Gericht verbietet Kaufsonntag in der City
Per Eilverfahren hat die Gewerkschaft Verdi den Stopp des Tages beim Verwaltungsgericht beantragt. Werbegemeinschaft und Handel sauer.
LEVERKUSEN Hochgradig ärgerlich ist für Frank Schönberger von der Werbegemeinschaft City der Antrag der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen den am 29. April geplanten verkaufsoffenen Sonntag. Der war in Verbindung mit dem Frühlingsfest und dem Kunsterlebnis LiveArt vorgesehen. „Wir haben es in Wiesdorf endlich geschafft, Feste und Sonntage so zusammenzubringen, wie es sich gesetzlich gehört, und dann kommt das auf den letzten Metern“, moniert Schönberger. „Für den Einzelhandel ist das, was die Gewerkschaft da zum reinen Selbstzweck macht, hochgradig schädlich“, sagt er gestern Nachmittag vor der Verkündung des Gerichtsentscheids. Kurz nach 17 Uhr tritt dann „die Vollkatastrophe“(Sonja Thomä, Rathaus-GalerieManagement) ein: Das Gericht verbietet den Kaufsonntag in der City.
Für die Händler ein mittel- und unmittelbarer Schaden: „Die Shops hatten Vorlaufkosten für Sonderaktionen, und auch wir als Center haben einen fünfstelligen Betrag für Werbung bereits ausgegeben. Auf den Kosten bleiben wir sitzen. Das ist mehr als ärgerlich“, sagt Sonja Thomä. Die Personalplanung der Geschäfte gerate durcheinander. „Und möglicherweise stehen maßlos enttäuschte Kunden am Sonntag vor verschlossenen Türen, weil die Nachricht nicht bis zu ihnen durchgedrungen ist.“
Frank Schönberger sieht noch einen umfassenderen Schaden: Verkaufsoffene Sonntage, sagt er, seien für den stationären Einzelhandel zur Behauptung gegen das Internet „existenziell wichtig“. Der Ertrag sei an solchen Sonntagen erfahrungs- gemäß höher als an normalen Tagen, weil eben in anderen Städten die Geschäfte geschlossen seien. Generell werde an den vier verkaufsoffenen Sonntagen ein großer Anteil am Jahresertrag erwirtschaftet.
Und wenn dies nun weggenommen werde, verschaffe Verdi a) dem stationären Handel einen wirtschaftlichen Schaden und b) dem Internet „einen deutlichen Vorteil. Das ist mutwillig und destruktiv“, klagt Schönberger. Und was die Mitarbeiter in den Geschäften angehe: „Sie bekommen 100 Prozent Freizeitausgleich für ihren Einsatz oder 100 Prozent Geld, da richtet sich mancher ganz bewusst drauf ein.“LiveArt und Frühlingsfest jedenfalls erfüllten exakt die Anforderungen an derlei Feste in Verbindung mit einem verkaufsoffenen Sonntag.
Die Stadt, die bereits Umleitungen und Parkempfehlungen für den erfahrungsgemäß stets bestens besuchten City-Kaufsonntag herausgab, hatte am Dienstag als Reaktion auf den Eil-Antrag von Verdi ihre Stellungnahme zum verkaufsoffenen Sonntag beim Kölner Gericht eingereicht. Unumstößlich bleibt: „Frühlingsfest und 4. LiveArt finden statt“, betont Schönberger.