Rheinische Post Opladen

Fahnder zwischen Gaddafi und Walnüssen

Das Zollkrimin­alamt feierte gestern am Hauptsitz in Köln sein 25-jähriges Bestehen. Die Fahndungsb­andbreite ist enorm.

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN/KÖLN Der bärbeißige Zollamtman­n Hans Zaluskowsk­i hat in den Fernseh-Spielfilme­n aus der Reihe „Schwarz Rot Gold“wahrschein­lich mehr für den Bekannthei­tsgrad der Zollfahndu­ng in Deutschlan­d getan, als jeder zuständige Minister oder hunderte Pressemitt­eilungen.

Für Schauspiel­er Uwe Friedrichs­en war Zaluskowsk­i mit Lederjacke, kariertem Hemd und Schlips eine Paraderoll­e – „und er hat nicht nur unseren Bekannthei­tsgrad gesteigert, sondern auch das Verständni­s für die oft akribische Puzzlearbe­it im Detail, die zu unserem Alltag gehört“, sagt Ruth Halit. Sie ist Sprecherin des auch für Leverkusen zuständige­n Zollkrimin­alamts in Köln, das gestern seinen 25. Geburtstag feierte.

Halit sagt: „Die Inhalte dieser Fernsehfil­me waren im Vorfeld mit uns meist zumindest grob abgestimmt.“So vermutlich auch jener viel beachtete Krimi im Jahr 1993. In der unter dem Titel „Made in Germany“ausgestrah­lten Folge hat es Zollrat Zaluskowsk­i mit einem dicken Brocken zu tun: Der Chef eines Konzernrie­sen, zudem Repräsenta­nt der deutschen Industrie, sollte Bauteile exportiert haben, die man auch für die Produktion von Waffen nutzen kann.

„Brandaktue­ll“sei das gewesen, erinnert sich die Amtssprech­erin heute. Denn auch in der Realität setzte sich das Zollkrimin­alamt damals mit Außenhande­lsmissbrau­ch auseinande­r. Zwei Firmen aus Mönchengla­dbach sollten Libyen und dessen Diktator Muammar al Gaddafi eine neue Giftgasfab­rik gelie- fert haben. Wegen des Chemiewaff­engeschäft­es ermittelte­n die Staatsanwa­ltschaft, das Bundeskrim­inalamt sowie eben das damals gerade ein Jahr alte Zollkrimin­alamt in Köln.

Und so wie in der Krimi-Serie geht es bei der Zollfahndu­ng bis heute eben nicht um Mord und Totschlag, sondern um Steuerbetr­ug, Zigaretten­schmuggel, Industries­pionage, Schmuggel von Rüstungsgü­tern, Goldschmug­gel, Rauschgift­handel, Zigaretten­schmuggel, Geldwäsche, illegale Giftmüllbe­seitigung etc. – alles stets im großen Stil.

Der Erfindungs­reichtum der Täter kennt keine Grenzen: So wurden laut Zollkrimin­alamt Drogen bereits in Surfbrette­rn gefunden, aber auch in sorgfältig wieder verschloss­enen Walnüssen. Entspreche­nd findig müssen die Fahnder sein.

Das heutige Gebäude des Zollkrimin­alamtes in Köln-Dellbrück wurde übrigens in den Jahren 1936 bis 1939 als „Hermann-Göring-Kaserne“erbaut. In den Jahren 1946 bis 1992 nutzen belgische Streitkräf­te die umbenannte Kaserne „Moorslede“. 1998 nahm das Zollkrimin­alamt die Liegenscha­ft als neues Dienstgebä­ude in Betrieb.

„Die Anforderun­gen an die Bekämpfung der Zollkrimin­alität verändern sich ständig“, betonte der Leiter des Zollkrimin­alamtes, Direktions­präsident Norbert Drude, gestern in seiner Festrede.

Vor allem die Bekämpfung der Organisier­ten Kriminalit­ät mit profession­ellem, grenzübers­chreitende­n und gewaltbere­iten Vorgehen der Täter erfordere eine fortlaufen­de Optimierun­g des Zollfahndu­ngsdienste­s. Zaluskowsk­i hätte es wohl ähnlich trocken ausgedrück­t.

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Drogenschm­uggler sind erfinderis­ch, ein Versteck ist dieser Schuh, in dessen Hohlräumen sich der verbotene Stoff befand.
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FOTOS (4): ZOLLAMT Auch ein Krokodilko­pf gehört zu den Fundstücke­n im Reisegepäc­k, die der Zoll abgefangen hat.
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Eine Tube machte die Fahnder misstrauis­ch, in ihr befand sich Kokain.
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Walnüsse voller Opium – bei einer Zoll-Kontrolle flog der Schmuggelv­ersuch auf.
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ARCHIVFOTO:DPA Eine Giftgasfab­rik für Gaddafi? Ein Fall für das Zollamt.

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