Der unterschätzte Korkut kehrt zurück
Als Trainer der Werkself hat Tayfun Korkut keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, beim VfB Stuttgart jedoch blüht der 44-Jährige auf. Heute Abend (18.30 Uhr) gastiert er mit den Schwaben in der BayArena.
LEVERKUSEN Sein Abschied aus Leverkusen war unrühmlich. Kaum hatte Bayer 04 mit dem Klassenerhalt das minimalste aller Minimalziele erreicht, da verkündete Geschäftsführer Michael Schade freimütig das Ende der Zusammenarbeit mit Tayfun Korkut – ohne, das dieser davon wusste. Das war im Mai 2017. Rund ein Jahr später kehrt der Geschasste als Erfolgscoach zurück. Heute Abend (18.30 Uhr) gastiert er mit Aufsteiger VfB Stuttgart in Leverkusen. Während sich bei den Schwaben nach geschafftem Klassenerhalt der Druck in Grenzen hält, geht es für die von Heiko Herrlich trainierte Werkself noch um wichtige Punkte im Kampf um die Champions League.
Obwohl Korkut in Leverkusen vergangene Spielzeit nur zwei Siege in zwölf Partien feierte, verliert unter dem Bayer-Kreuz kaum jemand ein schlechtes Wort über den 44Jährigen. „Ich halte ihn für einen sehr guten Trainer“, sagte Kevin Volland. Der mit 14 Treffern torgefährlichste Angreifer der Werkself nimmt den heutigen Kontrahenten in Schutz. Korkut, der seit Januar in Baden-Württemberg an seiner eigenen Erfolgsgeschichte schreibt, habe Bayer 04 vergangenes Jahr in einer schwierigen Phase übernommen und es nicht einfach gehabt. „Er hat eine Struktur in unser Spiel gebracht, die wir davor lange nicht hatten. Er wird hochmotiviert gegen uns sein und einen guten Plan haben. Den hatte er bei uns auch“, lobte Volland.
22 Punkte in elf Spielen hat Korkut bislang mit dem VfB gesammelt – eine Bilanz, die ihm kaum jemand zugetraut hätte. Auch bei den Stuttgarter Anhängern wurde die Verpflichtung des ehemaligen türkischen Nationalspielers, der für Aufstiegstrainer Hannes Wolf Ende Januar übernahm, nicht gerade euphorisch aufgenommen. Im Gegenteil: Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke steckte heftige Kritik für diese Personalentscheidung ein.
Peu á peu hat sich Korkut jedoch das Vertrauen der Anhänger erar- beitet, steht mit seinem Team in der Rückrundentabelle inzwischen auf dem vierten Platz – und damit vor der Werkself. Ein Fakt, auf den auch Heiko Herrlich verwies. Der 46-Jährige hofft trotz der Ausfälle von Jonathan Tah (Faserriss im Hüftbeuger), Wendell (doppelter Bänderriss im Sprunggelenk) und Joel Pohjanpalo (Knochenödem im Sprunggelenk) auf eine engagierte Leistung seines Teams, das nun einen „positiven Druck“verspüre. „Wir haben die Riesenchance, uns mit einem Sieg eine noch bessere Ausgangssituation für die letzten beiden Spiele zu verschaffen“, betonte der 46-Jährige. „Der Druck liegt auf uns allen. Wir werden versuchen, es als Team zu meistern.“
Die hohen Pleiten gegen Bayern und Dortmund zuletzt hätten das Team zurückgeworfen, doch „wir sind in dieser Saison schon häufiger nach Rückschlägen wieder gut zurückgekommen. In entscheidenden Situationen hat die Mannschaft immer wieder beweisen, dass sie unbedingt gewinnen wollte und hat ihre Leistung zum richtigen Zeitpunkt abgerufen.“Auch gegen die defensivstarken Schwaben will Herrlich seine Mannschaft „mutig“spielen lassen.
Ein Fragezeichen steht indes noch hinter Sven Bender. Der Abwehrchef, der gestern mit Zwillingsbruder Lars seinen 29. Geburtstag feierte, klagte im Training über muskuläre Probleme. Sein Einsatz wird sich erst heute entscheiden.