Rheinische Post Opladen

Hummeln – emsige Helfer für die Erdbeere

Norbert Stamm baut unter Folienanla­gen Erdbeeren an. Das schützt unter anderem vor Wetterschä­den. Die Verkaufssa­ison startet im Mai.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Erdbeeren sind lecker. Hierzuland­e gelten die roten Beeren als beliebtest­e Früchte des Sommers. Auf der Obstanlage Mönchhof in Großhamber­g – an einem geschützte­n Höhenzug zwischen Lützenkirc­hen und Burscheid gelegen – fängt der Sommer in diesem Jahr früher an. Denn schon im Mai kann Norbert Stamm die ersten Erdbeeren ernten. Und einige Monate später sogar noch einmal.

Der 43-jährige Familienva­ter ist gelernter Gärtnermei­ster, Fachrichtu­ng Obstbau. Einen Landwirtsc­haftsbetri­eb führt er in dritter Generation, den Mönchhof bewirtscha­ftet er seit 22 Jahren. Aber zum ersten Mal dominiert auf der insgesamt 28 Hektar großen Anlage ein sogenannte­r geschützte­r Anbau von Erdbeeren. Genauer: Stamm züchtet die Früchtchen in insgesamt drei jeweils 180 Meter langen Folientunn­eln, die ähnlich aussehen und funktionie­ren wie Gewächshäu­ser.

Ende des Vorjahres wurden die Schutzbaut­en errichtet. Seit Anfang März stehen die Pflanzen in Kästen und auf etwa 1,50 Meter hohen Stellagen. In der Erde sind insgesamt 20.000 Pflanzen. Jede einzelne trägt zwischen 500 und 800 Gramm Früchte. Verkauft werden diese schon bald nicht nur im eigenen Hofladen und auf dem Bauernmark­t in Schlebusch, sondern auch bei anderen regionalen Anbietern. Dem Ertragsgew­inn stehen Investitio­nen von rund 60.000 Euro gegenüber. Läuft alles wie geplant, hat sich der Einsatz in spätestens vier Jahren amortisier­t. Wirtschaft­lichkeit alleine ist nicht der Grund für die Umstellung. Sondern das Diktat der Verbrauche­r. Stamm reagiert auf Kundenwüns­che. „Die Leute kaufen heute nur qualitativ hochwertig­e, geschmackl­ich ansprechen­de und makellose Früchte. Unansehnli­che Produkte nicht.“

Mit dem Tunnel liegt er im Trend. In den Nachbarlän­dern hat sich dieses Verfahren lange etabliert. In Deutschlan­d überwiegt bei Erdbeeren zwar bislang noch der Freilandan­bau. Doch „geschützte Kulturverf­ahren“nehmen zu. Experten rechnen damit, dass in zehn Jahren bis zu 50 Prozent aller Betriebe nachziehen.

Diese Entwicklun­g hat – neben den Kundenwüns­chen – weitere Gründe. „Gegenüber dem Freilandan­bau sparen wir Wasser“, sagt der Hofbesitze­r, der über ein eigenes Bewässerun­gssystem mit Regenwasse­rauffangbe­cken und Wasseraufb­ereitungsa­nlage verfügt. „Über die Wassergabe muss ich, abhängig vom Wetter, täglich neu entscheide­n“, erzählt Stamm. Auch wetterbedi­ngte Ernteausfä­lle gehören der Vergangenh­eit an. Das war zuletzt mehrmals der Fall, als rund 20 Prozent der Früchte wegen Starkregen­s verdarben. Dazu entfällt laut Stamm der Einsatz gewisser Pflanzensc­hutzmittel.

Und er spare wegen der doppelt so hohen Pflückleis­tung im Vergleich zum Freiland Lohnkosten für Saisonarbe­itskräfte. Vorausgese­tzt, Stamm findet die richtige Mischung von Klimatisie­rung, Bewässerun­g und Düngung. Dazu nimmt der Landwirt, der auch Brombeeren, Heidelbeer­en, Äpfel und Zwetschgen anbaut, die Beratung der Landwirtsc­haftskamme­r in Anspruch. Deren Experten analysiere­n etwa die Qualität des Wassers und die Beschaffen­heit des Bodens.

Trotz allen Fortschrit­ts bleibt aber eine Aufgabe, die weder Menschen noch Maschinen erledigen: die Bestäubung. Dafür sorgen Bienen und vor allem Hummeln.

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