Rheinische Post Opladen

Bayers größte Baustelle – die Torausbeut­e

In Panagiotis Retsos deutet sich ein Zugang für die Defensive an. Ebenfalls auf dem Wunschzett­el von Sportchef Rudi Völler dürfte aber ein Angreifer stehen, der die vielen gut herausgesp­ielten Torchancen in Zählbares verwandelt.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Nach dem Schlusspfi­ff in München gab es aus Leverkusen­er Sicht nur ein Thema: die Chancenver­wertung. Viel zu schwach sei die Torausbeut­e gegen den Rekordmeis­ter gewesen, da waren sich alle einig. „Ich glaube, das Chancenpot­enzial wurde heute voll ausgeschöp­ft“, sagte etwa Jonathan Tah, um gleich das große Manko hinterherz­uschieben: „Wir müssen sie einfach nur reinmachen.“Genau das ist aber bis auf Admir Mehmedis Gewaltschu­ss nicht gelungen.

Seit Wochen wird daher nach entspreche­nden Verstärkun­gen für den Kader gefahndet. In Panagiotis Retsos (19) von Olympiakos Piräus scheint nun immerhin ein Allrounder für die Defensive gefunden zu sein. Bayer 04 steht offenbar kurz vor der Verpflicht­ung des Griechen. In den vergangene­n Tagen kamen immer wieder entspreche­nde Gerüchte auf. In dieser Woche könnte der Transfer abgeschlos­sen werden. Damit wäre der gewünschte Mann für die Innen- sowie Außenverte­idigung gefunden.

Und vorne? Da fehlt seit Chicharito­s Abflug Richtung West Ham United ein Stürmer mit Vollstreck­erqualität­en. Weder Mehmedi, noch Kevin Volland, noch Joel Pohjanpalo, noch der zuletzt von Trainer Heiko Herrlich gar nicht mehr berücksich­tigte Stefan Kießling scheinen in der Lage, die akute Flaute im Sturm nachhaltig beheben zu können. Ein neuer Angreifer mit den gewünschte­n Qualitäten dürfte indes nicht billig werden – und er muss in das Mannschaft­sgefüge passen. Das erleichter­t die Suche nicht. Notwendig ist sie aber, wenn man das hochgestec­kte Saisonziel erreichen will. Das lautet: Rückkehr in den internatio­nalen Fußball.

Ein Blick auf die Torstatist­ik der vergangene­n Jahren verrät: das Problem mit der Effizienz vor dem Tor ist nicht neu. So ist die Zahl der erzielten Treffer pro Saison zuletzt rückläufig. Die 60-Tore-Marke hat Bayer 04 zum letzten Mal in der Sai- son 2014/15 geknackt (62 Treffer). In der Saison darauf waren es nur noch 56 Tore, in der verkorkste­n vergangene­n Spielzeit dann lediglich 53. 2015/16 benötigte die Leverkusen­er Auswahl für ihre 56 Treffer insgesamt 326 Torschüsse. Das ent- spricht einem Wert von 5,82 Abschlüsse­n pro Torerfolg. Vergangene Saison steigerte die Werkself diesen Wert immerhin auf 5,74.

Allein davon kann sich Heiko Herrlich und seine Mannschaft freilich nichts kaufen. Für Admir Meh- medis Anschlusst­reffer in München benötigte die Werkself 15 (!) Schüsse auf das von Sven Ulreich gehütete Tor – ein Wert, mit dem Bayer 04 in der Torchancen-Statistik zum Ende der Saison wohl auf einem Abstiegspl­atz landen dürfte.

Auch der Schweizer Torschütze beklagte nach der Partie – wie alle Akteure von Bayer 04 – die mangelnde Kaltschnäu­zigkeit vor dem gegnerisch­en Tor, lobte aber die Spielweise seines Teams. Sehr gut habe sich die Werkself beim Rekordmeis­ter durchkombi­niert und viele Chancen kreiert – sie aber leider nicht verwertet. „Jetzt müssen wir hart daran arbeiten und die Defizite verbessern“, sagte Mehmedi.

Viel Zeit bleibt dafür nicht: Bereits am Samstag folgt das erste Heimspiel der Saison gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr).

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FOTO: IMAGO Zum Haareraufe­n: Kevin Volland blieb einer von vielen glücklosen Angreifern im Münchner Dauerregen.

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