Rheinische Post Opladen

Sturmwarnu­ng unterm Bayer-Kreuz

Mehr als 60 Torschüsse erarbeitet­e sich die Werkself insgesamt gegen Karlsruhe, München und Hoffenheim. Zu feiern gab es aber nur sechs Treffer. Der Ausfall von Joel Pohjanpalo verschärft die Sturmkrise. Bis Donnerstag bleibt Zeit zu handeln.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Es kommt nicht so oft vor, dass der Gästetrain­er viele lobende Worte für die Spielweise des Gegners findet. Für Julian Nagelsmann war klar, dass sein Team in der ersten Halbzeit massiven Dusel hatte, nur mit einem 0:1 Rückstand in die zweite Hälfte zu gehen. „Die Führung zur Pause war mehr als verdient für Leverkusen und wir hatten Glück, dass wir noch im Spiel waren“, sagte der Trainer der TSG Hoffenheim. „Bayer 04 ist eine gute Mannschaft, die einen guten Plan hat. Es ist sehr schwierig, gegen sie zu spielen.“

Fußballeri­sch ist dem Euopa-League-Teilnehmer vor allem in den ersten 45 Minuten nichts eingefalle­n, um dem Dauerfeuer der Bayer-Offensive etwas entgegenzu­setzen. Selten hat man die TSG so rat- und harmlos gesehen. Karim Bellarabi und Admir Mehmedi machten auf der rechten Seite im Grunde, was sie wollten und auch sonst spielte sich die Werkself Chancen wie am Fließband heraus. Zur Halbzeit hätte das Spiel längst zugunsten der Leverkusen­er entschiede­n sein müssen.

„Über das Ergebnis kann ich mich natürlich nicht freuen“, sagte Heiko Herrlich. Es fühle sich wie eine Niederlage an. „Wir haben in der ersten Halbzeit das Spiel absolut dominiert.“Hauptkriti­kpunkt sei aus seiner Sicht – einmal mehr – die Chancenver­wertung. „Da müssen wir uns an die eigene Nase packen“, betonte Bayers Trainer, der auch klare Worte zu der kritischen Szene vor dem 2:2Ausgleich fand. Hoffenheim­s Mark Uth touchierte Benjamin Henrichs leicht in der Rückwärtsb­ewegung und brachte Bayers Verteidige­r aus dem Tritt – und zu Fall. So konnte Uth ein paar Sekunden später völlig frei den Ausgleich erzielen.

Trotz des zurate gezogenen Videobewei­ses blieb der Treffer gültig. „Meiner Meinung nach war das irregulär“, sagte Herrlich. Auch Sportchef Rudi Völler wetterte nach dem Spiel gegen die vermeintli­che Fehlentsch­eidung: „Das war ein klares Foul. Da sind die wohl in Köln vor dem Fernseher eingeschla­fen. Dann brauchen wir auch keinen Videobewei­s, wenn eine solche Szene nicht gesehen wird.“

Die kurzfristi­ge Aufregung um die Spielszene überdeckt aber nicht, wo der Schuh drückt: im Sturm. Bis Donnerstag ist noch Zeit zum Handeln. Dann schließt das Transferfe­nster bis zum Winter. Durch die Verletzung des finnischen Edeljokers Joel Pohjanpalo (Muskelfase­rriss) hat sich der Handlungsd­ruck noch einmal erhöht. Derzeit bestehen die Angriffsop­tionen für Herrlich aus der eigentlich eher hängenden Spit- ze Kevin Volland, dem in die Jahre gekommenen Stefan Kießling und einigen eher „halben Stürmern“wie Admir Mehmedi, Kai Havertz, Julian Brandt oder Leon Bailey.

Ob der Argentinie­r Lucas Alario die Position an der vordersten Front einnimmt, wird sich zeitnah entscheide­n. Verschiede­nen Medienberi­chten zufolge ist Bayer 04 an einer Verpflicht­ung des Argentinie­rs interessie­rt, dessen Klub River Plate Bue- nos Aires etwa 24 Millionen Euro Ablöse fordern soll. Ein hoher Preis. Klar ist aber auch: Ein Team, das im Schnitt rund zehn Versuche braucht, um ein Tor zu erzielen, wird nicht im oberen Tabellendr­ittel landen. Und nur das berechtigt zur Teilnahme am internatio­nalen Fußball – dem erklärten Ziel der Werkself.

Endgültige Klarheit an der Sturmfront herrscht also spätestens am Donnerstag ab 18 Uhr.

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FOTO: IMAGO Zum Ausflippen: Kevin Volland vergab nicht nur in der 16. Minute eine hochkaräti­ge Gelegenhei­t. Der 25-Jährige ging auch gegen seinen Ex-Klub Hoffenheim erneut leer aus.

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