So tickt Weltmeisterin Pauline Schäfer
schieden, es soll aber nicht zur Regel werden“, sagte sie. Schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro hatte die Athletin auf Frehse verzichten müssen. Auch diesmal erhielt der Stuttgarter Coach Robert Mai bei der Akkreditierung den Vorzug, weil er drei seiner Schützlinge zur WM gebracht hatte. Das Talent liegt in der Familie Schäfers zwei ältere Brüder haben auch geturnt, die vier Jahre jüngere Schwester Helene ist Deutsche Jugendmeisterin, beide trainieren zusammen in Chemnitz. Die Mutter war mal Vizeeuropameisterin im Polizei-Fünfkampf und schleppte Tochter Pauline mit fünf zum Turnen. „Ganz am Anfang, da musste mich meine Mama ein bisschen zwingen. Sie hat gesagt: Wir machen das jetzt noch drei Wochen, und wenn du dann sagst, du hast keinen Bock mehr, dann lassen wir es. Aber nach den drei Wochen war ich so begeistert, dass ich nicht mehr loslassen konnte“, erinnerte sich Schäfer junior mal in der „taz“. Ihr Freund teilt ihren Sport Schäfer ist mit Andreas Bretschneider (28) zusammen, seines Zeichens auch Kunstturner. Der Kovács-Salto mit zwei Längsachsendrehungen des Reck-Spezialisten wurde als „Bretschneider“in die offiziellen Wertungsvorschriften aufgenommen. Er erlebte den WM-Triumph der Freundin vor Ort in Kanada. Sie hat ihren eigenen Salto Nicht nur Bretschneider, nein, auch Schäfer kann bereits ein nach ihr benanntes Turnelement vorweisen: den „Schäfer-Salto“, einen Seitwärtssalto mit zusätzlicher halber Drehung. Wenn ihr dieser Salto gelingt, bringt er ihr als Element der zweithöchsten Kategorie einen halben, wertvollen Punkte extra. In Montreal turnte sie ihn auch. Turnen ist für sie Kunst Auch mit dem eigenen Salto vergeht Schäfer nicht die Lust, weitere Figuren zu erproben. Es heiße ja nicht umsonst Kunstturnen, sagte sie mal. Schwere Dinge leicht aussehen zu lassen, fliegen, kreativ sein, das mag sie. Sie kann auf die Zähne beißen Im Vorfeld der WM behinderten Rückenschmerzen Schäfer. Beim Sprungtraining war sie unglücklich auf dem Mattenberg gelandet. Zu Schmerzmitteln wollte sie aber nicht greifen, also biss sie auf die Zähne und verzichtete während ihres 25-stündigen Trainingspensums pro Woche auf einige Elemente. Sie versuchte mal Stabhochsprung „Ich hab ja mal ein Jahr lang aufgehört und es mit Stabhochsprung probiert. Aber das war viel zu einseitig, und Spaß hat es auch nicht gemacht“, verriet sie der „taz“. Olympia war ihr eine Lehre WMBronze am Schwebebalken 2015 in Glasgow war ihr erster großer Erfolg. Doch im Jahr darauf bei Olympia in Rio folgte eine Enttäuschung, aus der sie nach eigener Aussage viel gelernt hat. Obwohl sie damals ihre Übung im Training perfekt geturnt hatte, kosteten in der Qualifikation kleinere Haltungsfehler die entscheidenden Zehntel, so dass sie nicht einmal das Finale erreichte. Sie kann auch stramm stehen Schäfer kann nicht nur grazil durch die Luft fliegen, sie kann auch stramm stehen. Schließlich ist sie Sportsoldatin. Ende des Jahres steht ein Bundeswehr-Lehrgang in Warendorf an. Ganz nebenbei macht sie ihr Abitur an der Abendschule.