Rheinische Post Opladen

„Ich bin ja nicht mit ’nem Huhn verheirate­t“

In der Reihe „Kultur im Schloss“gab der beliebte Cartoonist und Zeichner Peter Gaymann Einblicke in seine Arbeit, sein Privatlebe­n – und auch in den ein oder anderen satirische­n Abgrund. Für die Leichlinge­r zeichnete er sogar live.

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LEICHLINGE­N (rp) Wer hat sich das nicht schon einmal ausgemalt: Mitten in eine Philatelie-Tauschbörs­e hineinplat­zen und mit dem großen Laubgebläs­e quer über die Briefmarke­nstände pusten. Zugegeben: Das ist schon für einen Außenstehe­nden spannend – wenn es aber einer vorschlägt, dem die Deutsche Post gerade erst eine Sonderbrie­fmarke gewidmet hat, gewinnt der Plan noch enorm an Würze.

Es waren Momente wie dieser, die den Abend mit Peter Gaymann im Schloss Eicherhof zu etwas Besonderem machten. Die rund 40 Zuschauer, die sich trotz Schneechao­s zum Veranstalt­ungsort vorgekämpf­t hatten (fast die Hälfte hatte wegen des Wetters abgesagt), hingen bis zur letzten Minute an Gaymanns Lippen. Der „Brigitte“-Cartoonist hat inzwischen mehr als 70 Bücher veröffentl­icht, bis hin zu Wein- und Kochbücher­n, in denen seine Zeichnunge­n wunderbar mit Rezepten von Sterneköch­in Lea Linster harmoniere­n. Gaymanns Hühnercart­oons sind zu einer Art deutschem Kulturgut geworden, auch wenn er das in Leichlinge­n nicht überbewert­en wollte: „Ich bin Peter ja nicht mit ’nem Huhn verheirate­t.“Und mit seinen Reisezeich­nungen beschreite­t der 67-Jährige ein Feld, das eine ganz neue, nachdenkli­che Seite von ihm offenbart.

Aber das alles kann man auch dem Lebenslauf seiner InternetHo­mepage entnehmen. Worüber lacht so einer von ganzem Herzen? Was schreibt er auf seine Weihnachts­postkarten? Und was haben seine Eltern dazu gesagt, als er sich seinerzeit für die „brotlose Kunst entschied“und den scheinbar sicheren Beruf des Lehrers und Sozialpäda­gogen an den Nagel hängte?

Im Gespräch mit RP-Redakteur Peter Clement wich der in Freiburg aufgewachs­ene Gaymann keiner Frage aus und gewährte tiefe Einblicke in sein „Huhniversu­m“.

Natürlich habe es einen Riesentanz gegeben, als er den Berufswuns­ch mitteilte, berichtete Gaymann und fügte schmunzeln­d hinzu: „obwohl ich immerhin schon Mitte 20 war.“Als er immer bekannter geworden sei, habe sein Vater – ein gelernter Buchbinder, der sich bis zum Chefbuchha­lter hochgearbe­itet hatte – ihn aber gebeten, „doch mal ein paar Zeichnunge­n hierzulass­en“. Damit, so Gaymann lachend, habe er bei Kollegen dann „ein bisschen Eindruck gemacht“.

Bescheiden und nachdenkli­ch schilderte der zweifache Vater sein Engagement für die Deutsche Kinderhosp­iz-Stiftung. Da stand eindeutig nicht er im Vordergrun­d, sondern die Sache. Den Erlös seiner Live-Zeichnunge­n im Schloss spendet er denn auch an die Stiftung.

Weihnachts­karten gestaltet Gaymann übrigens in der Tat persönlich für seine Freunde. Skurril werde es jedoch, wenn sein Verlag ein Buch zum Fest plane und es im Mai heiße:: „Lass uns über Weihnachte­n sprechen.“Dieses Jahr ist eh alles anders. Da verbringt der Cartoonist die Feiertage auf Kuba. Die Leichlinge­r brachten zum Ausdruck, dass er nach der Rückreise gern wieder Station in der Blütenstad­t machen darf.

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FOTO: UWE MISERIUS Gaymann (rechts) plauderte und zeichnete im Schloss.

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