Minister Reul trommelt den Altstadtfunken was
OPLADEN/DÜSSELDORF – und zurück: Die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Altstadtfunken Opladen vun 1902 haben es getan. Sie sind in die verbotene Stadt gefahren. Gestern. An Weiberfastnacht. Nach Düsseldorf. Das geht gar nicht. Doch: „Wir haben ein Visum“, beruhigte Kommandant Udo Kreie noch an der A3- Auffahrt Opladen.
Gut, es ging zu Innenminister Herbert Reul. Der Mann ist immerhin in Leichlingen wohnhaft, außerdem überzeugter Europäer. Und dieser „kölsche“Rheinländer versteht etwas von Karneval: Gleich bei der Ankunft an der Friedrichstraße reihte sich der Minister bei der Altstadtfunken- Regimentskapelle ein und zog Trömmelchen schlagend mit alle Mann, der Mädchengarde und der Tanzmarie ins Foyer ein, wo die Ministeriumsbediensteten offenbar versuchten, Wieverfastelovend zo fiere – unter den wachsamen Augen etlicher Bodyguards.
Hausherr Reul schaffte die Überraschung. Seine Mitarbeiter, also die meisten, jubelten dem Innenminister zu. „Wenn das hier mit dem Ministerposten mal nicht mehr klappt, können Sie jederzeit bei uns anfangen. Wir haben immer Platz in unserer Kapelle“, scherzte Altstadtfunken-Präsident Rainer Martins. Die Regimentskapelle bekäme einen ziemlich trainierten KarnevalsliederSpieler: Reul zog oft schon mit seinem Trömmelchen im Leichlinger Blütensamstagszug mit.
Spaß an seinem Dienstherrn hatte auch Staatssekretär Jürgen Mathies. Der frühere Köln-Leverkusener Polizeipräsident stand schunkelnd in der ersten Reihe der großen Partygesellschaft. Kommandant Kreie interpretierte den lockeren Hüftschwung von Mathies richtig und lud ihn samt Reul zum „Stippeföttche“mit Tanzmarie Anna Hammer und Leonie Schenk ein. Ebenfalls dabei: Mehrere Dutzend Festgäste, die von Mädchengarde und Funken nach vorne geholt wurden.
Dass die tanzende Abteilung der Altstadtfunken ihre Mädels hoch in den Himmel hoben, sorgte für Begeisterung, verschobene Deckenplatten und viel Applaus. „Die Stimmung bei euch ist super – ich meine sogar besser als bei unseren Auftritten in Köln“, schmeichelte der Funken-Kommandant dem Publikum (Wahrscheinlich trug der Jeck nur aus Furcht, für immer im Ministerium als neue Narren-Abteilung festgehalten zu werden, so dick auf).
Die Opladener Altstadtfunken und die Minsteriumslück hatten jedenfalls Spaß. Immerhin gab es ja Kölsch. Umsonst also die Angst der Funken, sie müssten in der Altbierstadt Düsseldorf dehydrieren...