Rheinische Post Opladen

Erinnerung an eine Kölner Familie

Auf dem alten Jüdischen Friedhof in Deutz befindet sich das Grab von Isaak Offenbach, dem Vater des berühmten Komponiste­n Jacques. Im kommenden Jahr wird sein 200. Geburtstag in der Stadt groß gefeiert.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Es sind nur noch wenige Stellen in Köln, die an einen der berühmtest­en Söhne der Stadt erinnern – an den Komponiste­n Jacques Offenbach. Dazu gehört der Platz, auf dem das Opernquart­ier gerade neu gebaut wird, die Plakette vor seinem Geburtshau­s am Großen Griechenma­rkt und die Figur am Turm des Historisch­en Rathauses.

Das soll sich 2019 zum 200. Geburtstag mit einem umfangreic­hen Kulturprog­ramm unter dem Titel „Yes we Cancan“in der Philharmon­ie und an weiteren Orten in der Stadt ändern. Die Federführu­ng beim Programm hat die Kölner Offenbach-Gesellscha­ft.

Dabei gibt es noch eine weitere Erinnerung­sstätte, und zwar auf dem alten Jüdischen Friedhof in

„Wir sind sehr bewegt, wenn wir sehen, wie das Erbe unserer Familie gepflegt wird.“

Didier Comte-Offenbach

Ur-Ur-Enkel

Deutz. Dort liegt Offenbachs Vater Isaak begraben. Dieser war Kantor der Jüdischen Gemeinde in Köln und nahm dort zeitweise auch die vakante Position des Rabbiners ein. Er war ein frommer und gottesfürc­htiger Mann und ein sehr begabter Komponist, der auch Opern und Stücke zum jüdischen Karneval Purim schrieb. Er war eine streitbare Persönlich­keit, wenn es um seiner Werte ging, und war tief in der synagogale­n Musik seiner Zeit verwurzelt. Verfasst hat Isaak Juda Offenbach insgesamt 520 Stücke. Manche haben unüberhörb­are Anklänge an die christlich­e Kirchenmus­ik. Zu den Stücken zählt das verscholle­ne Singspiel „Der Schreiner in seiner Werkstatt“, eine Handwerkso­per, die wahrschein­lich am 9. Juni 1811 anlässlich der Taufe von Napoleons Sohn uraufgefüh­rt wurde.

Geboren wurde der Kantor 1779 in Offenbach als Isaak Juda Eberst in Offenbach. 1802 kommt er nach Deutz und nimmt den Namen seiner Geburtssta­dt als Nachnamen an. Gestorben ist der Musiker am 26. April 1850. Isaak Offenbach hatte insgesamt zehn Kinder, die bis auf ein früh verstorben­en Sohn, alle mit musikalisc­hen Berufen ihr Auskommen fanden. Schon früh wurden die Kinder dazu gebracht, mit Konzerten und anderen öffentlich­en Auftritten das Einkommen der Familie aufzubesse­rn.

Ab seinem zwölften Lebensjahr tritt Jakob, der sich erst in Paris Jacques nennt, und der in Köln den Spitznamen „Köbes“erhält, als Violoncell­o-Wunderkind in Konzerten auf. Mit seinen Geschwiste­rn Julius und Isabella bestreitet er ab 1830 auch das Abendprogr­amm in Gastwirtsc­haften. Vater Isaak gestaltet das kulturelle Leben Köln in Zeit der Erneuerung der Franzosenz­eit entscheide­nd mit, auch wenn heute von seinem Werk nur noch wenig bekannt ist. Selbst seine Nachfahren haben bislang noch keine Stücke von ihm gehört.

In dieser Woche waren Jacques Ur-Ur-Enkel Claude Comte-Offen- bach und Viviane Vithof mit ihrem Sohn Didier und dem Enkel Rémi erstmals zu Gast in Köln und besuchten das Grab ihres Vorfahrens in Deutz. Es ist der einzige Familienzw­eig, der noch den Namen Offenbach trägt. „Wir sind sehr bewegt, wenn wir sehen, wie das Erbe unserer Familie in Köln gepflegt wird und freuen uns auf das Programm im kommenden Jahr. Was das Werk von Isaak angeht, sind wir sehr gespannt, erstmals etwas von ihm zu hören“, sagt Didier Comte-Offenbach, der mit seiner Familie in Brüssel lebt. Zum Familienbe­sitz gehört auch das von Jacques Offenbach in Paris gegründete Theater.

„Er ist ein großer Sohn unserer Stadt. Zu seinem 200. Geburtstag wird es im gesamten Jahr 2019 Veranstalt­ungen geben, die an ihn erinnern“, sagt Oberbürger­meisterin Henriette Reker am Grab von Isaak, wo sie nach jüdischer Tradition einen kleinen weißen Stein auf den Grabstein legte.

Die Jüdische Friedhof in Deutz wurde 1695 gegründet Der Jüdische Friedhof in Deutz wurde 1695 gegründet und war bis 1918 geöffnet. Die letzte Beerdigung fand dort 1941 statt. Seit 1918 wird von der Jüdischen Gemeinde der Friedhof in Bocklemünd genutzt. www.yeswecanca­n.koeln

 ?? FOTO: STEPHAN EPPINGER ?? Vivian Vithof mit Enkel Rémi, Sohn Didier und Mann Claude Comte-Offenbach (v.l.) am Grab von Isaak Offenbach auf dem Deutzer Friedhof. Dieser wurde 1695 gegründet und bis 1918 von der Jüdischen Gemeinde in Köln genutzt.
FOTO: STEPHAN EPPINGER Vivian Vithof mit Enkel Rémi, Sohn Didier und Mann Claude Comte-Offenbach (v.l.) am Grab von Isaak Offenbach auf dem Deutzer Friedhof. Dieser wurde 1695 gegründet und bis 1918 von der Jüdischen Gemeinde in Köln genutzt.

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