Zoo Krefeld ist ein Besuchermagnet
Während viele Tierparks in NRW um Besucher und schwarze Zahlen kämpfen, wird Krefeld immer mehr zur Zoo-Stadt. So viele Besucher wie 2017 gab es noch nie. Was läuft dort richtig?
KREFELD Das Otterbecken im Krefelder Zoo steht leer, Ende des Jahres ist Titus an Altersschwäche gestorben. Jahrelang war er der Liebling der Besucher. Sein Tod ist ein trauriges Ende für das beste Jahr in der Geschichte des Krefelder Tiergartens. Mehr als 480.000 Besucher bedeuten ein dickes Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und gleichzeitig eine bessere Entwicklung als in den Zoos in Köln (plus fünf Prozent), Münster (plus sechs Prozent) oder gar Dortmund (minus neun Prozent) und Gelsenkirchen (minus fünf Prozent). Im Gesamtranking der größten NRW-Tiergärten hat sich Krefeld an Dortmund vorbei auf Platz sechs geschoben.
„Der Zoo ist ein gewaltiger Anziehungspunkt und Imagefaktor für unsere Stadt“, sagt Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD). Und Attraktionen kann Krefeld gut gebrauchen – in Zeiten, da das Eishockey-Erstliga-Team vor einer ungewissen Zukunft steht, dem Seidenweberhaus als Veranstaltungsstätte der Abriss droht und der Fußball-Traditionsverein KFC Uerdingen in der vierten Liga spielt. Auch deshalb lohne es sich, sagt Meyer, jährlich mehr als zwei Millionen Euro aus der klammen Stadtkasse in den Tiergarten zu investieren.
Der Zuschuss gewährleistet, dass die 2005 gegründete gemeinnützige GmbH im achten Jahr in Folge eine schwarze Null in ihrer Bilanz verbucht. Die restlichen knapp 3,5 Millionen Euro für das Gesamtbudget erwirtschaftet der Tierpark durch eigene Umsätze, vor allem durch die zunehmenden Besucherzahlen.
Dabei haben die Krefelder mit schwierigen Gegebenheiten zu kämpfen: Für ihre Tier-Schau stehen gerade mal 14 Hektar zur Verfügung, andere Tiergärten in NRW kommen auf mehr als doppelt so viel Fläche. „Planungen für Umoder Neubauten sind bei fehlenden Ausdehnungsmöglichkeiten ein echtes Puzzlespiel“, sagt Zoodirektor Wolfgang Dreßen. Für jeden Um- oder Neubau müssen Tiere entweder in die Außenstation gegeben werden oder innerhalb des begrenzten Gebiets umziehen.
Beim Spaziergang durch den Park und in Gesprächen mit Besuchern zeigt sich aber, dass das kleine Gelände nicht nur von Nachteil ist. „Gerade für Familien mit kleinen Kindern ist es hier perfekt“, sagt Katja Wilke, die mit ihrer Tochter Mona aus Dormagen zu Besuch ist. Eingebettet in einen früheren Schlosspark samt Baumbestand, ist die Übersichtlichkeit des Geländes groß und der Zeitaufwand für den Besuch gering. Außerdem sei der Preis für die Familien-Jahreskarte mit 78 Euro „sehr fair“, sagt Wilke.
Dafür bekommen die Besucher rund 1200 Tiere 200 verschiedener Arten zu sehen. „Da gibt es sicherlich tierreichere Parks als unseren, aber wir setzen mit den Nashörnern, den Menschenaffen oder auch den Tropenhäusern eigene, starke Schwerpunkte“, sagt Dreßen. Im artenreichsten Zoo des Landes, in Köln, finden sich rund 800 Arten und über 8400 Tiere, dafür kostet eine vergleichbare Familienkarte auch 200 Euro pro Jahr. Für ein Tagesticket zahlen Erwachsene in der Domstadt 19,50 Euro, in Krefeld sind es acht Euro weniger.
Mit Fertigstellung der Erdmännchen-Lodge im vergangenen Jahr habe man in Sachen Attraktivität einen großen Schritt gemacht, sagt Dreßen. Die Zahl der Jahreskarten ist im vergangenen Jahr um knapp ein Drittel von 12.400 auf 16.400 angestiegen, auch diese Entwicklung ist ein Bestwert für NRW.
„Ohne das Engagement der Zoofreunde wäre die aktuelle und zukünftige Entwicklung in Krefeld aber undenkbar“, sagt Zoodirektor Dreßen. Der Verein sammelt seit Jahrzehnten Gelder in Millionenhöhe – und hält den Zoo so am Leben.