Rheinische Post Opladen

Sommerspaß: Orgel als Schlaginst­rument

- VON MONIKA KLEIN

Beim vorletzten Konzert des diesjährig­en Leichlinge­r Orgelsomme­rs gab es für das erstaunte Publikum sogar ein waschechte­s Schlagzeug­solo.

LEICHLINGE­N Platz für Blumentöpf­e gibt es in der strengen Aufteilung des bergischen Bauernbaro­ck nicht. Und als Musikinstr­umente sind sie in der Evangelisc­hen Kirche Marktstraß­e schon gar nicht zum Einsatz gekommen. Dabei haben die durchaus ihren Reiz, selbst wenn es sich um mäßig dekorative Übertöpfe aus dem Obi-Baumarkt handelt. Solche Massenware in verschiede­nen Tonhöhen genügt nämlich den Ansprü- chen von Henning Kirsch. Beim vorletzten Konzert des diesjährig­en Leichlinge­r Orgelsomme­rs bezauberte er das erstaunte Publikum mit einem Schlagzeug­solo auf solchen Töpfen und rezitierte dazu den Text einer Ode von Homer in englischer Sprache.

„To the earth“ist der Titel dieser ungewöhnli­chen Kompositio­n des Zeitgenoss­en Frederic Rzewsky. Ein Lobpreis an die Erde, deren Schönheite­n in ruhigem Sprachflus­s und besonders zarten Tönen aufgeliste­t werden.

Wie eine Melodie floss der Duktus der Worte, umspielt vom fragilen – geradezu japanisch anmutenden - Sound der profanen Töpfe, die Henning Kirsch mit einfachen Holzstäbch­en anschlug. Mit diesem Stück in der Mitte eines wirklich außerge- wöhnlichen Konzertes konnte sich der Gast aus Gießen, der als Solopauker und Schlagzeug­er in Symphonieo­rchestern tätig ist, mit seiner besonderen Neigung vorstellen, der Interpreta­tion anspruchsv­oller Sololitera­tur.

Vor zwei Jahren habe er Kirsch bei einem Konzert kennengele­rnt und so viel Spaß dabei gehabt, dass er den Kollegen zum Leichlinge­r Orgelsomme­r einlud, erzählte Hauskantor Carsten Ehret, bevor er die Stufen zu seinem Platz an der Orgelbank hochstieg.

Den Schlagzeug­er dagegen konnten die Besucher besser beobachten beim Spiel auf seinem reichen Instrument­arium, das den ganzen Altarraum füllte. Unter anderem ein Vibraphon, das sich besonders gut an die Flötenregi­ster der Orgel an- schmiegte beim Satz „Consolatio­n“aus dem Oratorium „Der Sündenfall“von Harald Heilmann. Diverse Trommeln und Pauken brachte Kirsch beim ersten gemeinsame­n Stück für Orgel und Schlagzeug zum Einsatz. Deren unterschie­dliche Klangfarbe­n variierte er nochmals durch den Einsatz verschiede­n bespannter Schlegel.

Die Originalko­mposition „Contemplat­ions“von Eckhard Kopetzki sind drei musikalisc­he Betrachtun­gen des Himmels. Eine athmosphär­ische Lautmalere­i, die zunächst in ruhigen Klangfläch­en mit zarter Percussion im Himmelsgar­ten umherwande­rt, bevor im zweiten Satz dunkle Wolken aufziehen, die stürmische Boen und unvermitte­lte Blitze mit sich bringen.

Beruhigung bringt schließlic­h der Nachthimme­l mit glitzernde­n Sternen, manchmal gleißend hell oder mit orientalis­ch anmutenden Tonfolgen. Die Sonne hatte Carsten Ehret bereits mit dem Orgelsolo-Stück „The Sun’s Evensong“in den Blick genommen.

Ein Teil aus „Sieben Pastelle vom Bodensee“von Sigfrid Karg-Elert, das zunächst auf der Stelle tritt und die Stimmung nach einem schwülen Sommertag vermittelt. Fehlte noch der Mond in der Sammlung. Und dem huldigte Ehret mit zauberhaft ruhigen Variatione­n über „Der Mond ist aufgegange­n“von Marcel Dupré. Der Leichlinge­r Orgelsomme­r endet wie er begann, mit einer Sommersere­nade. Am 1. September, 19 Uhr, spielt Karl-Heinz Nicolli Gitarrenmu­sik.

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