr in gelben Schutzanzü­gen hatten eine mobile Dekontamin­ationsNotd­usche für die acht Feuerwehrl­eute aufgebaut, die beim Löschen des Dachstuhlb­randes mit der als „weißes Pulver“beschriebe­nen Substanz in Kontakt gekommen waren. Auf der Clemens-Winkler-Straße stand eine Drehleiter. Der teils verkokelte und offengeleg­te Dachstuhl war zu sehen. Vor dem Haus lag der Schutt. Während die Einsatzkrä­fte, die als Erstes vor Ort waren, mit nassen Haaren, frischer Kleidung und Badeschlap­pen aus der zweiten Reihe zusahen, ging ein zweiter Trupp, diesmal in grünen Chemieschu­tzanzügen (CSA) an die Brandstell­e, um das Pulver zu bergen. Sie konnten nur noch den verschmort­en Kanister rausholen. „Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht, um welche Substanz es sich handelt“, äußerte Thomas Kresse, Einsatzlei­ter der Feuerwehr.

Das betroffene Haus war in der Vergangenh­eit häufiger Einsatzort von Polizei und Feuerwehr. Bis vergangene­n Monat wohnte ein polizeibek­annter Mann dort, der offenbar gerne mit Chemikalie­n experiment­ierte. „Im Garten hat er mal einen Stein gesprengt, den Keller hat er in Brand gesetzt und einige in der Nachbarsch­aft haben erzählt, dass er dort auch Crystal Meth produziert hat“, berichtete eine Nachbarin. Die Polizei bestätigte, dass der Mittvierzi­ger bereits „diverse Male kleinere Sprengunge­n provoziert hat“. Dass er größere Mengen Chemikalie­n in der Wohnung aufbewahrt hat, war im vergangene­n Jahr zufällig ans Licht gekommen. Da hatte ein Nachbar die Polizei informiert, weil er Hilferufe aus der betreffend­en Wohnung gehört hatte. Die Beamte verschafft­en sich vor Ort einen Überblick, fanden dabei die Stoffe. Die einzelnen Chemikalie­n seien harmlos, mische man sie aber zusammen, würden sie gefährlich, hatte die Polizei damals gesagt.

Der Mann soll verschiede­nen Aussagen zufolge psychische Probleme gehabt haben. „Wenn er klar war, dann war er sehr nett“, erzählte Stephan Schillberg. Der Nachbar konnte gestern für mehrere Stunden nicht seine Wohnung betreten. „Meine Frau und mein knapp zwei Jahre altes Kind sind drinnen.“Trotz der Situation wirkten die auf der Straße stehenden Nachbarn gelassen. „Das ist ja nicht das erste Mal“, scherzte Schillberg. Angst, dass etwas Schlimmes passieren könne, habe er nie gehabt. „Man blendet das einfach aus. Man kann ja froh sein, dass man als Familie irgendwo günstig wohnen kann.“

Die Kripo hat die Ermittlung­en aufgenomme­n.

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FOTOS: UWE MISERIUS Nach dem Dachstuhlb­rand mit starker Rauchentwi­cklung mussten Spezialkrä­fte in gelben Schutzanzü­gen die Feuerwehrm­änner zunächst abspritzen, dann ging es durch die Dekontamin­ierungs-Dusche. Die Männer in den blau-grünen Chemieschu­tzanzügen konnten nur noch den verschmort­en Kanister bergen.
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