Rheinische Post Opladen

Knappe Mehrheit für Rathaus-Neubau

CDU, Grüne und FDP haben sich im Rat gegen eine Sanierung entschiede­n. Unklar ist, wo das neue Rathaus stehen soll.

- VON VERENA BRETZ

LEICHLINGE­N „Das ist eine Katastroph­e“, stöhnte SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Matthias Ebecke nach der Abstimmung im Rat am Donnerstag­abend. Soeben hatte eine knappe Mehrheit für den Antrag der Grünen gestimmt. Demnach soll Leichlinge­n ein neues Rathaus bekommen. Ob auf dem Hallenbadg­rundstück oder am jetzigen Standort Am Büscherhof, das ist noch offen.

„Diese Entscheidu­ng ist eine politische Willensbek­undung ins Blaue“, sagt Ebecke. „Ich fürchte, das ist nicht haltbar. Die Kollegen haben gerade ein Flugzeug gekauft, ohne dafür überhaupt eine Landebahn zu haben.“Die SPD-Fraktion hätte sich eine andere Reihenfolg­e gewünscht: Erst sollte der Rat sich auf einen Standort festlegen, nämlich auf den Am Büscherhof. Erst danach hätte geprüft werden sollen, ob das Rathaus saniert und aufgestock­t werden könne, ob es in Teilen abgerissen oder doch neu gebaut werden müssen. Die Entwicklun­gsfrage wäre damit offengebli­eben.

„Grundsätzl­ich ist die SPD zwar nicht für einen Neubau“, betonte Ebecke. „Aber mit dieser Erweiterun­g unseres Antrags wollten wir uns kompromiss­bereit zeigen.“Beim politische­n Gegner kam dieser Kompromiss allerdings nicht an. Die Grünen hatten sich bereits im Februar 2017 für den Rathaus-Neubau ausgesproc­hen, am liebsten auf dem Hallenbadg­rundstück. „Aus unserer Sicht macht nur ein Neubau Sinn“, betonte Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Müller-Breuer. „Das ist die wirtschaft­lichere Lösung.“

Die Vertreter der CDU hatten sich bislang grundsätzl­ich gegen eine Entscheidu­ng gesträubt. „Die SPD hat die Rathaus-Frage nun auf die Tagesordnu­ng gezerrt“, stellte CDU-Fraktionsc­hef Helmut Wagner klar. „Das Vorpresche­n der SPD war unverantwo­rtlich. Wir haben noch keine verlässlic­hen Zahlen.“Durch den erweiterte­n Grünen-Antrag sei seine Fraktion nun jedoch „überholt“worden. Die Grünen hatten ih- ren ursprüngli­chen Antrag nämlich während der Ratssitzun­g um den Standort Am Büscherhof erweitert. „Wir mussten uns entscheide­n“, so Wagner weiter. „Und wir sind froh, dass die Entscheidu­ng für den Neu- bau getroffen wurde.“Fraktionsi­ntern habe man sich bereits 2016 für einen Neubau ausgesproc­hen, weil dies die günstigere Lösung sei.

Matthias Ebecke (SPD) wirft der CDU vor, dass diese zu keinem Zeit- punkt klar gemacht habe, was sie wolle. „Beendet dieses Theater!“, forderte er im Rat und erklärte später: „Das war ein ewiges Hin und Her. Wir hätten deshalb erwartet, dass die CDU eine Entscheidu­ng verweigern und sich nicht plötzlich umentschei­den und dem GrünenAntr­ag zustimmen würde. Nun wurde die Entscheidu­ng für einen Neubau getroffen, ohne zu wissen, was der überhaupt kostet.“

Bürgermeis­ter Frank Steffes kann die Entscheidu­ng im Rat ebenfalls nicht nachvollzi­ehen. „Der SPDVorschl­ag hatte das Ziel, einen Prozess in Gang zu setzen. Mit der nun getroffene­n Entscheidu­ng verlieren wir wieder unnötig Zeit.“Das Rathaus sei aktuell in einem schlechten Zustand, sowohl in Sachen Barrierefr­eiheit als auch in seiner technische­n Ausstattun­g. „Da muss etwas passieren!“Steffes weiter: „Der Ratsbeschl­uss bedeutet jedoch, dass es bis zum Einzug mindestens sieben Jahre dauern könnte. „Bis dahin passiert gar nichts.“Aber Aufregung sei trotzdem nicht angebracht. „Der Rat hat ja schließlic­h keinen Baubeschlu­ss getroffen.“

 ?? FOTO: U. MISERIUS (ARCHIV) ?? Marode Balkone und nicht überall barrierefr­ei – das Leichlinge­r Rathaus hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Die Ratsmitgli­eder sind sich aber nicht einig, ob saniert oder neu gebaut werden soll.
FOTO: U. MISERIUS (ARCHIV) Marode Balkone und nicht überall barrierefr­ei – das Leichlinge­r Rathaus hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Die Ratsmitgli­eder sind sich aber nicht einig, ob saniert oder neu gebaut werden soll.

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