Bei Air Berlin fallen 1500 Stellen weg
Das Unternehmen rechnet damit, dass rund 80 Prozent der 8000 Mitarbeiter beim Verkauf von Firmenteilen übernommen werden. Zum 15. Oktober wird die Langstrecke komplett eingestellt.
BERLIN/DÜSSELDORF Air Berlin wird bis zum 12. Oktober nur noch mit Lufthansa und der britischen Easyjet darüber verhandeln, welche Strecken- und Unternehmensteile wirklich an die zwei Unternehmen verkauft werden. Dieses Vorgehen nickte der Aufsichtsrat gestern ab. Bei einer Pressekonferenz in Berlin erklärten Vorstandschef Thomas Winkelmann, der für die Insolvenz zuständige Generalbevollmächtigte Frank Kebekus sowie der Sachwalter Lucas Flöther das Vorgehen.
Dabei nannte das Trio zwei positive Entwicklungen: Für rund 80 Prozent der Arbeitsplätze sehen sie eine Perspektive, wenn Firmenteile wie geplant verkauft würden. Das wären also rund 6500 der aktuell rund 8000 Mitarbeiter inklusive Teilzeitkräften. Außerdem sei es eine große Leistung, dass Air Berlin den Flugbetrieb auch nach dem Insolvenzantrag vom 15. August weitgehend aufrechtgehalten habe. Jeder neue Arbeitskampf wie erneutes „Krankfeiern“von Piloten könne allerdings zum Zusammenbruch führen, warnte Kebekus: „Wir sind noch nicht am Ziel der Verhandlungen. Ein stabiler Flugbetrieb in den kommenden Tagen und Wochen ist Grundvoraussetzung für den Erfolg. Alles andere gefährdet ihn.“
Vor den rund 50 Journalisten legte sich Winkelmann fest, dass Lufthansa und ihr Ableger Eurowings auf keinen Fall alle Air-Berlin-Streckenrechte ab Düsseldorf als aktuell wichtigstem Flughafen von Air Berlin erhalten werden: „Sie werden in Berlin und Düsseldorf einen genau-
Kopenhagen
von Air Berlin an Lufthansa zu übergeben: Die Politik habe den Kredit von 150 Millionen Euro nur genehmigt, um einen unkontrollierten Zusammenbruch inklusive Massenentlassungen zu verhindern, nachdem Großaktionär Etihad Anfang August zugesagte Finanzhilfe plötzlich verweigert hatte. Jetzt habe man sich nur für Lufthansa und Easyjet entschieden, weil diese das meiste Geld für die Betriebsteile zahlen und als einzige in der Lage scheinen, diese dann auch mittelfristig zu halten. So seien Lufthansa und Easyjet bereit, neben dem Kaufpreis Zuschüsse für eine sehr schwierige Übergangszeit zu überweisen: Eigentlich sollen am 1. November alle Verträge stehen, aber die Übergabe der Jets und Crews ist erst Wochen später erlaubt, wenn die EU alles abgesegnet hat.
Zum 15. Oktober werde Air Berlin das Langstreckenprogramm komplett beenden, hieß es. Schon gestern strich das Unternehmen als weitere Verbindung die Route zwischen Düsseldorf und Los Angeles. Der Grund ist, dass Leasingfirmen Jets zurückfordern – außerdem spart Air Berlin Geld, wenn nur schwach besetzte Langstreckenflüge ausfallen.
Auch in Deutschland und Europa fährt Air Berlin das Angebot herunter. Ende September fällt eine Strecke zwischen München und Hamburg weg, weitere „Anpassungen“sollen folgen. Winkelmann wurde gefragt, ab wann Buchungen wieder ganz ohne Risiko möglich sind: Er meinte, wenn die Kaufverträge für die Fortführung von Betriebsteilen unterschrieben sind.