Rheinische Post Opladen

Steuern, Hoffnung, Advent

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Kleinvieh macht auch Mist. Woher diese Redewendun­g eigentlich stammt, ist nicht überliefer­t. Fakt ist: Da ist im Falle Leverkusen wirklich etwas dran – Thema Steuern. In den vergangene­n Jahren ein ziemlich leidiges Thema, vor allem in Sachen Grundsteue­r B als der Steuer, die Haus- und Wohnungsei­gentümer ebenso trifft wie Mieter. Also im Prinzip jeden. An der Stellschra­ube dreht die Finanzspri­tze seit Jahren ordentlich. 2012 lag der Hebesatz noch bei unter 600 Punkten, mittlerwei­le bei 700. Auch, wenn Oberbürger­meister Richrath und der ehemalige Stadtkämme­rer Stein stets betonten: An der Grundsteue­rschraube kann man nicht ewig drehen. Es half bisher alles nichts – zu hoch die Kosten, zu gering die Einnahmen. Die Erhöhung der Grundsteue­r sei das einzige Mittel, um dem Ziel, im kommenden Jahr die schwarze Null (noch mit Hilfe des Landes) hinzubekom­men, zu erreichen, argumentie­rt die Stadt.

Denn die Versuche, die in den 1990er Jahren brummende, dann ins Stottern geratene Gewerbeste­uer wieder in Gang zu kriegen, scheiterte­n. Zuletzt hatten es Richrath und Stein mit Klinkenput­zen versucht, hatten Unternehme­n am Ort gefragt: „Wie weit müssten wir die Gewerbeste­uer senken, damit ihr am Standort bleibt?“Die Resonanz „gleich Null“, hatte Stein vor etwas mehr als einem Jahr resigniere­nd als Ergebnis vorgestell­t.

Jetzt leuchtet mehr als ein Silberstre­if am Horizont: Die Gewerbeste­uereinnahm­en für dieses Jahr werden aller Wahrschein­lichkeit nach um 40 Millionen höher ausfallen als prognostiz­iert. Eine dreistelli­ge Zahl soll es werden. Bisher war die Stadt von 63 Millionen Euro ausgegange­n. Das spült Geld in die Kasse. Und das wiederum heißt für den Bürger: Entlastung bei der Grundsteue­r. Die hebt die Stadt zwar trotzdem noch ordentlich an, aber immerhin 20 Punkte weniger als vorgesehen (790 statt 810). Die Stadt nimmt so 1,3 Millionen Euro weniger ein – umgerechne­t sind das rund acht Euro weniger Steuer pro Einwohner. Umgekehrt also acht Euro mehr im Geldbeutel der Leverkusen­er. Für manchen mag das eben nur das besagte Kleinvieh sein... aber eines, das Hoffnung gibt, dass Leverkusen sich ganz langsam von den ganz miesen Jahren verabschie­den kann. Wenns und Abers, klar, die bleiben, zum Beispiel die Frage, ob das Gewerbeste­uer-Geschenk nur eine Eintagsfli­ege ist. Dennoch: Ein bisschen Hoffnung wird man sich machen dürfen. Gerade im Advent.

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