Chemiealarm nach Brand in der City
Das Haus an der Clemens-Winkler Straße, an dem es gestern brannte, war öfters Schauplatz von Einsätzen wegen Chemikalien. Gestern musste aus Sicherheitsgründen die Wöhlerstraße gesperrt werden Anwohner sollten die Fenster geschlossen halten.
WIESDORF Nach einer Explosion wurde die Berufsfeuerwehr am Nachmittag zu einem Dachstuhlbrand eines leerstehenden Hauses an der Clemens-Winkler-Straße gerufen. Beim Löschen entdeckten die Rettungskräfte einen Kanister mit einer unbekannten Substanz. Weitere Rettungs- und Spezialkräfte wurden angefordert. Die Polizei sperrte die angrenzende Wöhlerstraße für mehrere Stunden. Die Feuerwehr löste wegen der Rauchentwicklung die Warn-App-Nina aus, Anwohner sollten Fenster und Türen geschlossen halten.
Das Aufgebot an Einsatzkräften ließ Schlimmes befürchten: Männer in gelben und grünen Schutzanzügen, mobile Anlagen zur Dekontaminierung, mehrere Fahrzeuge von Feuerwehr und Polizei. Zwischen Wöhler- und Clemens-WinklerStraße sah es ernst aus. Die Polizei sperrten die Zugänge zur Wöhlerstraße ab. Auf dem Europaring in Richtung Kinopolis staute sich der Verkehr. Vor dem Parkhaus zur Rathaus-Galerie wurden die Autos umgeleitet, Fußgänger wurden aufgefordert das Gebiet weiträumig zu umgehen. In einem Radius von 25 Metern um die Unfallstelle war alles abgeriegelt.
Die Spezialkräfte der Feuerwehr in gelben Schutzanzügen hatten eine mobile DekontaminationsNotdusche für die acht Feuerwehrleute aufgebaut, die beim Löschen des Dachstuhlbrandes mit der als „weißes Pulver“beschriebenen Substanz in Kontakt gekommen waren. Auf der Clemens-Winkler-Straße stand eine Drehleiter. Der teils verkokelte und offengelegte Dachstuhl war zu sehen. Vor dem Haus lag der Schutt. Während die Einsatzkräfte, die als Erstes vor Ort waren, mit nassen Haaren, frischer Kleidung und Badeschlappen aus der zweiten Reihe zusahen, ging ein zweiter Trupp, diesmal in grünen Chemieschutzanzügen (CSA) an die Brandstelle, um das Pulver zu bergen. Sie konnten nur noch den verschmorten Kanister rausholen. „Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht, um welche Substanz es sich handelt“, äußerte Thomas Kresse, Einsatzleiter der Feuerwehr.
Das betroffene Haus war in der Vergangenheit häufiger Einsatzort von Polizei und Feuerwehr. Bis vergangenen Monat wohnte ein polizeibekannter Mann dort, der offenbar gerne mit Chemikalien experimentierte. „Im Garten hat er mal einen Stein gesprengt, den Keller hat er in Brand gesetzt und einige in der Nachbarschaft haben erzählt, dass er dort auch Crystal Meth produziert hat“, berichtete eine Nachbarin. Die Polizei bestätigte, dass der Mittvierziger bereits „diverse Male kleinere Sprengungen provoziert hat“. Dass er größere Mengen Chemikalien in der Wohnung aufbewahrt hat, war im vergangenen Jahr zufällig ans Licht gekommen. Da hatte ein Nachbar die Polizei informiert, weil er Hilferufe aus der betreffenden Wohnung gehört hatte. Die Beamte verschafften sich vor Ort einen Überblick, fanden dabei die Stoffe. Die einzelnen Chemikalien seien harmlos, mische man sie aber zusammen, würden sie gefährlich, hatte die Polizei damals gesagt.
Der Mann soll verschiedenen Aussagen zufolge psychische Probleme gehabt haben. „Wenn er klar war, dann war er sehr nett“, erzählte Stephan Schillberg. Der Nachbar konnte gestern für mehrere Stunden nicht seine Wohnung betreten. „Meine Frau und mein knapp zwei Jahre altes Kind sind drinnen.“Trotz der Situation wirkten die auf der Straße stehenden Nachbarn gelassen. „Das ist ja nicht das erste Mal“, scherzte Schillberg. Angst, dass etwas Schlimmes passieren könne, habe er nie gehabt. „Man blendet das einfach aus. Man kann ja froh sein, dass man als Familie irgendwo günstig wohnen kann.“
Die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen.