Rheinische Post Opladen

Depression findet Ausdruck in Tanz und Bewegung

Ein neues Projekt bringt Betroffene mit dem Jungen Theater zusammen auf die Bühne. Premiere ist am Samstag.

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN Seit Tanzpädago­gin Monika Piechowicz vor vier Jahren ihr festes Ensemble „Tanztrieb“gegründet hat, wurde jährlich ein Stück erarbeitet. Es gibt also eine gewisse Erfahrung, und doch ist dieses Mal alles ganz anders, wenn am Wochenende in den Räumen des Jungen Theaters Leverkusen Premiere gefeiert wird.

Außer den sechs jungen Ensemble-Tänzerinne­n sind dieses Mal Menschen beteiligt, die noch nie zuvor auf einer Bühne gestanden haben. Menschen, die das Element Tanz als Ausdrucksm­öglichkeit überhaupt erst während der letzten zehn Wochen entdeckt haben. Dafür bringen sie Wissen zum Thema ein, das in Tanz und Bewegung umgesetzt wird: Depression.

„Auf-Bruch“heißt das Stück, das mit und durch Betroffene entwickelt wurde. Und so profitiert­en beide Seiten voneinande­r. „Ich bin ganz begeistert von der Gruppe“, schwärmt Leiterin Monika Piechowicz, die auch seit Jahren Tanzkurse der Jugendkuns­tgruppen leitet. In diesem Jahr wurde sie vom Leverkusen­er Bündnis gegen Depression, in dem sich vor einem Jahr SPZ, SKF, Suchthilfe und die LVR Klinik Langenfeld zusammenge­schlossen haben, als Workshople­iterin engagiert. Sie arbeitete mit Menschen, die von Depression betroffen sind, und mit Angehörige­n oder Interessie­rten. Dabei habe sie viel über die Krankheit gelernt, versichert Piechowicz, die Gedanken und Ideen der Teilnehmer in Bilder und ganze Choreograp­hien umsetzte. Die Workshops fanden parallel zur Probenarbe­it mit dem Ensemble Tanztrieb statt, das das Thema Depression für die Jahresprod­uktion wählte. Und schließlic­h brachte Monika Piechowicz beide Gruppen zusam- men. Von den 15 bis 16 Workshopte­ilnehmern haben sich immerhin acht zum Mitmachen im Rampenlich­t entschloss­en. Weitere beteiligen sich auf andere Weise, zum Beispiel mit der Lesung eigener Texte, die zehn Minuten vor Beginn der Tanzauffüh­rung stattfinde­n soll. Außerdem wurde eine Ausstellun­g vorbereite­t, die schon 75 Minuten vorher geöffnet ist und die Problemati­k der Depression beschreibt und erklärt. Das sind Bilder, Gedichte, kurze Texte, Erfahrungs­berichte oder Bewegungsi­deen. So hat das Publikum zumindest eine Ahnung von dem, was die Tänzerinne­n beschäftig­t hat bei der Entwicklun­g dieses traurig-ehrlichen, aber auch ironisch-bewegten Stückes. Eine Debut-Tänzerin brachte ihre Motivation mitzumache­n auf den Punkt: „Ich will Sprachrohr für die Menschen sein, die sich akut nicht äußern können.“ AUF-BRUCHwird am Samstag, 8. Dezember, um 20 Uhr (Ausstellun­g ab 18.45 Uhr) und am 9. Dezember um 18 Uhr (Ausstellun­g ab 16.45 Uhr) im Jungen Theater Leverkusen, Karlstraße 9a, aufgeführt. Restkarten (zwölf, ermäßigt sechs Euro) unter 02171 949806, jungesthea­terlev@web.de.

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