Rheinische Post Opladen

Die Kripo braucht so schnell wie möglich mehr Personal

- VON PETER CLEMENT

LEICHLINGE­N/DÜSSELDORF Sebastian Fiedler ist Vorsitzend­er der Kripo-Gewerkscha­ft BDK (Bund Deutscher Kriminalbe­amter) in NRW.

Ein gutes halbes Jahr ist vorbei, und für die Leichlinge­r Jugendlich­en hat sich an ihrer bedrückend­en Situation nichts geändert. Was läuft da falsch?

FIEDLER Dieser Fall ist typisch für viele, die uns im Augenblick Sorgen bereiten. Rein formal betrachtet, ist nicht viel passiert, dennoch haben diese Jugendlich­en offensicht­lich etwas erlebt, das sie in hohem Maße belastet, vielleicht gar verstört hat. Glauben Sie mir: Es gibt keinen Polizisten, der nicht so schnell wie möglich diesen Angreifer ausfindig machen möchte. Aber es fehlt an Personal – oder besser gesagt: Vorhandene­s Personal wird falsch eingesetzt.

Inwiefern?

FIEDLER Es gibt drei Organisati­onseinheit­en der Polizei, die überpropor­tional belastet sind: die Bereit- schafts-Hundertsch­aften, die Spezialein­heiten und die Kripo. Andere sind deutlich weniger belastet, etwa im Bereich der Verkehrsüb­erwachung. Wenn wir wollten, könnten wir Personal umschichte­n und die genannten kritischen Bereiche deutlich entlasten. Aber das muss der Innenminis­ter entscheide­n.

Das heißt, ein Fall wie der Leichlinge­r würde nicht zu den Akten gelegt?

FIEDLER Ganz genau. Mal ehrlich: Auf die Idee, sich auf diesem Park- platz noch einmal auf die Lauer zu legen, kommt bei der Kripo natürlich jeder. Wenn man aber keine Leute zur Verfügung hat, die sich die Zeit dafür nehmen können, wird eine Chance zur Aufklärung vertan. Und ewig warten kann man auch nicht. Denn wenn man die Daten eines Falles zu spät an die Staatsanwa­ltschaft übergeben sollte, läuft man Gefahr, sich der Strafverei­telung im Amt schuldig zu machen. Für unsere derzeitige Lage gilt ganz allgemein: Es gab in NRW noch nie so viele Ermittlung­sansätze und verglichen damit so wenig Personal. Sie sehen: Das ist eine sehr belastende Gemengelag­e für die Beamten vor Ort.

Bekommen Sie das als Gewerkscha­fter unmittelba­r mit?

FIEDLER Tagtäglich! Es gibt inzwischen mehrere Fälle, in denen sich Kripo-Beamte haben versetzen lassen, weil sie mit diesem Druck nicht mehr klargekomm­en sind. Da muss jetzt dringend etwas passieren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany