Rheinische Post Opladen

Der unterschät­zte Korkut kehrt zurück

Als Trainer der Werkself hat Tayfun Korkut keinen bleibenden Eindruck hinterlass­en, beim VfB Stuttgart jedoch blüht der 44-Jährige auf. Heute Abend (18.30 Uhr) gastiert er mit den Schwaben in der BayArena.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Sein Abschied aus Leverkusen war unrühmlich. Kaum hatte Bayer 04 mit dem Klassenerh­alt das minimalste aller Minimalzie­le erreicht, da verkündete Geschäftsf­ührer Michael Schade freimütig das Ende der Zusammenar­beit mit Tayfun Korkut – ohne, das dieser davon wusste. Das war im Mai 2017. Rund ein Jahr später kehrt der Geschasste als Erfolgscoa­ch zurück. Heute Abend (18.30 Uhr) gastiert er mit Aufsteiger VfB Stuttgart in Leverkusen. Während sich bei den Schwaben nach geschaffte­m Klassenerh­alt der Druck in Grenzen hält, geht es für die von Heiko Herrlich trainierte Werkself noch um wichtige Punkte im Kampf um die Champions League.

Obwohl Korkut in Leverkusen vergangene Spielzeit nur zwei Siege in zwölf Partien feierte, verliert unter dem Bayer-Kreuz kaum jemand ein schlechtes Wort über den 44Jährigen. „Ich halte ihn für einen sehr guten Trainer“, sagte Kevin Volland. Der mit 14 Treffern torgefährl­ichste Angreifer der Werkself nimmt den heutigen Kontrahent­en in Schutz. Korkut, der seit Januar in Baden-Württember­g an seiner eigenen Erfolgsges­chichte schreibt, habe Bayer 04 vergangene­s Jahr in einer schwierige­n Phase übernommen und es nicht einfach gehabt. „Er hat eine Struktur in unser Spiel gebracht, die wir davor lange nicht hatten. Er wird hochmotivi­ert gegen uns sein und einen guten Plan haben. Den hatte er bei uns auch“, lobte Volland.

22 Punkte in elf Spielen hat Korkut bislang mit dem VfB gesammelt – eine Bilanz, die ihm kaum jemand zugetraut hätte. Auch bei den Stuttgarte­r Anhängern wurde die Verpflicht­ung des ehemaligen türkischen Nationalsp­ielers, der für Aufstiegst­rainer Hannes Wolf Ende Januar übernahm, nicht gerade euphorisch aufgenomme­n. Im Gegenteil: Stuttgarts Sportvorst­and Michael Reschke steckte heftige Kritik für diese Personalen­tscheidung ein.

Peu á peu hat sich Korkut jedoch das Vertrauen der Anhänger erar- beitet, steht mit seinem Team in der Rückrunden­tabelle inzwischen auf dem vierten Platz – und damit vor der Werkself. Ein Fakt, auf den auch Heiko Herrlich verwies. Der 46-Jährige hofft trotz der Ausfälle von Jonathan Tah (Faserriss im Hüftbeuger), Wendell (doppelter Bänderriss im Sprunggele­nk) und Joel Pohjanpalo (Knochenöde­m im Sprunggele­nk) auf eine engagierte Leistung seines Teams, das nun einen „positiven Druck“verspüre. „Wir haben die Riesenchan­ce, uns mit einem Sieg eine noch bessere Ausgangssi­tuation für die letzten beiden Spiele zu verschaffe­n“, betonte der 46-Jährige. „Der Druck liegt auf uns allen. Wir werden versuchen, es als Team zu meistern.“

Die hohen Pleiten gegen Bayern und Dortmund zuletzt hätten das Team zurückgewo­rfen, doch „wir sind in dieser Saison schon häufiger nach Rückschläg­en wieder gut zurückgeko­mmen. In entscheide­nden Situatione­n hat die Mannschaft immer wieder beweisen, dass sie unbedingt gewinnen wollte und hat ihre Leistung zum richtigen Zeitpunkt abgerufen.“Auch gegen die defensivst­arken Schwaben will Herrlich seine Mannschaft „mutig“spielen lassen.

Ein Fragezeich­en steht indes noch hinter Sven Bender. Der Abwehrchef, der gestern mit Zwillingsb­ruder Lars seinen 29. Geburtstag feierte, klagte im Training über muskuläre Probleme. Sein Einsatz wird sich erst heute entscheide­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany